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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Schultern, spielten mit einem Stück Holz und schüttelten die Köpfe. Viele flüsterten miteinander, doch Springender Dachs konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Hinter ihnen, am Rande des Feuerscheins, schwebte eine dunkle Gestalt durch die Bäume. Verbrannt. Schwärzer als die Dunkelheit, der Körper von den Flammen verzehrt. Aber nicht die Augen. Sie lebten. Sie leuchteten.
    Diese Augen lugten hinter einem Baumstamm hervor und starrten ihn an.
    »Verschwinde!«, brüllte Springender Dachs. »Du kannst mir nichts anhaben! Ich bin mächtiger als du! Wenn du mich nicht in Ruhe lässt, werde ich deinen Sohn in kleine Stücke reißen, sobald ich ihn gefunden habe!«
    Die Augen erloschen. Stille senkte sich über den Wald.
    Springender Dachs musterte Lahmer Hirsch nachdenklich. Das Gesicht des toten Kriegsführers hatte sich verändert. Die meisten Haare waren ihm ausgefallen und hatten große, kahle Stellen auf seinem Schädel hinterlassen. Die wenigen verbliebenen grau melierten Locken hingen ihm in verfilzten Strähnen über das rechte Auge. Das linke Auge war in die Augenhöhle gesunken und zu einer harten gelben Kruste vertrocknet, doch Springender Dachs spürte, dass es ihn anstarrte - wie ein Hirsch, der ihn aus dem Dickicht heraus beobachtete.
    »Du bist so merkwürdig still heute Abend«, stellte Springender Dachs fest. »Hast du es aufgegeben, mich mit diesen Lauten zum Wahnsinn zu treiben?«
    Als Lahmer Hirsch nicht antwortete, beugte sich Springender Dachs vor und brüllte ihm ins Gesicht: »Rede mit mir«
    Furchtsames Gemurmel erhob sich in der Runde der Krieger.
    Springender Dachs fuhr herum. »Haltet den Mund! Ich kann nichts hören bei eurem Lärm!« Da erhob sich Elchgeweih. Sie sagte etwas zu Eichel, dann löste sie sich aus der Gruppe und ging auf Springender Dachs zu. Elchgeweih war eine große, kräftige Frau mit schulterlangem, schwarzem Haar und ausdrucksvollen braunen Augen: Wenn sie einen Mann ansah, fühlte er sich wie von einer Kriegskeule getroffen. Sie trug einen schweren Büffelmantel, das lockige Fell nach innen gekehrt. Grüne Falken und Habichte zierten den unteren Teil ihres Mantels. Mit ihren achtunddreißig Wintern war sie die älteste Kriegerin des Wanderer-Dorfes. In ihrem siebzehnten Winter bereits hatte sie sich den Ruf einer unerschrockenen Kriegerin erworben, als sie den Kriegsführer eines verfeindeten Dorfes mitten auf seinem eigenen Dorfplatz tötete. Springender Dachs erinnerte sich noch gut an ihre triumphale Heimkehr. Die Krieger, die an ihrer Seite gekämpft hatten, trugen sie auf den Schultern ins Dorf zurück. Sie hatte nie geheiratet; ihr hagerer Leib war wohl am besten für das Kriegshandwerk geeignet.
    Springender Dachs lächelte grimmig, als sie näher kam. Er war aufgewachsen mit den Geschichten über ihre unsterbliche Liebe zu Blauer Rabe und wie diese sie dazu getrieben hatte, Kriegerin zu werden, damit sie an der Seite ihres Liebsten kämpfen konnte. Doch ihre Hingabe war umsonst gewesen. Blauer Rabe hatte sie zurückgewiesen. Über die Gründe herrschten unterschiedliche Ansichten.
    »Ich wünsche dir einen guten Abend, Kriegsführer«, sagte Elchgeweih und warf einen angewiderten Blick auf den verwesenden Kopf.
    »Was willst du?«
    »Ich möchte mit dir reden.«
    »So rede.«
    »Die anderen Krieger haben mich gebeten …«
    »Sie verschwören sich gegen mich! Diese Bande von Verrätern!«, bellte er und bemerkte zufrieden die Reaktionen an der Feuerstelle. Schultern strafften sich. Gemurmel wurde laut.
    »Das habe ich nicht gesagt, Springender Dachs.« Elchgeweih sah ihm direkt ins Gesicht, und Springender Dachs hatte alle Mühe, ihrem durchdringenden Blick standzuhalten.
    »Dann sage, was du zu sagen hast. Ich habe heute Abend Wichtigeres zu tun, als mich mit dir abzugeben.«
    In seiner Brust begann es wieder zu prickeln, und Zorn entflammte sein Blut. Er schwang zu Lahmer Hirsch herum. »Lach mich nicht aus! Worüber lachst du überhaupt?
    »Über dich, du Narr.«
    Seine Seelen erstarrten zu Eis. Eine Windbö schüttelte den Pfahl, und der verwesende Mund öffnete sich ein wenig.
    Die Angst schlug ihm ihre eiskalten Krallen in den Nacken. Als Elchgeweih ihm eine Hand auf die Schulter legte, zuckte er zusammen. Mit sanfter Gewalt zwang sie ihn, sich zu ihr umzudrehen. »Fühlst du dich wohl, geehrter Kriegsführer?«
    »So sprich endlich, alte Frau!«
    »Deine Krieger wundern sich, warum wir weiterhin die Spur von Blauer Rabe verfolgen, wo doch

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