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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Feuergehärtete Holzschale.
    »Könntest du bitte ein bisschen Schnee schmelzen, Zaunkönig? Ich bin so furchtbar durstig.« »Natürlich.«
    Sie holte den Rußgeschwärzten Teekessel und das Dreibein aus ihrem Reisebündel und stellte es am Rand des kleinen Feuers auf. Schließlich nahm sie den Teekessel, rannte zum nächsten Schneehaufen, füllte den Kessel und hängte ihn an das Dreibein. Dann setzte sie sich und konzentrierte sich auf die vor ihr liegende Aufgabe. Dabei hatte sie vor allem die Unmengen Blut vor Augen, die flössen, wenn ihre Mutter Fingerglieder abnahm.
    Sie warf einen Blick in den Kessel; der schmelzende Schnee zischte bereits an seinen Rändern. »Polterer, möchtest du einfach nur Wasser, oder soll ich dir einen Tee kochen?«
    »Ich … ich brauche nur Wasser.« Er setzte sich auf und bemühte sich mit seinen geschwollenen Fingern das schwere Kupferamulett abzulegen, das er um den Hals trug. Das darauf eingravierte Emblem eines entwurzelten Baumes schimmerte im Sonnenlicht. An dem Halsschmuck war zusätzlich ein ledernes Säckchen befestigt. Polterers Hand zitterte, als er es Zaunkönig reichte. »Bitte, sei so lieb und schnüre meinen Medizinbeutel auf.«
    Zaunkönig nahm ihm das wunderschön gearbeitete Halsband ab, schob das Amulett zur Seite und knotete die Lederbänder des Säckchens auf. Darin fand sie drei weitere bemalte Beutelchen, einen roten, einen grünen und einen blauen. Auf dem grünen Säckchen entdeckte sie wieder das mit weißer Farbe aufgemalte Symbol des entwurzelten Baums.
    »Was sind das für Säckchen, Polterer?«
    Der Junge atmete zitternd ein und sagte, während er die Luft wieder entweichen ließ: »Nimm das rote heraus, bitte.«
    Zaunkönig folgte seiner Bitte. »Und jetzt?«
    »Streue eine Prise der Mischung in eine Schale mit Wasser und rühre… gut um.«
    Zaunkönig holte eine Trinkschale aus ihrem Bündel, füllte sie mit geschmolzenem Schneewasser und stellte sie neben sich auf d Boden. Als sie das rote Beutelchen aufschnürte, fuhr ihr ein durchdringender Geruch in die Nase, bittersüß wie verfaulte fruchte. Verblüfft spähte sie in den Beutel, der ein fein gemahlenes Pulver enthielt. »Was ist das, Polterer?«
    »Zerstoßene Papayasamen.« Er deutete auf die Schale. »Die muss ich trinken. Bevor wir anfangen.« Zaunkönig nahm eine Prise von dem Pulver zwischen zwei Finger und streute sie in die Schale. »Ist das genug, Polterer?«
    Er nickte. »Und je-jetzt rühr gut um.«
    Zaunkönig brach einen kleinen Zweig ab und verrührte das Pulver mit dem Wasser, bis es eine fahle, grünbraune Farbe angenommen hatte; dann reichte sie Polterer die Schale. Er wollte sie ihr abnehmen, doch seine zitternden Finger vermochten sie nicht zu halten. Rasch griff Zaunkönig danach, bevor er den Inhalt verschüttete, und kniete sich vor ihn hin. Als sie ihm die Schale an die Lippen hob, meinte sie mit gerümpfter Nase. »Das Zeug stinkt ja grässlich. Schmeckt es auch so?«
    Er leerte die Schale mit fünf Schlucken und verzog dabei das Gesicht. »Ja, aber die Samen lähmen den Körper und befreien die Seelen.« Er ließ sich wieder an den Baumstamm sinken und starrte auf seine Hände hinab. »Es wird eine… Weile dauern, Zaunkönig, bis ich… bereit bin.«
    »Das macht nichts. Ich habe ohnehin noch einige Vorbereitungen zu treffen.«
    Zaunkönig zog einen Ast aus dem Haufen mit Feuerholz und stocherte die Glut auf, damit das Feuer mehr Luft bekam. Girlanden von roten Funken vermengten sich mit den glitzernden Sonnenstrahlen. Sie brauchte noch mehr glühende Kohle, die sie dann zu einem Haufen am Rande des Feuers zusammenschieben würde. In der Zwischenzeit konnte sie nach einem flachen Stein suchen. Zaunkönig ging auf der Lichtung umher. Überall ragten Steine aus dem Boden, doch die meisten waren darin fest gefroren. Sie fand einen mit der richtigen Größe, trat mit dem Fuß dagegen, doch als der Stein sich nicht bewegen ließ, wanderte sie weiter den Pfad zurück. Waldtiere hatten den Weg mit ihren Hufen zertrampelt, und sie hoffte, dort einen lockeren Stein zu finden.
    Großvater Tagbringer sank langsam am Horizont, und die Schatten zeigten wie lange, spitze Lanzen nach Osten. Hoch oben am Himmel zog ein Habicht seine Kreise. Seine von unten beschienenen Flügel sahen aus, als ob sie glühten.
    Zaunkönig versuchte auf dem Schneewall zu balancieren, der den aufgeweichten Pfad säumte, doch sie rutschte immer wieder ab und ihre Mokassins saugten sich bei jedem Schritt

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