Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
stocken.
    Polterer wirbelte herum und spähte atemlos durch die Zweige an der südlichen Seite ihres Lagers. »Zaunkönig! Wer war …«
    »Es ist mein Onkel. Sie haben uns gefunden, Polterer!
    Schnell, du musst hier weg! Beeil dich! Versteck dich irgendwo!«
    Zaunkönig packte ihren Bogen und den Köcher mit den Pfeilen und wollte schon aufspringen, doch dann fiel ihr Blick auf die Feuerstelle. Mit flinken Bewegungen warf sie die Erde, die sie nach dem Ausheben der Feuergrube aufgehäuft hatte, über die Rammen, um sie zu ersticken. In der plötzlichen Dunkelheit hörte sie, wie Polterer auf Händen und Knien zu ihr hin kroch. »Zaunkönig? Wo soll ich mich denn verstecken?«, stieß er mit keuchender Stimme hervor. »Sag mir, was ich tun soll!«
    »Ich weiß… ich weiß es auch nicht…« Sie zitterte am ganzen Leib und ballte die Hände zu Fäusten, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen. »Hier, nimm meinen Bogen und den Köcher«, wisperte sie und drückte ihm beides in die Hand. »Erinnerst du dich an den Pfad, der über den Hügel und dann hinunter zum Leafing Lake führt?«
    »Ja.«
    »Wenn ich kann, werde ich dich morgen Früh unten am Ufer treffen. Hast du verstanden? Und jetzt lauf! Wenn sie dich töten war alles, was ich für dich getan habe, umsonst. Ich will, dass du lebst. Wir sehen uns morgen. Ich werde dich finden.«
    »Aber Zaunkönig, ich…« Tränen erstickten seine Stimme.
    Zaunkönig tastete nach seinen Schultern, drückte ihn rasch an sich und sagte: »Warte, bis ich den Unterschlupf durch den vorderen Eingang verlassen habe, dann kriechst du hier hinten hinaus.« Vorsichtig, um jedes Geräusch zu vermeiden, schob sie die Zweige an der Hinterseite auseinander. Das Licht des Mondes strömte herein, beschien Polterers angstverzerrtes Gesicht und den Bogen in seiner Hand. »Sobald ich draußen bin, verschwindest du durch diese Öffnung hier. Zwäng dich durch die Felsspalte dort hinten. Da kann dich niemand sehen. Verstanden?«
    »Ja.«
    Zaunkönig kroch zur Vorderseite des Unterstandes und schob dort die Äste auseinander. »Fertig?«, wisperte sie.
    »Ich liebe dich, Zaunkönig«, flüsterte Polterer zurück. »Leb wohl.«
    Zaunkönig nickte ihm aufmunternd zu, kroch durch die Öffnung, richtete sich auf und rannte los. Wie ein Pfeil flog sie den Hügel hinab, in der Hoffnung, ihre Verfolger eine Weile zu beschäftigen und von Polterer abzulenken, ehe sie sie einholten.
    »Zaunkönig? So warte doch! Ich bin's, Onkel Blauer Rabe. Bleib stehen!«
    Leichtfüßig setzte sie über einen umgestürzten Baumstamm hinweg und rannte quer durchs Unterholz auf den Wildpfad zu, den sie gesehen hatte, als sie bei Sonnenuntergang die Anhöhe hinaufgeklettert waren. Im gleißenden Mondlicht lag der Pfad jetzt vor ihr wie eine weiße Schlange. Als sie ihn erreicht hatte, beschleunigte sie ihr Tempo noch einmal und ihre Beine griffen weit aus, als seien sämtliche Unholde der Unterwelt hinter ihr her.
    Das Stapfen von Mokassins kam immer näher.
    »Zaunkönig, um unserer Ahnen willen, bleib endlich stehen! Ich bin doch gekommen, um dir zu helfen!«
    Zaunkönig mobilisierte ihre letzten Kräfte. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihren Brustkorb. Der Pfad führte steil empor und wand sich dann durch einen süß duftenden Fichtenhain wieder abwärts. Dicke Wurzeln schoben sich kreuz und quer über den Weg. Zaunkönig sprang mühelos über die ersten zwei hinweg, doch die dritte ragte knorrig in die Höhe. Sie blieb mit einem Mokassin daran hängen, stolperte und fiel mit dem Gesicht voraus auf die gefrorene Erde. Schnell rappelte sie sich wieder hoch und setzte erneut zu einem rasenden Spurt an, doch da hatte eine Hand schon ihren Umhang gepackt, hielt sie fest und warf sie hart zu Boden.
    »Nein!« brüllte sie. »Lass mich los. Loslassen!«
    »Zaunkönig, ich bin's doch! Hör auf, wie eine Wilde um dich zu schlagen!«
    Er drehte sie auf den Rücken, und sie starrte hoch in das Gesicht ihres Onkels. Seine sanften braunen Augen verengten sich, als er sie mit einem scharfen Blick musterte.
    »Oh, Onkel …«, keuchte sie noch, ehe sie von hilflosen Schluchzern übermannt wurde. Blauer Rabe hob sie auf und drückte sie an seine Brust. »Den Ahnen sei Dank, meine Kleine. Ich habe dich so vermisst.«

26. Kapitel
    »Onkel?«, flüsterte Zaunkönig, die sich ein wenig zurückgelehnt hatte und ihn aus Tränenverschleierten Augen anblinzelte. »Mein Herz jubelt vor Freude, dich zu sehen, aber sag, warum bist du

Weitere Kostenlose Bücher