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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nicht dort war, wo war er dann?«
    »Er war derjenige, der die Leiche von Rote Schlinge fand«, erklärte Fliegende Fischreuse. »Erinnerst du dich? Er sagte, er sei auf der Jagd gewesen, habe Wilder Fuchs gesehen und sei seiner Spur gefolgt.«
    »Ja«, sagte Neuntöter grimmig. »Ich erinnere mich.«
    »Du solltest vielleicht noch etwas Kürbis dazutun«, sagte Jaguar. »Wenigstens noch einen oder zwei.«
    Rosenknospe seufzte und sah den Alten ärgerlich an. »Ich glaube, der Maisbrei wird heute Abend sehr gut. Ich habe ihn mit Bucheckern gewürzt, die du so liebst, und auch Minzblätter hinzugefügt.«
    »Und was kocht in dem Topf dort drüben?« Jaguar blickte sie fragend an.
    »Ich habe heute zwei Bisamratten geschenkt bekommen, und das ist von ihnen noch übrig; ich habe sie in Stücke geschnitten und koche sie mit Kastanien. Und dann habe ich den ganzen Tag Eicheln gekocht, bis sie ganz ausgelaugt waren, und in der ganzen letzten Stunde habe ich sie zu Mehl gestampft. Das Brot backt dort in der Asche.« Sie verschränkte die Arme. »Und nur für dich habe ich ein paar Traubenkrautwurzeln verbrannt. Die Asche mische ich mit Hirschfett, und die kannst du dir dann dick über das Eichelbrot schmieren und essen wie ein Weroanzi… Noch Klagen?«
    Jaguar lehnte sich zurück und der Ausdruck tiefsten Nachdenkens prägte seine Miene.
    »Ich glaube nicht. Für Eichelbrot mit Traubenkrautfett würde ich sogar einmal auf den Kürbisbrei verzichten. Wenigstens an einem einzigen Abend.«
    Rosenknospe schüttelte lächelnd den Kopf. »Hat dir denn auf deiner Insel nie jemand etwas zu essen gemacht?«
    »Da war nur einer, und der war ich selbst. Aber wenn du immer wieder Austern und Muscheln isst - und Muscheln und Austern und Austern und Muscheln -, dann kannst du dir vorstellen, wie wunderbar es ist, in ein Haus zu kommen, Rosenknospe.« Er seufzte sehnsüchtig. »Als Krieger hast du ein großes Problem. Du lernst, wie man Mais und Fleisch und Fisch zubereitet. Jede andere Nahrung ist entweder getrocknet oder geräuchert. Ein gutes Essen, besonders so ein Essen wie bei dir, das ist … also, du kannst dir nicht vorstellen, wie es auf mich wirkt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich deine Mahlzeiten schätze.«
    Sie kicherte. »Doch, man sieht es dir an. Ich freue mich, wenn ein Lächeln in deinem Gesicht aufgeht.« Sie machte eine Pause. »Hast du nie eine Frau gehabt?«
    Er breitete die Arme aus. »Irgendwie … ist es nie dazu gekommen.«
    »Dein Clan hätte bestimmt für eine Heirat gesorgt.«
    Er zögerte, unsicher, was er darauf sagen sollte. Sie erkannte seine plötzliche Zurückhaltung und neigte den Kopf zur Seite. Die hochgezogene Braue war Frage genug. Er blickte Sonnenmuschel an, die sorgfältig Hanffasern zu einer Leine verflocht.
    Rosenknospe senkte die Stimme. »Jaguar, du wohnst hier seit Tagen, und ich habe dich nie gefragt. In unserem Volk ist dies die wichtigste Frage: Wer bist du? Ein Mensch hat einen Clan, hat Verwandte.
    Du kommst nicht plötzlich aus Rauch hervor. Wer sind deine Leute? Man erzählt sich, dass sie dich hinausgeworfen haben, dass du ein Entrechteter bist, den nicht einmal seine Verwandten wieder haben wollen. Ist das wahr?«
    Er blickte in ihre forschenden Augen und wog seine Antwort ab. Möwenscheiße! Sie hatte ein Recht darauf, es zu wissen; er wohnte unter ihrem Dach und aus Achtung, die ihr Bruder ihm zollte, hatte sie die wichtigste Frage ihres Volkes nie gestellt.
    Er antwortete leise: »Ich wurde von meinem Volk nicht ausgestoßen. Ich ging fort. Es war meine Entscheidung … mein Fehler. Ich war in einer Klemme, meine Lage war unerträglich. Ich war jung, fast noch ein Knabe. Eines Nachts packte ich alles zusammen und ging weg. Es war das Einzige, was mir zu tun blieb - oder mich umzubringen. Sie haben mich schon längst aufgegeben, für die bin ich tot.
    Ich glaube, mein Volk weiß nicht mal mehr meinen Namen.«
    Sie legte ihm teilnahmsvoll eine Hand auf den Arm. In ihren Augen war Sorge. »Jaguar, das bedeutet nicht, dass du keinen Clan hast. Es ist schon so lange her. Du könntest zurückkehren, weißt du? Eine Familie hört nicht auf zu existieren, bloß weil du als junger Mann einen Fehler gemacht hast.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Liebste Rosenknospe. Wie naiv du bist. Der zornige Jüngling starb in jener Nacht. Er wandte dieser Welt den Rücken zu und ging hinaus, um eine bessere zu suchen. Oh, ich habe es wirklich versucht, glaub mir. Ich war an vielen Orten. Ich

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