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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie. »Schlaf weiter.«
    Zärtlich schmiegte er sich an sie und schlief wieder ein. Über Perles Wangen liefen Tränen, während sie die Sterne betrachtete, die hoch am Himmel schimmerten und funkelten.
    Ich sehe zu, wie das Feuer herunterbrennt, wie die Glut im Wind aufleuchtet. In einem meiner Träume erzählte mir Weißesche, daß ihm das Gesicht des Wolfträumers in den flackernden Kohlen erschienen sei.
    Und so warte ich… schaue… bedenke die Worte meiner Gefährten. So verzweifelt alle.
    Ich kann das Schluchzen nicht unterdrücken, das mir beinahe die Brust sprengt. Otters würdevolle Entsagung, Schwarzschädels einfache Treue und Perles schreckliche Sachlichkeit - alles hinterläßt ein Gefühl der Leere in mir, als hätte ihre Liebe zueinander mich auf die kahlen, windigen Ebenen der Macht versetzt.
    Um mich herum sehe ich nur Ödland.
    Nichts lebt hier. Außer dem Tod.
    Ich starre auf die flackernden Kohlen.
    Aber ich sehe kein Gesicht.
    Auf dem Schlachtfeld scheint es plötzlich still geworden zu sein.
    Die Entscheidung bleibt mir überlassen.
    Welchen meiner Freunde verurteile ich zum Tode, damit die Maske von Bunte Krähe leben kann?
    Ich schließe die Augen und lache wild und hemmungslos.

46. KAPITEL
    Bleiche Schlange rutschte unbehaglich zur Seite, als der Wind sich drehte und sein Feuer störte.
    Leuchtend gelbe Funken wirbelten mit dem Rauch auf und schwärmten um ihn. »Die Antwort liegt bei Langer Mann.«
    Sternmuschel senkte den Kopf, um Bleiche Schlange nicht ansehen zu müssen. Sie strich über Silberwassers dunkle Locken. Das kleine Mädchen hatte sich in seine Decken gewickelt und vor dem Feuer ausgestreckt.
    »Ich glaube, du irrst dich«, sagte Sternmuschel. »Ich glaube, es ist die Maske.«
    Unablässig schlugen die Wellen auf den Sand, leckten die Schaumränder hinauf, als wollten sie das Heck des auf den Strand gezogenen Kanus fangen.
    Entmutigt und zum Umfallen müde platzte Sternmuschel heraus: »Langer Mann? Geht immer alles auf ihn zurück? Kannst du nicht einen Moment aufhören, deinen Vater zu hassen? Du bist ein Zauberer! Was ist mit der Maske?«
    »Sie ist furchteinflößend.« Er sah Sternmuschel finster an. Der Feuerschein hob seine kräftigen Backenknochen noch hervor. »Aber du mußt daran denken, daß eine Maske genau das ist, eine Hülle für den Geist der Macht - weder gut noch böse. Sie spiegelt etwas wider oder vermittelt, und ein Mensch, der durch sie blickt, sieht mit den Augen von Bunte Krähe, das ist alles.«
    »Sie spricht zu meiner Tochter.«
    Bleiche Schlange drehte sich nach Silberwasser um, die ihn mit leuchtenden Augen ansah, und fragte:
    »Sagt sie dir böse Dinge?«
    Silberwasser preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, wich aber Sternmuschels Blick aus.
    »Bittet sie dich, jemandem weh zu tun?«
    Wieder schüttelte Silberwasser den Kopf.
    »Sag mir, Silberwasser«, bat Bleiche Schlange freundlich, »was bittet dich die Maske zu tun?«
    »Nichts, aber sie… sie zeigt mir Dinge. Ich meine, manchmal zeigt sie mir im Traum Menschen und Orte, die ich nicht kenne. Ich höre Stimmen, die seltsame Worte sprechen, aber ich verstehe, was sie sagen.«
    Sternmuschel nahm ihren Mut zusammen und zwang sich, ruhig zu sprechen. »Hat sie dich jemals gebeten zu töten?«
    Silberwasser schüttelte den Kopf. Sie sah sehr unglücklich aus.
    »Bittet dich die Maske, Gutes zu tun?« fragte Bleiche Schlange. »Menschen zu helfen? Sie vor Schaden zu bewahren? Sie vielleicht vor Gefahren zu warnen?«
    Silberwasser blinzelte und schüttelte wieder den Kopf.
    Bleiche Schlange lächelte beruhigend. »Silberwasser, möchtest du manchmal jemandem weh tun?
    Oder jemandem helfen?«
    Das Mädchen sah Sternmuschel mit flehenden Augen an.
    »Es ist gut, Kleines. Sag einfach die Wahrheit. Ich habe dich lieb.«
    Silberwasser sagte unglücklich: »Bleiche Schlange, ich weiß nicht mehr, was ich will. Außer…
    vielleicht… ich möchte nach Hause.«
    Bleiche Schlange lächelte und zerzauste ihr Haar. »Das kann ich verstehen.« Er blickte auf.
    »Sternmuschel, ich möchte die Maske sehen.«
    Sie schauderte und hob eine Hand, als wollte sie ein schreckliches Ungeheuer abwehren. »Nein! Sie tötet!« Sie schluckte schwer. »Verstehst du nicht? Jeder, der sie bisher angesehen hat, lebt nicht mehr!«
    »Du nicht. Und Silberwasser auch nicht.« Ruhig beobachtete er sie, und seine Stimme klang sehr vernünftig.
    »Aber die alte Frau, mein Mann, Sterngucker, Langer Mann … vielleicht

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