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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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muss dort stattfinden, wo gesetzmäßige Gewalt ausgeübt wird. Bei allem, was zwischen uns steht, müssen wir uns an einem Schauplatz begegnen, der wenigstens ein Minimum an Gleichbehandlung verspricht.«
    Jaguar hielt vor dem Einlass der Weroansqua inne, um sich den Schnee abzuklopfen, und trat dann geduckt ins warme, rauchige Innere.
    Ein großes Feuer loderte in der Feuerstelle. Im vorderen Raum befand sich nur eine einzige Person.
    Die Schlafbänke waren vorbereitet, die Nachtgewänder ordentlich darauf ausgebreitet. Die gefüllten Vorratseimer waren aufgehängt. Jaguar lächelte grimmig; er war sich Sonnenmuschels Begleitung bewusst, die ihm zu seiner Sicherheit so dicht folgte, dass ihre Zehen seine eigenen Fersen streiften.
    Kupferdonner hatte sich den Teil eines Baumstamms hinter das Feuer gelegt und fein gegerbte Hirschfelle darüber gebreitet. Darauf thronte er wie ein Weroanzi, die Arme auf die Knie gestützt. Mit hartem Gesichtsausdruck beobachtete er, wie Jaguar über den mattenbedeckten Boden näher kam. Der Feuerschein tanzte über die polierte Halskette und warf einen rötlichen Schimmer auf den Spinnenanhänger. Um seinen Auftritt noch eindrucksvoller zu gestalten, hatte er seine dichte Mähne so eingefettet, dass sie aufrecht stand und mit der geschorenen Kopfhaut kontrastierte. Seine schwere Kriegskeule war in Reichweite seiner starken rechten Hand aufgestellt.
    »Da bist du ja endlich, Rabe.« Kupferdonner wies auf die ausgebreiteten Matten ihm gegenüber. »Setz dich. Wir müssen reden.«
    Jaguar blickte lässig in die Runde, nahm die Decke von den Schultern und schüttelte den schmelzenden Schnee davon ab. Sonnenmuschel stand neben ihm und hielt die Keule fest in beiden Händen.
    Jaguar neigte den Kopf zur Seite und ließ sich Zeit. »Vielen Dank, Grasmatte, aber ich bleibe lieber stehen. Es ist das Wetter … es macht den Gelenken zu schaffen. Ist doch komisch, oder? Da denkt man doch, im Alter lassen sie sich leichter bewegen und nicht, dass sie steifer werden. Das meiste wird doch eher locker mit der Zeit, wenn es lange benutzt wurde.«
    »Ich bestehe darauf, dass du dich setzt.«
    »Aber ich will stehen. Oder … sollte das alles sein, was du willst? Nur, dass ich mich setze? Wenn es so ist, dann gehe ich lieber wieder zu Rosenknospe und setze mich dort. Denn dort brauche ich nicht mehr aufzustehen, und sie macht mir am Morgen ein fabelhaftes Frühstück. Neuntöter brachte gestern einen guten Fang nach Hause. Frischer Fisch, gebraten, und ich habe das saftige weiße Fleisch noch heiß von den Gräten gelöst. Wenn ich mich setzen soll, dann will ich wenigstens wieder so etwas Saftiges haben.«
    Kupferdonners Augen funkelten vor Wut. »Ich warne dich, ich habe genug von dir, Rabe. Du stiftest nur Unruhe. Schmiedest immer noch deine Ränke. Die Leute hier kennen dich nicht so gut wie ich. Sie wissen noch nicht, dass du dein Gift verspritzt, wo immer du gehst, um damit alles zu zersetzen, was gut und friedvoll ist.«
    »Verzeih mir, Grasmatte, wenn ich mich irre, aber trägst du nicht eine Spinne um den Hals? Das letzte Mal, als ich eine Spinne sah, tötete sie ihre Beute mit einem giftigen Biss.« In Jaguars schwachem Gedächtnis blitzte es auf, und er fügte hinzu: »Ich sah das Spinnenmotiv schon einmal. Ein Natchez-Krieger trug es, soweit ich mich erinnere. Es geht um die Nachtspinnen-Gesellschaft, nicht wahr?
    Gehörst du auch dazu, Grasmatte?«
    »Rabe! Meine Geduld mit dir ist am Ende. Ich habe dich zu mir befohlen, um zu …«
    »Ach so! Du hast das Muster einfach kopiert!« Jaguar trat einen Schritt zur Seite, und Kupferdonner drehte den Kopf, um ihn im Auge zu behalten. »Ich glaube kaum, dass du dich freiwillig der Weihe unterworfen hättest. Ihr geht immerhin eine lange und harte Ausbildung voraus. Um ein Geweihter zu werden, der den Spinnenanhänger tragen darf, muss man acht Männer im Einzelkampf töten, je einen für ein Spinnenbein, und dann einen Tee aus Stechapfelsud trinken, damit man eine Vision bekommt.
    Den wenigen, die dieses Ritual überleben, wird Blut abgezapft und ihre Haut wird geritzt. Sie werden tätowiert. Wer sich mit einem heiligen Gelöbnis zu einem Kriegszug verpflichtet, weicht nicht, bis er entweder getötet wird oder seinen Gegner getötet hat. Ich glaube, deshalb hat die Nachtspinnen-Gesellschaft so wenige Mitglieder, und deshalb werden sie entlang der Flüsse so hoch geachtet und verehrt.«
    »Genug!«, brüllte Kupferdonner und erhob sich. Seine Wut

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