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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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einer Schlacht würden noch mehr dieser gutherzigen Menschen ihr Leben lassen müssen. Ein Gedanke, der sich wie ein bitterer Geschmack auf seine Zunge legte. Jetzt wünschte er, er hätte auf Aschenmond gehört und das Nebelschleierdorf gemieden. An Möwe gewandt sagte er: »Wenn ihr uns braucht, werden wir da sein.«
    Möwe nickte und richtete den Blick auf Hungrige Eule. »Falls du mir nichts weiter zu sagen hast, Anführer, würde ich jetzt gerne aufstehen und meinen Männern Anweisungen geben.« »Ja, geh nur. Ich danke dir, Möwe.«
    Der Türvorhang schwang auf und ließ eine Flut von Sonnenlicht herein, das sich über Hungrige Eules Gesicht ergoss und sich in seinen Augen spiegelte. Mit leiser Stimme sagte er: »Unsere Chancen stehen nicht gut, wie ihr zweifellos wisst. Daher meine Frage, die ich als sehr wichtig erachte: Wollt ihr, dass Polterer während eines eventuellen Kampfes in eurer Nähe bleibt, oder wollt ihr ihn lieber irgendwo im Wald verstecken? Ich würde vorschlagen, ihn zu verstecken. Und zwar aus zweierlei Gründen: Zum einen wäre er dann in Sicherheit, und zum anderen könntet ihr euch besser aufs Kämpfen konzentrieren wenn ihr euch nicht um ihn kümmern müsstet. Aber die Entscheidung liegt selbstverständlich bei euch.« Polterer sprang auf, stürzte auf Aschenmond zu und schlang seine Arme so fest um ihren Hals, dass er sie beinahe erstickte. Mit bebender Stimme flüsterte er ihr ins Ohr:
    »Großmutter, bitte, schick mich nicht weg!«
    Aschenmond ergriff seine Handgelenke und sagte: »Wir werden gemeinsam darüber nachdenken, ja? Wir haben noch ein wenig Zeit, ehe wir die Entscheidung fällen müssen.«
    Polterer starrte Hungrige Eule so empört an, als habe der Mann gerade vorgeschlagen, seine Leber zum Abendessen zu servieren.
    »Ja, das habt ihr«, beruhigte ihn Hungrige Eule. »Aber nicht sehr viel. Ich werde mich jetzt aufmachen und mit meinem Volk sprechen. Währenddessen werden meine Schwestern euch Essen und Decken bringen.« Damit erhob er sich. »Ihr solltet euch wirklich ausruhen.«
    »Ja, das werden wir«, nickte Aschenmond. »Hab Dank, Anführer.«
    Als Hungrige Eule die Hütte verlassen hatte, warf Aschenmond Sperling einen Blick zu, aus dem alle Verzweiflung dieser Welt sprach.
    Sperling konnte bis auf den Grund ihrer Seelen blicken. »Ich weiß, was du denkst«, sagte er mit sanfter Stimme. »Aber Polterers Chancen zu überleben haben sich gerade verzehnfacht. Wären wir nicht hierher gekommen …«
    »Was wird mit Zaunkönig geschehen?«, platzte Polterer heraus und lockerte seine Arme um Aschenmonds Hals ein wenig. »Können wir sie jetzt retten?«
    Sperling strich Aschenmond sanft über den Arm, um ihre Schuldgefühle ein wenig zu lindern. Sie griff nach seinen Fingern und hielt sie fest.
    »Polterer, es gibt nur eine Möglichkeit, Zaunkönig zu retten«, sagte Sperling. »Wir müssen um sie kämpfen. Möglich, dass sie dabei umkommt, aber wenn wir gewinnen, steht ihr wohl ein langes und glückliches Leben bevor.«
    Polterer befeuchtete sich die Lippen und wiederholte leise: »Wenn wir gewinnen.«
    »Anführerin Aschenmond?«, rief eine Stimme von draußen. »Darf ich eintreten?«
    »Ja, bitte.«
    Rotbuche, die dicke Frau, die sie auf dem Dorfplatz gesehen hatten, schlüpfte durch den Vorhang. Ihr schwarzes Haar war ziemlich sorglos abgeschnitten, zwischen den einzelnen Strähnen klafften etliche Lücken. Unter dem einen Arm trug sie drei Decken, am anderen hing ein Korb mit Brotfladen. Sie stellte den Korb vor Aschenmond hin und drückte Sperling die Decken in die Hand. »Falls ihr noch etwas braucht, findet ihr mich beim großen Feuer.«
    »Danke, Rotbuche, aber ich glaube, wir haben mehr, als wir benötigen. Das war sehr freundlich von dir.«
    Die Frau lächelte und sagte: »Ich wünsche euch eine angenehme Ruhe.« Damit verließ sie die Hütte. Polterer setzte sich zwischen Aschenmond und Sperling auf den Fußboden, nahm sich einen Brotfladen und biss gierig hinein. Bald war sein hellblaues Hemd mit Brotkrumen gesprenkelt. Der Junge stopfte das Brot in sich hinein, als hätte er seit Tagen keinen Bissen zwischen die Zähne bekommen.
    »Iss langsam, Polterer«, meinte Sperling gutmütig. »Du kannst anschließend noch einen Fladen haben.«
    »Ja, aber ich muss mich beeilen, Großvater. Je früher ich schlafen gehe, desto eher wird Zaunkönig bei uns sein.«
    Sperling nahm sich selbst einen der aus Eichelmehl und wildem Reis gefertigten Fladen, die nussigaromatisch

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