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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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du's getan?«
    »Natürlich nicht«, sagte Eisenholz scharf. »Wie kannst du nur so ein bösartiges Gerede glauben? Nordlicht hat niemals jemanden verletzt, er -«
    Sängerling machte eine scharfe, schneidende Handbewegung, um Eisenholz zum Schweigen zu bringen. »Antworte mir, Nordlicht.«
    Die Runzeln um Dünes Augen vertieften sich. Er seufzte müde. »Es ist an der Zeit, daß er die Wahrheit erfährt, Nordlicht.«
    Nordlicht nickte und packte Strähnen seines langen schwarzen Haares, wie um sich daran zu erinnern, daß er wach und nicht in einem Alptraum verloren wäre. Sehr leise erwiderte er: »Bitte, hör mich an, Sängerling. Bevor Krähenbart ins Land der Hohokam aufbrach, sagte er mir, er habe seine Meinung geändert und werde sein Wort, das er Düne gegeben hatte, nicht halten, daß nämlich sowohl du als auch deine Mutter am Leben bleiben könnten. Er werde dich nur auf Kosten des Lebens deiner Mutter am Leben lassen, sagte er. Entweder du oder sie. Wenn Rehkitz am Leben bliebe, könnte er immer leugnen, etwas mit ihr zu tun gehabt zu haben: Es würde keine Beweise geben, weil du ja tot wärst. Und was galt schon das Wort einer Sklavin gegen das Wort der Gesegneten Sonne? Krähenbart war außer sich geraten. Er hatte Angst, daß Nachtsonne sich von ihm scheiden lassen wollte und ihn verarmt zurückließe. Er wußte nicht mehr, was gut und böse war wenn er es überhaupt je gewußt hatte.« Eisenholz ließ Nachtsonne los und setzte sich aufrecht hin. »Was sagst du da?«
    Nordlicht zögerte; dann richtete er seinen Blick fest auf Sängerling. »Ich … ich war nicht in dieser Welt, Sängerling. Sechzehn Tage lang bin ich herumgelaufen und habe mit den Göttern gesprochen. Der Tag, an dem deine Mutter starb, war der Tag, an dem mich die Thlatsinas zum ersten Mal besuchten. Sie erschienen in einer Lichtsäule und schritten an meiner Seite den Pfad der Sonnenumkehr hinunter. Ich wollte das nicht glauben, was sie mir sagten, aber ich -« Sängerling stellte sich breitbeinig vor ihn hin. »Hast du meine Mutter getötet?«
    Düne legte sich die verkrümmten Finger auf die Augen. Eisenholz und Nachtsonne blieben reglos und stumm.
    »Ich - ich bat die Thlatsinas, mir die Verantwortung abzunehmen … mir die Wahl zwischen dir und deiner Mutter ersparen. Aber sie beharrten darauf, ich müsse es tun. Der Wolf-Thlatsina enthüllte mir einen Traum. Darin sah ich, daß eine am Leben bleibende Rehkitz mit Sicherheit den Tod des Volks des Rechten Wegs bedeutete, einen Tod als Folge einer lange währenden Verderbnis« - Nordlicht streckte Sängerling beide Hände entgegen - »aber daß deine Geburt den Beginn eines neuen Zeitalters einleiten würde: einer Zeit, die das Alte hinwegwischte und in der eine saubere, helle Zukunft sich denen enthüllen würde, die den Mut hätten, danach zu suchen. Es würde eine neue Lebensweise erfordern, das schon, aber «
    »Also…« Die Tränen schössen Sängerling in die Augen, seine Kehle war wie zugeschnürt, und er bemühte sich, seine Stimme zu beherrschen. »Hast du meine Mutter getötet.«
    Nordlichts ausgestreckte Hände zitterten. Er zog sie zurück und verbarg sie unter seinen Armen. Nach einer Weile nickte er. »Ja.«
    Düne sagte: »Und er hat dich gerettet, Sängerling.«
    Sängerling fand keine Worte. Er legte den Kopf zurück, schaute zum Dach und schloß die Augen. Eisenholz fragte: »Nordlicht, warum hast du mir das nicht erzählt? Ich hätte sicher einen Weg gefunden, um dir zu helfen. Wir hätten Mutter und Kind weggeschafft, ich weiß nicht, wie, aber ich hätte mir etwas ausgedacht.« »Zu jener Zeit hattest du selbst schon genug Lasten zu tragen, Eisenholz. Diese Entscheidung mußte ich allein treffen.«
    Als ob diese schöne Stimme, die jetzt so gequält klang, in Sängerlings Seele Bilder beschwor, die auch Nordlicht gesehen hatte, sah er, kurz vorbeihuschend, im Geiste einen gutaussehenden jungen Mann, der im Schatten der Götter wandelte und zu verdrängen versuchte, was die göttlichen Stimmen ihm sagen wollten, obwohl er wußte, daß das unmöglich war.
    Hätte ich mehr Kraft als Nordlicht gehabt? Hätte ich den Göttern sagen können, daß ich ihnen nicht glaubte? Daß es einen anderen Weg geben müsse? Daß sogar Götter nicht immer alles wissen konnten?
    Heiser fragte er: »Düne, hast du davon gewußt?«
    »Erst seit der Nacht, als Nordlicht dich in meine Arme legte. Ich war damals in Krallenstadt, wegen der Sonnenwend-Feiern. Er hat mir gesagt, was er

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