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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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mir gut zu, Junge!« knurrte Dachsbogen mit verächtlich verzogenem Mund. »Wenn du dich nicht mit den Ältesten unseres Volks berätst, bevor du uns alle in eine solche Gefahr bringst -« Schlangenhaupt sprang mit einem Satz auf die Beine und stand hoch aufgerichtet vor dem Feuer. Sein blaues Hemd flatterte im Wind. »Sag du mir nicht, was ich zu tun habe«, schrie er. »Ich bin die Gesegnete Sonne. Und ich sage dir, was du zu tun hast, du Gemachter Mensch! Unterstehe dich niemals -«
    Fichtenzapfen zog die Sehne zurück, zielte auf Schlangenhaupts Rücken und ließ los. Der Pfeil traf Schlangenhaupt genau zwischen die Schultern und durchbohrte mindestens eine Lunge. Schlangenhaupt schwankte, starrte offenen Mundes auf die andern. Dann stieß er einen schrecklichen Schrei aus. »Ich bin getroffen«, kreischte er. »O heilige Götter!«
    »Spannerraupe!« brüllte Kriecher. »Lauf-«
    Aber der Befehlshaber war bereits auf den Beinen und lief ins Dunkel. Schlangenhaupt hatte so geschwankt, daß die Herkunft des Pfeils nicht mehr festzustellen war. Fichtenzapfen sah ihn nach Nordosten rennen und hörte ihn brüllen, daß die Krieger ihm folgen sollten.
    Die Knie von Schlangenhaupt gaben nach. Er sank zu Boden und griff nach der schwarz glänzenden Spitze, die aus der rechten Brust herausragte. »Hilfe!« schrie er. »Hilfe! Helft mir…« Blasiges Blut quoll ihm aus dem Mund. »Rettet mich denn niemand?«
    Die Ältesten umstanden ihn, untersuchten die Wunde und schüttelten die Köpfe. Schlangenhaupt hustete mehr Blut aus, erstickte fast daran, die Augen quollen ihm aus dem Kopf.
    Lautlos wie eine Klapperschlange kroch Fichtenzapfen rückwärts aus dem Busch und betete, das Heulen des Windes möge seinen Rückzug decken.
    Als er in die Finsternis ganz unten am Hang eintauchte, erhob er sich und rannte mit aller Kraft um den Hügel herum in die flache Wüste.
    Er hörte die sirrenden Pfeile. Einer verfehlte ihn um eine Körperlänge und landete vor ihm. Der nächste fuhr ihm in die Seite wie ein geschleuderter Stein. Er wankte, spürte einen brennenden Schmerz in seiner Niere, trabte unsicher weiter und hielt den bunt befiederten Schaft fest. Stampfende Schritte kamen näher. Ein weiterer Pfeil traf ihn in den Rücken, und ein schmerzhafter Stich fuhr ihm durch die Brust. Fichtenzapfen stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden, das Gesicht im Sand. Er zog die Knie an und bemühte sich zu kriechen.
    Ein mokassinbekleideter Fuß trat ihn brutal, so daß er auf den Rücken rollte. Fichtenzapfen starrte zu den glitzernden Abendleuten empor - und in die erschrockenen Gesichter seiner Freunde von einst: Spannerraupe, Zehengriff, Kleine Ratte…
    »Fichtenzapfen?« rief Spannerraupe und fiel neben ihm auf die Knie. Angesichts des Entsetzens auf dem Gesicht seines Freundes fühlte sich Fichtenzapfen ganz leer. »Fichtenzapfen, was machst du hier draußen? Warum hast du das getan? Ich hätte nie geglaubt -«
    »Komm näher, alter Freund!«
    Spannerraupe beugte sich über ihn, sah in das verzerrte Gesicht und auf das Blut, das dem Freund warm über die Brust lief.
    »Hör zu«, keuchte Fichtenzapfen und packte mühsam den roten Ärmel von Spannerraupe. Seine Finger zerrten an dem Stoff. »Schlangenhaupt … hat unser Volk verraten. Ich habe Nachrichten überbracht … zwischen ihm und Eichelhäher.«
    »Eichelhäher?«
    »Ja, und… Eichelhäher hat Schlangenhaupt dazu verleitet… achtzig Krieger mitzubringen -« »Warum hat Schlangenhaupt mit Eichelhäher verhandelt?«
    »Schlangenhaupt… hat versucht, ein Bündnis herzustellen … hinter dem Rücken der Ältesten.« »Ich verstehe«, sagte Spannerraupe, und seine Augen suchten das Dunkel ab. »Wo ist Eichelhäher jetzt?«
    Fichtenzapfen zog ihn schwach am Hemd. Der Pfeil war unten durch seine rechte Lunge gefahren, und er spürte, wie das Blut seine Brust füllte, sie anschwellen ließ und ihm die Luft abschnitt. Gleich würde ihm dieses warme Blut in die Kehle steigen und seine andere Lunge füllen. »Eichelhäher… er ist… in Krallenstadt. Überfällt Krallenstadt.«
    Spannerraupe senkte den Kopf und ballte die Fäuste. »Vergebt mir, ihr Götter! Wir müssen nach Hause! Ich habe die Stadt verlassen -«
    »Dafür ist es… zu spät. Du kannst versuchen… Eichelhäher den Weg abzuschneiden… auf dem Südwest-Weg… hat wahrscheinlich… Gefangene.«
    Fichtenzapfen hustete, und Blutschaum quoll ihm aus dem Mund. Er fühlte sich erschöpft, so müde, als wäre

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