Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
erstgeborene Sohn von Weiße Möwe, gezeugt von Steinspan.« Er lächelte boshaft. »Oder du bläst den Überfall ab, und dann vergesse ich, dass ich dich jemals hier gesehen habe.«
    Wasserschlange hob eine Braue. »Und was ist mit Kupferdonner? Glaubst du, ich könnte diesen Emporkömmling einfach so laufen lassen? Ich bin seit sechs Tagen auf dem Kriegspfad und versäume die Sonnenwendfeiern. Ich will nicht mit leeren Händen nach Hause zurückkehren.«
    »Nein, du nimmst mich mit, und wir prüfen deine Berechtigung, Mamanatowick zu sein. Entweder das - oder du bringst meine Leiche nach Hause und erklärst dort, warum du deinen Clan-Ältesten getötet hast. Das ist alles, was ich dir anbieten kann. Also, entscheide dich, hier und jetzt!«
    »Ach, nein, das gefällt mir gar nicht.« Wasserschlange blickte Jaguar und Neuntöter grollend an und wog die Möglichkeiten ab. Aber keine schien ihm annehmbar.
    »Das glaube ich gern. Jedoch, Neffe, ich kenne mich aus, was das Gesetz des Clans und meine Rechte betrifft, ebenso wie du. Du weißt genau, wer ich bin, oder?«
    Wasserschlange schluckte voller Abscheu, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, seine Feinde zu besiegen, und seinen Pflichten den Sippengesetzen gegenüber.
    »Vielleicht könntet ihr mit vollen Bäuchen nach Hause gehen.« Neuntöter mischte sich ein. »Als Mitglied des Grünstein-Clans biete ich euch unsere Gastfreundschaft.« Er schaute in die Runde. »Du hast eine Menge Krieger bei dir; es könnte sein, dass ein Festessen die Mittel der Weroansqua übermäßig beansprucht, aber wenn wir zu einer Verständigung kämen, sagen wir, dass für die Dauer der nächsten zwei Blätterblüten kein Überfall mehr stattfindet, dann würde ich wetten, dass die Unabhängigen Dörfer einspringen.«
    »Und ich glaube, ich könnte dir die Brühe noch versüßen.« Jaguar gab Neuntöter die Keule zurück.
    »Ich biete dir die Rückkehr einer anderen Verwandten an. Heute nennt man sie Motte, aber du hast sie als Süßholz gekannt.«
    »Die Schwester von Spätherbst? Sie war die zweite Frau von Weißes Feuer.« Wasserschlange bedachte die Folgen. »Die Weroansqua wäre einverstanden?«
    Jaguar sagte gleichmütig: »Ich glaube, sie wäre sehr erfreut, dich und deine Krieger unterhalten und bewirten zu dürfen. Motte ist die Sklavin eines Mannes, der mir einen Gefallen schuldet. Bis jetzt hast du niemanden getötet, oder?«
    »Nur einen Späher im Wald. Der andere konnte fliehen und warnte die anderen.« Wasserschlange neigte den Kopf. »Vielleicht ein Geschenk an den Clan des toten Kriegers …?«
    »So könnte man es regeln«, sagte Neuntöter zustimmend.
    »Aber nur für zwei Blätterblüten.« Wasserschlange beharrte darauf. »Und den Emporkömmling nehme ich mir selbst vor.«
    »Damit bin ich einverstanden«, sagte Jaguar liebenswürdig.
    »Ich glaube allerdings, dass auch er mit einer anderen Regelung einverstanden wäre.«
    Wasserschlange lächelte listig. »Die wäre nur von kurzer Dauer. Am Ende bekomme ich diese Dörfer ohnehin.«
    »Vielleicht«, erwiderte Jaguar. »Aber im Augenblick erfüllen sie noch eine Aufgabe. Was du an Autorität verlierst, gewinnst du dadurch zurück, dass sie dir als Puffer gegen die Conoy von Steinfrosch dienen. Ein weiser Mamanatowick würde dies bedenken!«
    »Du hältst mich für weise?«
    »Das liegt uns doch im Blut, Neffe.«
    Es war die erste Nacht der Sonnenwende. Sonnenmuschel lag im Langhaus von Rosenknospe auf dem Rücken. Sie hatte stechende Schmerzen und das Fieber verwirrte ihre Sinne. Das lange Haar lag in einem glänzenden schwarzen Halbkreis ausgebreitet um ihren Kopf; der magere Körper sonderte eine Menge Schweiß ab. Sie hatte gerade so viel Kraft, um im Feuerschein die Schatten über die Wände tanzen zu sehen. Das Hauptfeuer war zu einer kleinen gleichmäßig flackernden Lohe heruntergebrannt. Im Haus war es totenstill, doch von draußen hörte sie das Singen, das Händeklatschen und das Keuchen der eifrigen Tänzer auf dem Platz.
    Das Gespräch über den Tod von Schwarzer Dorn hatte sie gehört. Sie hatte im Dorf des Weroanzi gelebt und ihn als guten und gerechten Mann kennen gelernt, obwohl er sie an jenem Tag auf dem Platz so schlecht behandelt hatte. Was wird Drei Myrten ohne ihn anfangen?
    Wilder Fuchs hat Blutschande mit Rote Schlinge begangen.
    Sie schloss die Augen vor dieser grausigen Wahrheit und strich mit den Fingern über das weiche Hirschfell auf ihrer Brust. So lange schon hatte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher