Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
an!«, schrie er. »Schnell, irgendjemand soll Feuer machen! Pfauenauge, ich befehle dir, sofort ein Feuer zu entfachen!«
    Die glitzernden Hütten der Nachtwanderer warfen ihr silbernes Licht über die Lichtung, wo eben noch ein Feuer gelodert hatte. Pfauenauge, ein massiger Hüne, rannte zurück zu ihrem Lagerplatz und schaufelte eilig mit den Händen den Schnee beiseite, um die Feuerstelle wieder zu finden. Jede Spur zu ihrem Lagerplatz, jeder Hinweis, dass sich dort gerade noch Menschen aufgehalten hatten, war weggefegt worden.
    Nach und nach tauchten die Krieger aus ihren Unterschlupfen im Wald auf, schüttelten sich den Schnee aus den Haaren und machten sich fluchend daran, mit bloßen Händen nach ihrer Habe zu graben.
    »Ich habe heiße Glutstücke gefunden, Kriegsführer!«, verkündete Pfauenauge lauthals. »Einen Moment noch, dann habe ich ein Feuer in Gang gebracht!«
    »Beeil dich!«, brüllte Springender Dachs, sichtlich in Panik. »Schnell«
    Er zitterte am ganzen Körper, während er Pfauenauge dabei zusah, wie dieser zu einem Baum rannte, um abgestorbene Zweige abzubrechen, und wieder zurück zur Feuerstelle, wo er die Zweige auf die glühenden Augen der Kohlestückchen warf. Dann kniete er sich davor und blies die Glut an. Rauch stieg auf, gefolgt von ein paar armseligen Flammen.
    In den Schatten, die das Feuer hervorbrachte, sah Springender Dachs sie wieder. Groß und schwarz stand sie da, schwang die Arme vor und zurück, beschimpfte ihn lautlos, verfluchte ihn. Als Pfauenauge mehr Holz ins Feuer warf, zog sie sich in die Dunkelheit zurück, wo sie auf ihn wartete.
    Springender Dachs sog tief die Luft ein und versuchte seine zitternden Glieder in die Gewalt zu bekommen.
    Keine fünf Hand von ihm entfernt sah er den Holzpfahl aus dem Schnee ragen. Mit einem Seufzer der Erleichterung kämpfte er sich zu der Stelle vor und grub den Kopf von Lahmer Hirsch aus. Der verfaulende Mund hatte sich zu einem breiten Lächeln verzogen.
    »Hast du geglaubt, dass mich dieser kleine Windhauch in Angst und Schrecken versetzt? Du alter Narr, ich …«
    »Das sollte er aber«, bemerkte Elchgeweih, die mit ihren Habseligkeiten im Arm hinter einem Busch hervortrat und Springender Dachs mit einem harten Blick musterte. »Wir haben alles verloren, die Decken, unsere Beutel und unsere Vorräte. Wenn wir nicht wenigstens einen Teil davon wieder finden, können wir nicht weiterziehen.«

17. Kapitel
    Lange vor Tagesanbruch erwachte Zaunkönig und warf gähnend ein Stück Holz auf die Glut. Die ganze Nacht hindurch hatte sie das kleine Feuer in Gang gehalten, damit Polterer warm lag, und er schien gut geschlafen zu haben. Zusammengekauert ruhte er in ihrem Fuchsumhang, das runde Gesicht vom Schein des Feuers gefleckt. Seine Brust hob und senkte sich im gleichmäßigen Rhythmus eines tiefen Schlafs.
    Zaunkönig stand auf, stellte den Topf mit der restlichen Suppe in die Glut, um sie zu wärmen, hängte den Teekessel an das Dreibein und suchte ihr Essgeschirr zusammen. Als sie die schmutzigen Schüsseln sah, fluchte sie leise. Hatte ihre Mutter sie nicht immer ermahnt, unangenehme Dinge nicht bis zum nächsten Morgen aufzuschieben, weil sie im Licht des neuen Tages noch unangenehmer wurden? Zaunkönig graute davor, in die Kälte hinauszukriechen und das Geschirr mit Schnee sauber zu reiben, aber ihr blieb ohnehin keine andere Wahl. Ihre Blase war zum Platzen gefüllt. Jeden unnötigen Lärm vermeidend, stapelte sie die Schüsseln ineinander und kroch gebückt zum Eingang, den eine hohe Schneewehe verschlossen hatte. Sie benutzte die Holzschalen, um sich durch den Schneeberg zu graben, bis ihr Blick auf einen herrlich klaren Nachthimmel fiel. Mit den Schalen in ihrer Tasche kroch sie auf Händen und Knien durch die freigeschaufelte Öffnung nach draußen. Sternenlicht glitzerte durch die Bäume und spiegelte sich auf den schneebedeckten Ästen und Zweigen. Aus dem Geäst eines hohen Ahornbaumes blinzelten sie die silbrigen Augen einer Nachteule an.
    Die Stille vor der Morgendämmerung war beinahe unheimlich. Nicht ein Windhauch zupfte an den Zweigen. Die sanft geschwungenen Umrisse der Schneewehen sahen aus, als wären sie von den zarten Händen der Erdgeister modelliert worden.
    Zaunkönig entfernte sich einige Schritte von ihrem Unterschlupf, um ihre Blase zu erleichtern. Unbarmherzig krallte sich die eisige Kälte in ihre nackte Haut, deshalb zog sie sich rasch die Hose wieder hoch und vergrub die Hände eine Weile in den

Weitere Kostenlose Bücher