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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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offensichtlich ist, dass weder das Falschgesicht-Kind noch Kleiner Zaunkönig ihn begleiten.« Springender Dachs richtete sich zu voller Größe auf. »Ich habe keine Ahnung, wo dieses kleine Luder steckt. Wahrscheinlich ist sie weggelaufen und inzwischen von einem Puma gefressen worden. Wen kümmert's? Aber wie kommt ihr auf den Gedanken, dass das Falschgesicht-Kind in der Lage sein könnte, auf seinen krummen Beinen zu laufen? Sind meine Krieger so schwachsinnig? Ist euch denn nicht in den Sinn gekommen, dass der Junge, nachdem er nächtelang im Schnee angepflockt war, seine Beine nicht mehr gebrauchen kann? Blauer Rabe trägt ihn selbstverständlich!« Elchgeweih schob die Fäuste in die Manteltaschen. Glutrote Schatten tanzten über ihr pechschwarzes Haar. »Darf ich dir einen anderen Gedanken nahe bringen?«
    »Nein, ich will nichts …«
    »Hör ihn dir einfach nur an. Als wir zum Lost Hill kamen, war Blauer Rabes Feuerstelle kalt. Sein Essgeschirr und seine Decken lagen dort, wo er gesessen hatte. Dinge, die ein Mann nicht zurücklässt, wenn er eine Flucht plant.«
    »Wenn du etwas zu sagen hast, so sprich es aus!«
    Ihre braunen Augen wurden zu Stein. »Spätestens morgen Nachmittag werden wir Blauer Rabe eingeholt haben. Keiner von uns glaubt, dass er den Jungen geraubt hat. Es scheint eindeutig auf der Hand zu liegen, dass Kleiner Zaunkönig die Schuldige ist. Sie muss den Jungen befreit haben, während Blauer Rabe schlief, und schon lange unterwegs gewesen sein, als er erwachte. Deshalb haben wir auch nur seine Fußspuren gefunden. Er entdeckte das Verbrechen und beschloss, sie aufzuspüren, bevor irgendjemand merkte, was die Kleine angestellt hatte.«
    »Das ist doch lächerlich! Warum sollte er …«
    »Er liebt das kleine Mädchen. Ich kenne ihn, Springender Dachs. Blauer Rabe gehen die Ehre und die Pflichten gegenüber seiner Familie über alles. Er sucht sie solange, bis er sie findet und wird dann versuchen, die Anführerinnen um Milde anzuflehen. Das ist seine Art. Und deshalb schert er sich auch nicht darum, seine Spuren zu verwischen. Er hat nichts zu verbergen.«
    »A-aber …«, stotterte Springender Dachs.
    »Du Narr. Du bist der falschen Spur gefolgt. Du wirst das Falschgesicht-Kind niemals finden, und früher oder später wird es dich töten, genau wie ich gesagt habe. Ach, was bin ich froh, dass du mich mitgeschleppt hast. So kann ich aus nächster Nähe zusehen, wie du dein Leben aushauchst!« Wie ein Verrückter kreischend stürzte sich Springender Dachs auf den Kopf. Er zerrte den Pfahl aus der Erde, schwang ihn ein paar Mal durch die Luft und schleuderte ihn und den Kopf in hohem Bogen in den dunklen Wald.
    Seine Krieger sprangen auf und griffen nach ihren Waffen. Eichel preschte vor. Knapp hinter Elchgeweih blieb er stehen, heftig atmend, das grobflächige Gesicht schweißbedeckt. »Was ist los?«, fragte er aufgeregt. »Was ist passiert?«
    Elchgeweih deutete mit dem Kinn auf die dunkle Stelle im Schnee, zehn Schritte von ihnen entfernt, wo der Kopf gelandet war.
    Eichel starrte ihn an, schluckte hart und nickte in nachdenklichem Begreifen. »Nun ja. Wenn du mich brauchst…dann… ruf mich.«
    »Ja, das werde ich«, erwiderte Elchgeweih ruhig. »Geh zurück zu deinem Tee. Es ist alles in Ordnung.«
    Eichel entbot seinem Kriegsherrn ein schwaches Lächeln. »Guten Abend, ehrwürdiger Kriegsführer.« »Geh mir aus den Augen!«
    Eichel wich einen Schritt zurück, dann drehte er sich um und machte sich rasch davon. An ihrem Lagerplatz angekommen, überschütteten ihn seine Kameraden mit geflüsterten Fragen. Er kniete sich vors Feuer und beruhigte sie.
    Elchgeweih stand hoch aufgerichtet und mit gelassener Miene vor Springender Dachs. Sie wartete. Springender Dachs warf die Hände in die Luft. »Ich begreife nicht, warum er mir das antut!«, rief er. »Ich glaube, er versucht, mich um den Verstand zu bringen.«
    »Wer? Eichel?«
    »Nein, Lahmer Hirsch!«, brüllte er zurück. »Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie es ist, wenn ein Geist ohne Unterlass in deinem Kopf redet, während ein anderer durch die Nacht streift und darauf wartet, dass er dir die Hände um die Gurgel legen kann. Zum Glück schweigen heute wenigstens die Echos. Am schlimmsten sind sie in der Nacht, wenn ich unter meine Decken krieche. Wie hundert Herzen pochen sie gleichzeitig und …«
    »Springender Dachs?« Elchgeweihs Stimme klang jetzt leise und besorgt. »In zwei Monden findet der Tanz zur Wintersonnenwende

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