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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Krieg gegen den Mamanatowick beginnen.«
    »Ich war empört, Ältester, ich musste irgendetwas tun, musste zurückschlagen. Amselflügel war dort draußen. Ich war überzeugt davon, dass er sie getötet hatte.« Sie dachte kurz nach. »Was hättest du geglaubt, wenn es deine Tochter gewesen wäre? Ich bin mir immer noch nicht sicher, dass er es nicht doch getan hat. So wie sie zurückgelassen wurde … unberührt - es war vielleicht eine kluge List von Amselflügel.«
    »Es klingt, als würdest du versuchen, dich selbst zu überzeugen, Muschelkamm. Warum?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es würde vieles leichter machen, findest du nicht?«
    »Tatsächlich?« Er wartete darauf, dass sie ihre eigene Frage beantwortete, aber sie schwieg. Also wiederholte er: »Warum?«
    »Weil … wir würden von der Wahrheit verschont.« Ihre Stimme klang unsicher, und offenbar fühlte sie sich nicht wohl bei ihren Worten. »Ich wünschte, wir könnten von vorn anfangen, so tun, als wäre nie etwas vorgefallen, und jedem eine zweite Chance geben, um alles richtig zu machen.«
    »Dem Mörder eine zweite Chance geben?« Jaguar runzelte die Stirn. »Wie kommst du darauf, dass er eine will? Der Mörder wurde zu einer Verzweiflungstat getrieben, Muschelkamm. Deswegen wurde Rote Schlinge getötet. Sie war dabei, etwas zu tun, oder sie wusste etwas, das jemanden dazu zwang, sie zu töten.« Er hörte, wie ihr Atem stockte; sie ließ die Schultern fallen und senkte offenbar unglücklich den Kopf. Gleich darauf schluchzte sie. Er tätschelte mitfühlend ihre Schultern. »Ist ja schon gut. Schon gut. Auch das Leid geht vorüber, wie alles andere auch.«
    »Ich … es tut mir Leid«, murmelte sie unter Tränen. »Die ganze Zeit versuche ich, so würdevoll zu sein, wie man es von mir erwartet. Was du da sagst… es ist einfach …«
    Er schnaubte spöttisch. »Also, um die Wahrheit zu sagen, du machst nicht den Eindruck einer Trauernden, und es fiel mir auf. Eine Mutter verliert gewöhnlich nicht die Tochter, ohne zu weinen, ohne sich die Haare auszuraufen und sich hysterisch zu gebärden.«
    »Aber nicht, wenn sie die Tochter der Weroansqua ist«, sagte Muschelkamm müde. »Das ist anderen vorbehalten, nicht dem Stolz des Grünstein-Clans.«
    Ihr Ton veranlasste Jaguar, sie zu fragen: »Sag mir, glaubst du, deine Mutter hätte Rote Schlinge töten lassen?«
    Muschelkamms Kopf blieb gesenkt. Erst nach einigem Nachdenken antwortete sie: »Nein.«
    »Warum nicht? Sicher hatte sie begriffen, wie gefährlich die Einheirat von Kupferdonner sein könnte.«
    »Gefährlich?« Muschelkamm rutschte unruhig auf ihrem Platz herum und starrte ihn im Dunkeln an.
    »Du verstehst nicht, Ältester. Wir sind auf der Verliererseite, der Mamanatowick verstärkt in regelmäßigen Abständen seine Stellung an unseren Südgrenzen. Die Überfälle von Steinfrosch und seinen Conoy aus dem Norden schwächen uns jedes Mal mehr. Für Strafexpeditionen haben wir keine Krieger. Der Machtzuwachs des Großen Tayac im Gebiet stromaufwärts hat das Gleichgewicht verändert.«
    »So wie Okeus die Welt geschaffen hat, ist Veränderung vorgesehen.« Jaguar machte eine Pause.
    »Aber wenn du jetzt den Großen Tayac heiratest, dann wirst du gefährlich leben. Diese Entscheidung wirst du schon sehr bald bereuen.«
    »Mein Leben lang habe ich gefährlich gelebt, Ältester.« Sie setzte sich gerade, die Arme auf die Knie gestützt. »Ich habe für meine Fehler bezahlt. Oh, und wie habe ich dafür bezahlt! Manchmal wundere ich mich, wie ich es fertig gebracht habe das zu tun, was ich getan habe. Aber dann sage ich mir: Ich bin die Tochter der Weroansqua! Ich tue, was ich tun muss. Doch der Preis war höher, als du ahnst.«
    »Und der langen Liste deiner Fehler fügst du nun einen weiteren hinzu.« Er hielt kurz inne und wog seine Worte sorgfältig ab. »Kupferdonner unterscheidet sich nicht von dem Mamanatowick. Er ist vielleicht etwas ehrgeiziger als die anderen Häuptlinge. Er hat die Schlangenhäuptlinge gesehen und sieht sich selbst als einen an.«
    Sie überlegte eine Weile und fragte: »Was ist geschehen … zwischen euch beiden?«
    »Vor vielen Blätterblüten tötete ich seinen Vater und nahm ihn und seine Mutter gefangen. Sein Vater war ein Händler. Er kam zur falschen Zeit. Er besuchte gerade ein Dorf, das ich für meinen Häuptling überfiel.« Jaguar zuckte die Achseln. »Wenn Kupferdonners Vater sich nicht eingemischt hätte, wäre er vielleicht davongekommen. Stattdessen aber

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