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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schickte sich zum Gehen an.
    »Elchgeweih?«, rief ihr Zaunkönig leise hinterher, und die Kriegerin drehte sich um und sah sie an. »Ich danke dir.«
    Elchgeweihs Gesicht blieb völlig ausdruckslos. »Wenn ein paar Monde ins Land gegangen sind, wirst du mir vielleicht nicht mehr dankbar sein, Zaunkönig. Der Weg, der vor dir liegt, wird kein leichter sein.«
    Zaunkönig beugte den Kopf und rieb sich die schmerzenden Handgelenke, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen. »Zumindest bekomme ich Gelegenheit, diesen Weg zu gehen.« Die Kriegerin betrachtete Zaunkönig lange Zeit, dann zog sie ihr Messer aus der Gürtelscheide und reichte es Zaunkönig, mit dem Heft voran. »Das wirst du brauchen - wenn du diese Nacht überleben willst.«
    Zaunkönig nahm das Messer und hielt es mit festem Griff umfasst.
    Sperling, der zwischen dem Holzhaufen und dem Feuer hockte, konnte Aschenmond nicht mehr sehen, und auch nicht die Hütten des Dorfes. Eine wabernde Nebelwand hatte ihn von der restlichen Welt abgetrennt.
    Er warf ein weiteres Holzscheit ins Feuer. Flammen schössen hoch und knisterten; plötzlich flimmerten die Nebelschwaden in einem unirdischen Glanz. Sperling kam sich vor, als hätten die Geister einen schimmernden Kokon um ihn gesponnen und ihn gegen seinen Willen eingesperrt. Er zog seinen Dolch aus dem Gürtel und schob ihn in die Manteltasche.
    Die Leute, die sich im Wald versteckt hielten, plagten gewiss die gleichen Ängste wie ihn. Auch sie sahen wahrscheinlich keine drei Schritte weit. Wenn es zum Kampf kam, würden Unsichtbare gegen Unsichtbare kämpfen. Die Krieger würden es nicht wagen, sich zu bewegen, aus Angst, sich den im Nebel verborgenen Angreifern durch das Knacken eines Zweiges zu verraten. Nicht einmal die kühnsten…
    Piiien! Piiien! Der scharfe Pfiff eines Nachtfalken hallte durch die Bäume.
    Lautlos erhob sich Sperling. Er sah nichts. Keinen Menschen. Aber er spürte, dass sich im Nebel etwas bewegte. Ganz langsam drehte er sich einmal um die eigene Achse. Schwarze Baumstämme tauchten aus den Dunstschwaden auf und verschwanden wieder. In nur hundert Hand Entfernung versteckten sich Hungrige Eule und einige seiner Leute hinter der großen Schneewehe, doch der Nebel hatte sie allesamt verschluckt.
    Piiien! Piiien!
    Sperling streifte den Bogen über den Kopf ab, zog einen Pfeil aus dem Köcher …
    Und wartete.

35. Kapitel
    Wachsam einen Fuß vor den anderen setzend, schlich Springender Dachs den Pfad entlang. Wellen plätscherten leise ans Ufer, und von den Bäumen tropfte es unablässig. Hundert Schritte voraus glaubte er dunkle Baumstämme im Nebel zu erkennen. Doch je dämmriger es wurde, desto unsicherer fühlte er sich. Es konnten auch die Beine von Geistern sein, die von allen Seiten auf ihn zu kamen.
    Der Tod hatte offenbar just auf diesen Augenblick gewartet. Er besaß keine Fackel. Und es brannte kein Feuer, um die Geister von sich fern zu halten. Seine Knie zitterten.
    Hinter sich hörte er Der auf dem Bären reitet raunen: »Elchgeweih wollte unbedingt im Dunkeln angreifen. Und wie es aussieht, bekommt sie ihren Willen. Schade nur, dass wir die Feinde auch nicht besser sehen als sie uns.«
    Mit erhobener Hand, die er zur Faust ballte, gebot Springender Dachs Ruhe.
    Er ging einen Schritt weiter.
    Der auf dem Bären reitet, Schildmacher und zwei andere Krieger folgten ihm. Das Tappen ihrer Mokassins war so leise, dass man es kaum drei Schritte weit hören konnte.
    Draußen auf dem See quakte eine Ente, ein gedämpfter, gequälter Laut, als riefe sie ihren Lebensgefährten, der plötzlich nicht mehr in der Lage war, zu antworten.
    Springender Dachs blieb stehen, streifte das Bündel von seinen Schultern und ließ es leise auf den Sand fallen. Mit einer Handbewegung signalisierte er seinen Kriegern, es ihm gleich zu tun. In einer gefährlichen Situation konnte das Gewicht des Bündels einen Krieger behindern oder sogar aus dem Gleichgewicht bringen, so dass sein Pfeil abgelenkt wurde. Und in dieser Nacht durften sie kein Risiko eingehen. Besonders er nicht. Er würde um sein Leben kämpfen - gegen die Lebenden und die Toten. Sein Atem kam jetzt in flachen Stößen. Als die Krieger ihre Bündel abgelegt hatten, setzte Springender Dachs seinen Weg fort.
    Er kannte dieses Dorf. Bei ihrem ersten Überfall hatte er sich die Lage und die Wege, die zum Dorfplatz führten, sorgfältig eingeprägt. Die meisten Besucher erreichten das Dorf entweder vom Seeufer her oder über den Landpfad,

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