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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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die er von ihnen erhalten hat, hm? Seine Taschen waren leer. Hat er sie irgendwo versteckt? Dazu hatte er wohl kaum Zeit. Das Mädchen kennt die wahre Geschichte!« Er machte einen schnellen Satz auf Zaunkönig zu und brüllte: »Oder etwa nicht, Mädchen?« Damit versetzte er ihr einen Tritt gegen die Schulter. Zaunkönig kugelte den Hang hinunter, überschlug sich zweimal und blieb mit dem Gesicht im Schnee liegen. Schwach und verängstigt wie sie war wusste sie, dass sie unmöglich aufstehen konnte. Deshalb hob sie nur den Kopf und sah Springender Dachs direkt in die Augen. »Ich hasse dich«, sagte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war.
    Springender Dachs machte einen Schritt auf sie zu, doch Eichel stellte sich ihm in den Weg. Ganz ruhig sagte er: »Wenn das Leute vom Schildkrötenvolk sind, würden sie dann nicht im nächstgelegenen Schildkrötendorf Hilfe suchen? Ich an ihrer Stelle würde das tun!«
    »Welches ist das nächste Dorf?«, warf Pfauenauge ein.
    Die Augen von Springender Dachs verengten sich zu Schiiten, aus denen er erst Eichel, dann Pfauenauge eindringlich musterte. Bedächtig richtete er sich auf und ließ die Hand, die den Dolch hielt, sinken. »Das Nebelschleierdorf«, sagte er. Und plötzlich, als sei ihm just in diesem Augenblick ein neuer Gedanke gekommen, fing er brüllend an zu lachen. Um ihn herum wurde es totenstill. »Das Nebelschleierdorf! Ha, diese Idioten! Glaubst du, die wissen bereits, dass wir das Falschgesicht-Kind suchen? Und wenn, meinst du, sie wären wirklich so beschränkt, das erbärmliche Leben der wenigen Überlebenden ihres Dorfes aufs Spiel zu setzen, indem sie dem Jungen Obdach gewähren?« Pfauenauges Nasenflügel bebten vor Zorn. Er rammte den Pfahl mit dem Kopf tief in den Schnee und fixierte Springender Dachs mit einem Blick, der jedes weitere Wort überflüssig machte. Als Springender Dachs ihn nur schweigend anstarrte, drehte Pfauenauge sich um und marschierte zurück ins Lager.
    Auch Elchgeweih ließ ihren Dolch sinken und trat, immer noch heftig atmend, ein paar Schritte zurück.
    Sie ging zu Zaunkönig hin, schob die Arme unter die Knie und Schultern des Mädchens und hob es hoch.
    Während sie das zitternde Bündel zum Lagerplatz trug, flüsterte sie dem Mädchens ins Ohr: »Zaunkönig? Antworte mir. Wollen die Leute mit dem Jungen wirklich ins Nebelschleierdorf?« Zaunkönig lag einer Ohnmacht nahe in Elchgeweihs Armen und glaubte, ihr Schädel würde gleich platzen, so hämmerte es darin. Und sie war durstig. So schrecklich durstig wie noch nie in ihrem Leben. Jeder Muskel ihres Körpers schrie nach Wasser. »Hat…nicht gesagt«, krächzte sie. »Weiß…nicht…wohin, ehrlich… Elchgeweih.«
    Ihre gefesselten Beine schwangen im Rhythmus von Elchgeweihs Schritten auf und nieder, und dabei schnitten sich die Lederriemen immer tiefer ins Fleisch. Sie spürte, wir ihr das warme Blut an den Beinen herabrann.
    Elchgeweih hielt das Mädchen fest an ihre Brust gedrückt. Kaum hatten sie den Lagerplatz erreicht, drängten sich die anderen Krieger neugierig um sie, warfen besorgte Blicke auf das Mädchen und bestürmten Elchgeweih mit Fragen.
    »Ist sie sehr verletzt?«
    »Springender Dachs ist ein Narr! Ein Kind seines eigenen Klans zu schlagen! Hat er denn völlig den Verstand verloren?«
    »Du hättest ihn umbringen sollen, Elchgeweih. Wirklich, ich wünschte …«
    »Kleiner Zaunkönig braucht dringend etwas Heißes zu trinken und etwas zu essen«, sagte Elchgeweih. »Wer von euch hat schon seinen Kessel aufgesetzt?«
    Pfauenauge, der mit einem langen Stock in seinem Feuer stocherte, erhob sich. Muskelpakete wölbten sich unter seinem Umhang und den Lederhosen. Er warf einen wütenden Blick auf Springender Dachs, der noch auf der Wiese stand und mit Eichel redete, dann drehte er sich zu Elchgeweih und Zaunkönig um. Seine Miene entspannte sich ein wenig, als er sagte: »Ich. Und ich habe nichts dagegen, meine Mahlzeit mit euch beiden zu teilen.«
    »Ich danke… dir«, wisperte Zaunkönig kaum hörbar.
    Auf einmal nahm das kantige Gesicht des bulligen Kriegers einen geradezu milden Ausdruck an. »Kommt. Setzt euch hier hin«, sagte er und deutete auf den Baumstamm, den er vor das Feuer gerollt hatte.
    Mit Zaunkönig auf dem Arm ließ sich Elchgeweih dort nieder. »Meinst du, du kannst allein sitzen, Kleiner Zaunkönig, oder soll ich dich auf dem Schoß halten?«
    Zaunkönig schmiegte das Kinn an das weiche Leder über Elchgeweihs Schulter

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