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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Beachtung.
    Zur Vorsicht spähte er noch einmal in Elchgeweihs Richtung Sie beugte sich gerade, den Rücken ihm zugewandt, über Blauer Rabe.
    Da packte Springender Dachs das kleine Mädchen am Bein, stopfte den abgenagten Leichnam unter seinen Bibermantel und rannte tief in den Wald hinein.
    Ich bin vor ihnen sicher, solange ich mich in der Nähe eines Lichts aufhalte. Sie können mich nicht holen, wenn ich im Lichtschein stehe!
    Aber sie rotteten sich um ihn zusammen und neigten sich ihm wispernd zu, während er sich niederhockte, um ein Feuer zu entfachen.
    Polterer zog sich die Kapuze über den Kopf und kuschelte sich in den weichen Fellumhang. Er hatte sich unter den bis auf den Boden herabhängenden Ästen einer Fichte verkrochen. Durch die Zweige sah er Wellen ans Ufer schwappen und dahinter Wasser und noch mehr Wasser.
    Die Angst hielt ihn wach. Er konnte nicht schlafen. Als er die Anhöhe hinaufgerannt war, hatte er hinter sich Rufe und einen Schrei gehört.
    Die Bäume ächzten im Wind, lockten ihn und wedelten mit den Armen.
    »Nein«, wisperte er und drückte das Gesicht in das warme Fell.
    Sein Atem wärmte seine Brust. Zitternd wiegte er sich hin und her.
    Schneebedeckte Findlinge säumten das Seeufer. Tote Geister. Gewandet in weiße Leichendecken. Aber sie schrien ihm zu, weiterzulaufen.
    »Nein. Zaunkönig hat gesagt, erst am Morgen.«
    Der Klang ihres Namens wärmte ihn wie eine strahlende Sonne.
    Er wünschte sich so sehr, dass sie jetzt bei ihm wäre. Ohne sie war alles um ihn herum dunkel. Ach, könnte er doch nur ihren Namen in seiner schmerzenden Brust vergraben, wo diese Dunkelheit atmete. Vielleicht würden die Funken dann in alle Richtungen stieben und die Dunkelheit vertreiben. Er schob seine wunden Hände zwischen die Knie. Windmutter toste durch die Fichtenzweige und versetzte einen heftigen Stoß. »Nein!« Er schluckte seinen Tränen hinunter. »Zaunkönig sagte, erst am Morgen.
    Am Morgen würde sie hier sein!«

28. Kapitel
    Dicke Schneeflocken segelten träge aus dem grauen Himmel hernieder und verdampften zischend in der Feuergrube. Elchgeweih zupfte ein saftiges Fleischstück von der gebratenen Wildente ab, die Eichel ihr gegeben hatte, und schob es in den Mund. Er saß rechts von ihr und machte sich an seiner eigenen Ente zu schaffen. Sein borstiger Haarkamm schimmerte im Schein der züngelnden Flammen in einem knalligen Orangerot. Links von Elchgeweih hockte Pfauenauge. Er war ein Riese von Mann, der zweimal soviel Raum einnahm wie Eichel, und unter dessen Lederhemd und Leggins sich massige Muskelstränge wölbten. Das schwarze Haar trug er zu zwei kurzen Zöpfen geflochten. Ihnen gegenüber auf der anderen Seite der Feuergrube hockte Springender Dachs. In seinem Gürtel steckten vier neue Dolche mit nadelspitz zugefeilten Enden. Man brauchte nicht viel Phantasie, um herauszufinden, woher sie stammten, doch Elchgeweih wunderte sich, welchen Nutzen sie wohl brächten. Aus den fragilen Beinknochen eines Säuglings hergestellt, würden sie brechen wie Strohhalme, sobald sie sich in den Körper eines Feindes gebohrt hatten. Was bezweckte er also … Ein Holzscheit zerbarst krachend in der Feuerstelle und tauchte das Lager in helles Licht. Springender Dachs zuckte zusammen und schrie leise auf, als dunkle Schatten durch die Bäume tanzten. »Siehst du sie auch?«, wisperte er Elchgeweih zu und deutete auf die Bäume.
    »Ich sehe niemanden, Kriegsführer«, erwiderte sie. »Wen beobachtest du denn?«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er presste die Kiefer zusammen und drehte sich zu dem Pfahl mit dem maskierten Schädel um, den er zwei Schritte neben sich in die Erde gerammt hatte. Der Krähenschnabel leuchtete in einem intensiven Blutrot. »Ich kann sie sofort töten!«, schrie er die Maske an. »Sag es ihnen! Wenn du es ihnen sagst, dann glauben sie dir!«
    Die Maske schien die Krieger zu beobachten, die im Lager umherwanderten. Aus den grob ausgehöhlten Augenlöchern sprühte der blanke Hass.
    Elchgeweih riss noch einen Streifen Fleisch ab und kaute ihn mit Genuss. Lahmer Hirsch hatte allen Grund, sie heute Abend zu hassen. Sie hatten ihn in sein altes Dorf zurückgebracht und ihm durch die Vernichtung seines Klans und derer, die er liebte, einen Schlag ins Gesicht versetzt. Wenn in diesem verfaulten Schädel eine Seele wohnte, so hatte sich diese ohne Zweifel mit den unglücklichen Geistern in Verbindung gesetzt, die hier durch die Wälder irrten, überlegte sie. Ja, es

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