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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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einen Pfosten gelehnt. Er hatte einen schwarzen Lendenschurz angelegt. Nichts schmückte seinen schlanken, großen Körper, und sein ergrauendes Haar hing ihm frei über die Schultern. Seine dunklen Augen waren starr auf die Meerfrau gerichtet, die heute in kristallischem Blau erglänzte. Dreimal zehn Handbreit entfernt saßen vier Wachtposten und würfelten mit bemalten Palmsamen. Ihr Gelächter umwehte Tauchvogel wie die Fetzen eines Alptraums. Nach acht Tagen kannte er die Stimme jedes Mannes, und selbst wenn sie noch mitten in dem großen Dorf waren, konnte er sie einzeln erkennen.
    Wurzelkrebs wiegte sich vor und zurück und rang die Hände im Schoß. »Der Geistälteste hat mich aufgefordert, mit dir zu sprechen. Ich selbst will es nicht, die Erinnerungen schmerzen mich noch zu sehr, aber da er mich gebeten hat, will ich es tun.« Er benetzte die dünnen Lippen. »Es geschah dies -«
    »Ich will deine Geschichte nicht hören.«
    Wurzelkrebs sah zu Kupferkopf hinüber, der sich jedoch nicht umdrehte. Er blinzelte nicht einmal. Es war, als ob er dem Gespräch gar nicht zuhörte.
    Wurzelkrebs schluckte nervös und fuhr fort: »Es geschah vor zweimal zehn und acht Sommern, im Mond der Neuen Geweihe. Zu der Zeit lebte ich mit meiner Familie weit im Binnenland, an einem flachen See. Ich hatte eine Frau …«, seine alte Stimme brach, und er brauchte etwas Zeit, um sich wieder zu fassen. »Und drei kleine Kinder, zwei, fünf und sechs Sommer alt. Sehr hübsche Kinder.
    Wir sammelten gemeinsam zarte Frühlingsknollen, gruben mit unseren Grabstöcken und lachten dabei. Ich hörte als Erster die Krieger kommen und schrie meiner Frau zu -«
    »Geh weg!« brüllte Tauchvogel. Er setzte sich auf und schrie dem alten Mann ins Gesicht: »Das kümmert mich nicht, was mit deiner Familie geschah.«
    Die Posten wandten sich mit funkelnden Augen schnell zu ihm um, und ein paar Hunde rasten bellend auf die Hütte zu. Im ganzen Dorf erhoben sich die Leute von ihren alltäglichen Arbeiten und sahen zu ihm hin. Ein Gemurmel setzte ein.
    Wurzelkrebs setzte sich auf seine Absätze zurück und wandte sich wieder Kupferkopf zu. Der aber regte sich lange nicht, nickte dann einmal, aber nur andeutungsweise, so dass ein Außenstehender es vermutlich gar nicht wahrnehmen konnte.
    Verzweifelt blickte Wurzelkrebs Tauchvogel in die kalten Augen, und sein Blick bat ihn, doch zuzuhören. Sein Mund formte das Wort ›Bitte‹. Ob der alte Mann später dafür leiden musste, wenn Tauchvogel ablehnte? Tauchvogel verstand dieses Dorf nicht. Offenkundig herrschte Kupferkopf mit Angst und Schrecken über diese Menschen, doch gleichzeitig verehrten sie ihn, als wäre er einer der Leuchtleute.
    Wurzelkrebs wischte sich den Schweiß von der Glatze und stieß den Atem hörbar aus. »Ich brüllte meine Frau an, sie hieß Rosenzweig, und sie rannte zu den Kindern, aber die Krieger von Kupferkopf waren schneller. Die Kriegerin Muschelweiß schlug Rosenzweig mit ihrer Kriegskeule auf den Kopf und rannte dann zu den Kindern. Die kreischten vor Angst und sprangen davon, um sich hinter gefallenen Stämmen oder in Sträuchern zu verstecken, aber Muschelweiß fand jedes Einzelne. Sie …« Wurzelkrebs presste die gefalteten Hände so fest gegeneinander, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Muschelweiß zerrte alle meine Kinder heraus und stach ihnen mit dem Dolch ins Herz. Laut stieß sie einen Kriegsschrei aus und … und nahm sich meine jüngste Tochter vor, zwei Sommer alt … zerrte ihr die Armbänder ab und riss das Kettchen von ihrem kleinen Hals.
    Kupferkopf lief auf sie zu, als sie sich über mein zweites Kind beugte, meinen Sohn, fünf Sommer alt, und packte sie an der Hand, um zu verhindern, dass sie auch ihn beraubte. Sie rangen miteinander.«
    Der alte Mann wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus den hohlen Wangen. »Ich habe noch nie gesehen, wie sich zwei aus demselben Lager so wild bekämpften. Sie schlug ihm mit ihrer Klingenbesetzten Keule auf die Schulter, und da sah ich Blut spritzen …«
    Unwillkürlich blickte Tauchvogel hoch auf die ausgezackte Narbe, die Kupferkopf von der linken Schulter im Winkel den Rücken hinunterlief. Eine alte Narbe, die zu einer bleichen, glänzenden Fleischbrücke zusammengewachsen war.
    »Kupferkopf warf sie zu Boden«, fuhr Wurzelkrebs fort, »und wand ihr die Keule aus der Hand. Sie schrie und trat aus, aber er hielt sie fest.« Wurzelkrebs senkte den Blick auf seine Hände im Schoß und stemmte die Finger

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