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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Dachs es verboten?« Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter. »Nein, hat er nicht. Aber …«
    »Bitte. Es wird leichter… für uns beide… sein, wenn ich …noch heute … mit ihr spreche. Morgen… bin ich dazu vielleicht…nicht mehr in der Lage. Nicht ohne…« Mit dem letzten Wort verließ ihn seine Kraft.
    »Ich werde es versuchen. Aber dein Cousin wird sich möglicherweise einmischen.« »Ich verstehe.«
    Elchgeweih stand auf und ging, langsam einen Fuß vor den anderen setzend, zu Zaunkönig hinüber. Die anderen Krieger schienen von ihr keine Notiz zu nehmen. Sie hockten an ihren Feuern, aßen und unterhielten sich. Blauer Rabe hielt im Lager nach Springender Dachs Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Den Geistern sei Dank, dachte er erleichtert. Dann könnte es klappen.
    Elchgeweih kniete sich neben Zaunkönig, zog das Messer aus der Scheide an ihrem Gürtel, schnitt ihr die Fesseln an den Füßen durch und half ihr aufzustehen. Dann führte sie das Mädchen zu Blauer Rabe.
    »Lauf bloß nicht weg«, hörte er Elchgeweih zu ihr sagen.
    Zaunkönig ging langsam vor ihr her, das Gesicht zu einer Maske der Verzweiflung erstarrt. »Onkel, es tut mir so Leid«, sagte sie, nachdem sie neben ihm auf die Knie gesunken war. »Ich liebe dich. Ich wollte nicht…«
    »Schh, Zaunkönig«, besänftigte er sie. »Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür. Hast du das verstanden?«
    Sie nickte, doch die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen, bewiesen etwas ganz anderes. »Zaunkönig, wir können nicht lange miteinander sprechen, und vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit, die wir haben werden. Elchgeweih hat ihr Leben aufs Spiel gesetzt, damit wir ein paar Worte wechseln können. Deshalb hör mir bitte ganz genau zu.«
    »Ja, Onkel«, schluchzte Zaunkönig.
    Blauer Rabe schloss kurz die Augen, als eine neue Schmerzwelle durch seinen Leib loderte. Dass er am ganzen Körper zitterte, dagegen konnte er nichts tun, doch jeden Schmerzensschrei blockte er mit zusammengebissenen Zähnen ab.
    Nachdem der schlimmste Schmerz verklungen war, schlug er die Augen auf und sah in Zaunkönigs entsetztes, unendlich trauriges Gesicht. Er musste um jede Silbe kämpfen, um ihr das zu sagen, was er für das Wichtigste erachtete. »Zaunkönig, ganz gleich…was auch geschieht, du musst genau die Geschichte erzählen, die ich…Elchgeweih erzählt habe. Erinnerst…du dich noch…daran?« »Ja, Onkel.«
    »Dann wiederhole sie. Ich möchte sie… aus deinem Mund… hören.«
    Zaunkönig gestikulierte fahrig mit ihren gefesselten Händen. »Ich bin zum Lost Hill gekommen und habe festgestellt, dass du und Polterer verschwunden …«
    »Das Falschgesicht-Kind.«
    »Dass du und das Falschgesicht-Kind verschwunden seid. da bin ich euch gefolgt. Ich habe euch erst…« Sie blinzelte sich die Tränen aus den Augen und schüttelte unsicher den Kopf. »Wann habe ich euch gefunden?«
    »Gestern. Und du warst dabei, als ich den…Jungen verkauft habe.«
    »Ich war dabei, als du den Jungen an Anführerin …«
    »Nein!« Er schüttelte heftig den Kopf. »Falsch. Du weißt nicht, wer die beiden waren. Es waren Angehörige des Schildkröten-Volkes… mehr weißt du nicht. Es ist alles ganz schnell gegangen. Wir haben sie getroffen…sie haben mich entlohnt…und sind weitergezogen. Wohin, das weißt du nicht.« Zaunkönig leckte sich nervös über die Lippen. »Gestern trafen wir mit ihnen zusammen, sie haben dich bezahlt und sind mit dem Jungen weitergezogen. Wohin sie das Falschgesicht-Kind bringen wollen, das weiß ich nicht.«
    »Richtig«, nickte er. »Gut gemacht, braves Mädchen. Jetzt …komm mal näher.«
    Zaunkönig beugte sich so tief über ihn, dass ihre Gesichter nur eine Handbreit voneinander entfernt waren. Sie musste sich kräftig auf die Lippen beißen, um die Tränen zurückzuhalten. Mit leiser Stimme flüsterte ihr Blauer Rabe ins Ohr: »Ich liebe dich, Kleiner Zaunkönig. Geh nach Hause und werde später einmal Anführerin unseres Klans« - er lächelte - »und mach mich stolz auf dich.«
    Jetzt strömten ihre Tränen ungehindert. »Ich liebe dich, Onkel. Ach, ich wünschte, ich könnte die Zeit noch einmal zurückdrehen …«
    »Das geht nicht«, sagte er ernst. »Das kann niemand. Wir können nur nach vorne blicken. Ich will…dass du immer nach vorne blickst. Niemals - niemals zurück. Zaunkönig, wenn du einmal angefangen hast, zurückzublicken, dann wirst du nichts anderes mehr tun können. Die

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