Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
sich auf. »Plant er etwa, Kernholz-Dorf zu überfallen?«
»Er plant, jedes Dorf in seiner Reichweite zu überfallen. Das hängt vom Ausgang des Kampfes mit Muschelweiß ab. Wenn sie stirbt, ist kein Dorf an der Küste mehr sicher.«
Biberpfote sah Schwebestern an. »Hat Kupferkopf darüber gesprochen, wie es ablaufen wird? Ich meine, der Kampf im Dorf des Stehenden Horns.«
Schwebestern streckte sich auf der Seite aus, wischte mit einem Finger die Reste vom Stein und steckte sie in den Mund. Er kaute langsam, um das Aroma zu genießen. »Da steht ein Baum, eine alte Eiche voller Hängemoos, an der nordwestlichen Ecke vom Dorf. Kupferkopf sagt, von dort aus wird Muschelweiß angreifen.«
Biberpfote nickte eifrig. »Und dann?«
Schwebestern machte eine Bewegung, als wollte er Stechmücken verscheuchen. »Dann nimmt er sie gefangen. Er behauptet -«
»Nicht jetzt!« zischte Schwarzer Regen Kahlhecht an, der nach ihren Brüsten tastete.
»Warum denn?« fragte er verwirrt. »Du hast doch nie etwas dagegen gehabt, wenn ich dich streichele.«
»Dann eben heute Abend«, sagte sie. Schroff rutschte sie von ihm weg, stand auf und ging zum Feuer, um ihre Hände zu wärmen.
Schwebestern sah mit glitzernden Augen, wie sie näher kam. In den letzten Tagen war sein Verlangen derart angewachsen, dass er sich kaum noch beherrschen konnte. Schwarzer Regen ließ ihre Blicke über die Schwellung in seinem Lendenschurz gleiten - und lächelte. Er lächelte zurück.
Das könnte sich alles am Ende sehr günstig für sie fügen.
Sie kniete sich neben ihn und küsste ihn auf den Mund. Schwebestern packte sie gewaltsam an den Schultern, warf sie zu Boden, kroch über sie und küsste sie gierig.
»Schwebestern! Um der Sonnenmutter willen! Kannst du denn nicht etwas gewandter vorgehen?« Sie biss ihn und lachte, als er zu bluten anfing.
»Du Hure! Dreckige Hure!« brüllte Schwebestern, packte grob ihre Arme und hielt sie mit einer Hand über ihrem Kopf fest auf dem Boden. Mit der anderen Hand zog er seine angeschwollene Männlichkeit unter dem Schurz hervor.
Schwarzer Regen sah den entgeisterten Ausdruck im Gesicht von Kahlhecht. Er war verängstigt, aber bereit, ihr zu Hilfe zu eilen. Halbherzig kämpfte sie gegen Schwebestern an. »Lass mich los!« befahl sie.
»Du willst es doch!« sagte Schwebestern. »Du hast doch immer die Lust gewollt, nicht Liebe.«
Schwarzer Regen rief: »Hör auf! Schwebestern, lass mich los! Kahlhecht, hilf mir! Er tut mir weh!«
Mit dem Knie zwängte Schwebestern ihre Beine auseinander, warf sich auf sie und drang in sie ein.
Sie trat und schrie, und Kahlhecht fuhr hoch, die Augen weit aufgerissen.
Biberpfote sagte gebieterisch: »Setz dich, Kahlhecht! Sie ist nicht in Gefahr, sie ist -«
»Schweig!« brüllte Kahlhecht, als er sah, wie sie sich wehrte.
Tränen rannen ihr übers Gesicht. Kahlhecht war schreckensbleich. Sie weinte. »Kahlhecht … Oh, bitte, ich bitte dich -«
»Hör auf!« brüllte Kahlhecht. »Schwebestern! Lass sie los!« Er zog den Dolch aus dem Gürtel und stürzte auf die beiden zu.
»Nein!« schrie Biberpfote und sprang auf. »Schwebestern, er ist bewaffnet! Er -«
Kahlhecht packte Schwebestern an den Schultern und riss ihn von Schwarzer Regen weg.
Schwebestern wälzte sich zur Seite und sprang auf, den eigenen Dolch in der Hand, den er in Kahlhecht versenkte.
Biberpfote brüllte auf. »Nein!«
Kahlhecht taumelte zurück und starrte mit offenem Mund auf die Waffe, die in seiner Lunge steckte.
Blut schäumte auf seinen Lippen. Er hustete, rang nach Luft und stolperte über eine Baumwurzel. Der Dolch fiel ihm aus der Hand; er sackte zu Boden, mit zuckenden Händen und Knien.
»O Bruder Erde, nein«, murmelte Biberpfote, als er sich neben Kahlhecht hinkniete.
Die Kräfte verließen den jungen Krieger. Seine Finger krallten sich in den Sand, das Blut floss ihm aus dem Mund. Seine Augen waren jetzt sehr groß. Entsetzt schaute er Biberpfote an. Die Lungen waren voller Blut, er konnte nicht mehr sprechen. Er erstickte, den Blick unverwandt auf Biberpfote gerichtet.
Schwarzer Regen sah fasziniert zu. Diese männlichen Todesrituale hatte sie immer reizvoll gefunden.
»Verzeih mir«, flüsterte Biberpfote. »O Kahlhecht, das ist meine Schuld. Wäre ich nicht gewesen, wärst du nie in diese Lage gekommen, und diese … diese …«
Der Junge starrte blind zu den dunklen Umrissen der Bäume auf, ohne Biberpfote zu hören. Biberpfote ließ den Kopf hängen und schloss
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