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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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mir, bevor das Vogeljunge durch meine Brust bricht und über den Himmel schießt?
    Er hob die nächstgelegene Schale auf und lüftete die darüber gestülpte Schale, die als Deckel diente.
    Sie enthielt dunkle Gänsebratenstücke und große Baumpilze - sogar kalt dufteten sie noch köstlich.
    Sein Magen knurrte. Er setzte den Deckel wieder darauf und stellte sie nahe ans Feuer, um den Inhalt aufzuwärmen; dann untersuchte er nacheinander die anderen vier Schalen und fand darin Dattelpflaumen, Hickorynüsse, Holunderbeeren und gerösteten Katzenfisch.
    Ein scharfes Knacken kam aus dem Wald, und als er aufsah, gewahrte er einen weißbraunen Farbfleck - einen Weißwedelhirsch, der in nächster Nähe graste, wo die Baumriesen so viel Licht einfallen ließen, dass die Grashalme gut in die Höhe wachsen konnten. Die Hirschkuh hob sichernd den Kopf, und er flüsterte: »Alles ist gut, Schwester. Ich werde dir nichts tun. Friss nach Herzenslust, heute bist du hier sicher.«
    Die Hirschkuh stand unbewegt, zuckte mit dem Schwanz und senkte den Kopf. Teichläufer hörte die Grashalme knistern, als sie sich wieder eine Hand voll abriss.
    Teichläufer schürte sein Feuer mit einem Stecken und beobachtete Muschelweiß. Sie lag auf der linken Seite, den Kopf auf einem Arm, die Decke so weit hochgezogen, dass sie gerade die bloßen Brüste bedeckte. Das Haar fiel ihr über den Rücken, und die Silberstränge leuchteten im Morgenlicht.
    Sie sah so wunderschön aus, so verletzlich. Das Blut schoss ihm ins Gesicht. In der letzten Nacht hatte er sich sehr als Mann gefühlt, und das hatte er ihr zu verdanken. Stärker war er geworden, älter. Das hatte er nicht erwartet, dass er mit seiner neuen Frau so glücklich sein würde. Und er liebte sie. O heilige Geister, wie er sie liebte!
    Sie regte sich, als spürte sie seine starken Gefühlsaufwallungen. Teichläufer flüsterte: »Schlaf. Das Frühstück ist noch nicht warm. Du bist bestimmt noch sehr müde.« Muschelweiß stützte sich auf einen Ellbogen, gähnte und kämmte sich mit den Fingern das Haar aus dem Gesicht. »Du musst auch müde sein. Wenn ich mich bewegt habe, hast du mich jedes Mal gestreichelt. Komm doch zurück und schlaf weiter mit mir, Teichläufer. Wir können die Ruhepause beide gut gebrauchen, und niemand achtet darauf, ob wir uns vor dem Nachmittag im Dorf zeigen.« Sie hatte dunkle Ringe um die Augen und sah wirklich mitgenommen aus.
    »Und unser Essen?«
    »Das läuft uns nicht davon«, erwiderte sie und streckte ihm eine Hand entgegen.
    Teichläufer kam zu ihr und schlüpfte wieder unter die warme Decke, das Gesicht ihr zugewandt.
    Muschelweiß schlang einen Arm um ihn und zog ihn an sich heran. Zärtlich glitt seine Hand über ihre Seite und die Wölbung ihrer Hüften. Ihre Brust weitete sich beim Einatmen, und sie lächelte.
    Er streichelte sie weiter, weil ihn das beruhigte. Ihre Haut war so unglaublich weich. Nach einiger Zeit flüsterte sie: »Du schläfst ja nicht, Teichläufer.«
    »Tut mir Leid. Ich muss dauernd an den Traum denken, den ich in der Nacht gehabt habe.«
    »Einen Traum?« murmelte sie.
    »Ja, er war sehr sonderbar.«
    »Ein Traum wovon?«
    Teichläufer verwunderte sich noch eine ganze Weile über die seidige Beschaffenheit ihrer Haut. »Von einer Schildpatt-Puppe.«
    »Einer Puppe?«
    »Ja.« Er holte sich das Bild der Puppe wieder vor seine Seelen und sah die verschlissene Tunika und die verblichenen Farben vor sich. »Sie ist sicher sehr alt, mit einem abgetragenen Gewand, und hat lange schwarze Haare. Da war bestimmt einmal ein Gesicht darauf gemalt, weil da immer noch schwache Farbflecke -«
    Schnell wie ein Blitz warf sie die Decke zurück, und nackt, wie sie nun war, packte sie seine Hand, die Augen wie schwarze Obsidian-Perlen. »Wo hast du sie gesehen?«
    »Was ist denn?« fragte er erschrocken. »Was ist los?«
    »Sag's!«
    »In meinem Traum letzte Nacht. Sie tanzte vor meinen Augen, mit wirbelndem Rock. Warum? Wem gehört sie?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie ruhiger, »vielleicht meinem Sohn.«
    »Deinem Sohn? Du meinst Stacheljunge?«
    Sie ließ seine Hand los und setzte sich aufrecht hin. Ihre Brüste schimmerten im schwachen Sonnenstrahl. Schweißtröpfchen hatten sich auf ihrer Stupsnase und den hohen Backenknochen gebildet. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Verzeih, Teichläufer, ich wollte dich nicht erschrecken. Es ist nur so, dass diese Puppe mir einmal etwas bedeutet hat, wenn es dieselbe Puppe ist.
    Und was

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