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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Ehrwürdigen Mutter der Ersten Menschen aufsteigen zu sehen, aber jetzt wünschte er, sie wäre nur eine gewöhnliche alte Frau vom Coyote-Clan. In den letzten Tagen hatte er sich sehr einsam gefühlt. Trauertaube fehlte ihm. Sie hatten beide eine so innige Vertrautheit erfahren, wie er sie nie bei Federstein finden würde, ganz gleich, wie stark ihre gegenseitige Zuneigung auch war. Trauertaube war seine Freundin gewesen; sie hatten sich gegenseitig geholfen, soweit es die Umstände zuließen, und nächtelang wachgelegen, nur miteinander redend. Oh, er sehnte sich nach dieser Nähe, nach dem beglückenden Gefühl, wie sie in seinen Armen schlief.
    Sie ist weggelaufen, du Narr - also laß sie!
    Kriecher breitete kniend Federsteins Schlafmatten auf dem Boden aus und legte zwei gefaltete Decken ans Fußende, die weiche rot-weiße als oberste, so wie sie es gern hatte.
    »Kriecher?«
    »Ja, ich bin hier.« Er drehte sich zur Tür.
    Spannerraupe trat mit zwei kleinen Säcken ein. Sein blau-brauner Umhang, aus feinstem Stoff gewoben, schimmerte im Licht.
    »Was hast du in den Säckchen?« fragte Kriecher.
    »Dünenkranich hat die Sklavenzimmer ausgeräumt. Die Sklaven sind so schnell weggerannt, daß sie gar keine Zeit mehr hatten, um etwas mitzunehmen. Das sind Sachen aus dem Quartier von Trauertaube und Schwalbenschwanz. Ich hab mir gedacht, du möchtest sie vielleicht durchsehen.« Spannerraupe senkte verlegen den Kopf. »Ich weiß, wie sehr dir Trauertaube fehlt. Da kam mir der Gedanke, daß ein Erinnerungsstück, etwas, was sie liebte, dir vielleicht hilft.«
    »Ich danke dir, Gesegnete Sonne.«
    Spannerraupe hielt ihm die Säckchen hin. Kriecher nahm sie und setzte sie neben der Feuerschale ab. Er band die Schnüre auf und sagte: »Trauertaube wäre sicher sehr glücklich gewesen, dich als Gesegnete Sonne zu sehen.«
    Spannerraupe ging zum Ostfenster und blickte auf die Große Säule. »Ich kann immer noch nicht an die Geschichte glauben, die du mir erzählt hast, daß sie mich als die Erfüllung der Prophezeiungen der Feuerhunde gesehen hat.«
    »Hat sie aber.«
    Kriecher stülpte das Säckchen von Trauertaube um und leerte den Inhalt vorsichtig auf dem Boden aus. Was für eine armselige Sammlung: ein Paar primitiv gearbeiteter Sandalen, eine Tonscherbe, rund geschliffen und als Anhänger an einer Schnur befestigt, ein braunes Kleid, zerschlissen und an den Ellbogen abgetragen, ein schönes rotes Kleid, ein Geschenk von Schlangenhaupt. Kriecher nahm es mit zwei Fingern und ließ es etwas weiter weg fallen: Er hatte es berührt. Es waren noch ein paar andere Sachen dabei, nichts davon auffallend. Kriecher strich zärtlich über den Anhänger, sie hatte ihn oft getragen. Er legte ihn sich um den Hals, so daß er über seinem Herzen hing.
    »Ja«, sagte Kriecher, »sie glaubte daran. Ich glaube, sie hat ihr ganzes Leben nur daran gearbeitet, daß du einmal die Gesegnete Sonne wirst.«
    Bei dieser Aussage fühlte sich Spannerraupe unbehaglich. Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich weiß nicht, wie ich das verstehen soll. Ich bin so untauglich. Möglicherweise hat sie sogar recht.« »Daß du das Volk des Rechten Wegs vernichten wirst?« Kriecher lachte leise. »Glaube ich nicht. Du brauchst vielleicht etwas Zeit, um dich an deine neue Stellung zu gewöhnen, aber du wirst das schon sehr gut machen, Spannerraupe. Du hast das Herz eines großen Führers. Und Federstein wird dir nach Kräften helfen. Ich habe immer darum gebetet, daß ihr beide eines Tages das Volk führen werdet.« »Hat Schwalbenschwanz auch geglaubt, ich würde die Prophezeiungen erfüllen? Ich habe ihn nicht so gut gekannt.«
    »Kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, daß er Schlangenhaupt haßte; er hätte alles getan, um Schlangenhaupt zugrunde zu richten und einen andern an seine Stelle zu setzen. Der arme Junge mußte zusehen, wie seine Mutter immer wieder mißbraucht worden ist, aber als Sklave konnte er nichts ausrichten. Es hat ihn tief verletzt. Als Kind hat er mich immer gebeten, ich solle ihm sagen, daß ich sein Vater sei. Konnte ich natürlich nicht.«
    »Meinst du, Schlangenhaupt war sein Vater?«
    Kriecher zuckte die Achseln. »Trauertaube hat nie davon gesprochen. Aber der Junge sah Schlangenhaupt ähnlich. Er war auch so hoch aufgeschossen, hatte die gleichen dunklen Augen, und ich weiß, daß ihr Schlangenhaupt erlaubt hat, das Kind auszutragen. Ich habe einfach angenommen …« Er verstummte, als er den Sack von Schwalbenschwanz

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