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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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jedenfalls seine Tochter.
    Muschelkamm streifte den Federnumhang von ihren Schultern und ließ ihn über die Rundung ihrer Hüften hinabgleiten, als die Hitze des Feuers sie erreichte. Endlich wich die Eiseskälte aus ihren Knochen, so wie am Ende auch Trauer und Verwirrung von ihr weichen würden.
    Das dritte ihrer sechs Kinder war bei der Geburt gestorben; zwei Mädchen und drei Jungen waren am Leben geblieben.
    Der älteste Sohn, Weißes Bein, war mit sechzehn Sommern auf offener See von einem furchtbaren Sturm überrascht worden und ertrunken. Sein Kanu war am Westufer gelandet, aber seine Leiche wurde nie gefunden. Ihr dritter Sohn, Seetaucher, war in seinem fünften Jahr von einem Blitz erschlagen worden; sein versengter Körper hatte unter einer zersplitterten schwarzen Eiche gelegen. Die Narbe, die sich über die Borke schraubenförmig nach unten wand, war immer noch zu sehen.
    Das Fieber hatte ihre älteste Tochter getötet, kaum ein Jahr nach ihrer Geburt. Was Kinder betraf, hatte sie nie Glück gehabt. Aber dies war ein Erbe der weiblichen Linie ihres Geschlechts, wie Jagender Falke bestätigen würde, wenn sie nur den Mut dazu hätte.
    Soll ich noch einmal versuchen, ein Kind zu bekommen ?
    Zuweilen fragte sie sich, ob irgendeine böse Macht in sie hineingeglitten war und sie mit Gift durchtränkt hatte, um die Früchte ihres Leibes zu verderben. Woher sonst rührte dieses unstillbare Verlangen? Warum hatte sie so oft jede Vorsicht außer Acht gelassen? Warum hatte der falsche Same sich ihrer so oft bemächtigt?
    Muschelkamm schauderte bei diesen Gedanken und war sich doch der Begierde bewusst, die in ihr erwachte, als sie Kupferdonner betrachtete.
    Der Große Tayac hockte ihr gegenüber am Feuer, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen.
    Schön konnte man ihn nicht nennen. Die Nase war zu groß für sein Gesicht, und sein Kinn erinnerte an das Gebiss einer Schnappschildkröte. Gabelförmige Tätowierungen umgaben seine Augen, und ein schwarzer Querstreifen lief, der Kinnlinie folgend, über den Mund. Ältere Tätowierungen waren verblasst und hatten die Farbe seiner mit Schminke bedeckten Haut angenommen. Er trug das Haar hoch gekämmt, an den Seiten war der Schädel abrasiert. Nein, schön war er nicht, aber wenn er Muschelkamm ansah, erschauerte sie unter seinem durchdringenden Blick. Geheimnisse verbargen sich hinter diesen finster blickenden Augen, die manchmal auch eine schnelle Auffassung verrieten.
    Beim kleinsten Vorwand würde er töten, und wenn er zuschlug, dann tat er es sicher wie eine Klapperschlange: blitzschnell, erbarmungslos und ebenso kaltblütig.
    Und dieser Schlange haben wir Rote Schlinge versprochen? Worauf haben wir uns da eingelassen?
    Muschelkamms gepeinigte Seele litt.
    Kupferdonner trug ein braunes Bärenfell über der linken Schulter, das die rechte Brusthälfte nackt ließ. Ein Muschelschmuck, an einem engen Halsband befestigt, hing über der Halsbeuge; in die polierte weiße Muschel war das Bild einer großen Spinne eingeritzt. Darunter hing eine mit Kupferperlen reich verzierte Halskette, sie leuchtete im Feuerschein.
    Die Schösse seines Lendenschurzes waren vorn und hinten bunt. Die Muscheln, mit denen die Schärpe verziert war, funkelten im Licht. Er hatte eine zusammengefaltete Decke neben sich gelegt. Leggings und Mokassins waren feucht, er war offenbar lange draußen gewesen.
    Er wandte den Blick zu den Flammen, die um das brennende Holz leckten. Hinter ihm saßen zehn Krieger mit untergeschlagenen Beinen auf den Matten. Sie hatten ihre Schlaffelle schon zusammengerollt neben die Langhaustür gelegt und waren zum Aufbruch bereit. Sie sprachen leise miteinander und lachten, als die Rede auf das Festmahl und den neu erfundenen Frauentanz vom vergangenen Abend kam.
    Kupferdonner deutete auf den Topf über dem Feuer. »Schon fertig?« fragte er mit seinem harten Akzent.
    Muschelkamm zwang sich zur Ruhe. »Bald, Großer Tayac, gleich. Wir haben noch eine Schale mit geräuchertem Fisch hinzugegeben, und der muss noch garen. Ich möchte nicht, dass du fortgehst und von dem schlechten Essen berichtest, das du bei uns bekommen hast.«
    Sein Lächeln drang nicht in die harten Augen vor. »Sei versichert, Muschelkamm, dass ich euch vollkommen zufrieden verlassen werde.«
    Es war tatsächlich ein Fehler gewesen, Rote Schlinge dieser Spinne zu versprechen. Anders als andere Häuptlinge hatte sich Kupferdonner seinen eigenen Herrschaftsbereich abgesteckt, aus dem Gebiet von

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