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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sollte.«
    »Du könntest zurückgehen.«
    Er warf eine Handvoll Sand ins Wasser. »Bis wir zurückgehen können, wird sie festgestellt haben, ob sie schwanger ist. Sie wollte eigentlich einen Ehemann, und ich weiß nicht, ob ich das ertragen könnte.«
    Sie legte eine Hand auf seinen muskulösen Arm. »Du hast den Honig gekostet, und nun möchtest du den ganzen Bienenstock. Aber du hast Angst vor dem Alltäglichen, glaubst, es würde dich wahnsinnig machen.«
    »Möglich.«
    »Sag mal, kannst du überhaupt in die Stadt der Toten zurückkehren und leben wie früher? Nach allem, was ich gehört habe, hast du gelebt wie die Schnitzfigur an einer Steinpfeife - hart und unwandelbar.«
    »Ich bin auch nicht sicher, Perle, ob ich wieder in dieses Leben zurückkehren kann.«
    »Was willst du also machen, wenn das hier vorbei ist?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Zunächst einmal müssen wir sehen, ob uns die Macht überleben läßt, und dann werden wir wohl den langen Weg zu Vater Wasser zurückreisen müssen. Was meinst du? Ob ich wohl ein guter Händler wäre?«
    »Ich bin nicht sicher. Es scheint dir ziemlich schwergefallen zu sein, eine Dachsschüssel zu tauschen.«
    Er rieb sich sein entstelltes Gesicht und lachte kurz auf. »Daran muß ich arbeiten. Und auch daran, Skunks zu fangen.«
    Sie bewegten sich wie Wölfe in der Nacht, setzten vorsichtig die Füße auf, schoben die Äste beiseite, um lautlos durch die Dunkelheit vorzurücken.
    In Wanderdrossel stieg ein Hochgefühl auf, das ihm fast die Brust sprengte.
    Ich habe diese Männer ausgebildet. Ich habe ihnen diese Fähigkeiten beigebracht!
    Das Gebiet des Windclans lag wie ein schlafendes Ungeheuer dunkel vor ihnen. Wanderdrossel und Grünspecht hatten diesen Anmarsch geplant, gegen den Wind, um nicht von den Lagerhunden entdeckt zu werden. Sie mußten an zwei kleinen Häusern vorbei, aber niemand hatte sie bemerkt.
    Wanderdrossel brauchte mehrere Kanus für seine zweimal zehn Krieger. Und der Windclan hatte Kanus, lag doch sein Gebiet an der Handelsroute nach Norden zu den Seen. Allerdings wollte der Clan etwas dafür haben, und alles, was Wanderdrossel im Augenblick bieten konnte, waren das Geschick und der Wagemut seiner Krieger.
    Grünspecht schlich in das Gebüsch, und Wanderdrossel gab mit erhobener Hand das Zeichen. Alle Männer blieben auf der Stelle reglos stehen.
    Wie ein Schatten schlüpfte Grünspecht durch das Dunkel, gefolgt von Wanderdrossel. Er konnte die Anlegestelle sehen und umklammerte die Kriegskeule in seiner Hand fester.
    Grünspecht schaute sich das erste der auf den Sand gezogenen Kanus an, ging dann zum nächsten.
    Dort machte er eine Armbewegung, darauf trat Wanderdrossel vor und gab seinen Männern ein Zeichen. Sie eilten herbei, teilten sich auf, und ohne ein Wort trugen sie ein Kanu zum Wasser.
    Grünspecht ging weiter, gab wieder das Zeichen, und die nächste Gruppe Krieger trug das zweite Boot zum Wasser.
    »Was geht hier vor?« fragte eine Stimme in der Händlersprache.
    Wanderdrossels Herz blieb fast stehen, doch er lächelte und trat einen Schritt vor. »Sei gegrüßt! Wer ist da?«
    »Ich heiße Kupferzahn, ein Händler vom Waldkauzclan vom Volk der Ilini.«
    Jetzt konnte Wanderdrossel den Händler sehen. Er saß in dem größten der Kanus am Ufer. Offenbar hatte er, wie die meisten Händler es tun, bei seinen Packen geschlafen. Die Keule über der Schulter trat Wanderdrossel vor.
    »Wir fahren zu unseren Fisch- und Krebsfallen, Kupferzahn. Bis zum Morgen wollen wir dort sein.«
    Der Händler schaute aufs Wasser hinaus. Als er sich zu Wanderdrossel drehte, konnte er nur noch schreien: »Warte! Laß mich…«
    Wanderdrossels Kriegskeule krachte auf Kupferzahns Schädel. Der Klang schien die Nacht zu spalten.
    Der Händler stöhnte kurz auf, dann war wieder Stille.
    Keiner von Wanderdrossels Kriegern hatte sich bewegt. Jetzt suchte Grünspecht die Paddel zusammen und verteilte sie an die Krieger.
    Wanderdrossel untersuchte das Kanu des Händlers. Es war ein schönes Boot voller Packen. Er lächelte und gab das Zeichen. Sofort kamen die restlichen Krieger herbei und schoben das schwere Handelskanu ächzend zum Wasser.
    »Was machen wir mit der Leiche des Händlers?« flüsterte ein Krieger.
    »Weiter flußabwärts werfen wir sie über Bord«, zischte Wanderdrossel. »Erst einmal fort!« Er stieg in das große Handelskanu. Sie paddelten rückwärts in die Strömung hinaus und lenkten das Boot in die schmale Fahrrinne.
    Grünspecht

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