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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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es so einkreisen zu können …« »Um sicherzugehen, dass euch das Falschgesicht-Kind nicht entwischt«, mutmaßte Siebenstern. »Richtig. Aber auf dem Weg traf ich mit meiner Truppe unversehens auf Nebelschleier-Krieger. Und es liegt auf der Hand, dass wir die töten mussten, damit sie ihre Angehörigen im Buntfelsendorf nicht warnen konnten. Und so kam es, dass wir die Krieger bis zurück in ihr Dorf trieben und bekämpften, und dabei sind auch einige der Dorfbewohner umgekommen.« Er zuckte gelassen die Schultern. »Wie viele es waren, kann ich nicht sagen«, meinte er gleichgültig und stärkte sich mit einem großen Schluck Tee. »Wir haben sie nicht gezählt.«
    »Bei den Geistern unserer Ahnen!« ereiferte sich Blauer Rabe. »Wie konntest du so ungeschickt sein, in eine Abordnung feindlicher Krieger zu rennen? Hast du denn keine Späher vorausgeschickt? Du hättest…«
    »Erzähl mir nicht, was ich hätte tun sollen!«, donnerte Springender Dachs. »Du bist das letzte Mal vor fünfzehn Wintern auf dem Kriegspfad gewesen. Was weißt du schon von geschicktem Vorgehen? Es kommt immer wieder vor, dass sich Krieger zufällig auf dem Kriegspfad begegnen, ohne Vorwarnung, und dann in einen Kampf verstrickt werden, ehe ihnen noch Zeit für große Überlegungen bleibt! Wir taten, was wir tun mussten!«
    »Aber du …«
    »Genug!« mischte sich Siebenstern ein. »Ich bin davon überzeugt, dass du dein Bestes gegeben hast, Kriegsführer.« Ihre alten, wässrigen Augen wanderten vom wutentbrannten Gesicht von Springender Dachs zu Blauer Rabes zusammengekniffenen Lippen, dann stellte sie ihre Schale auf dem Randstein ab. »Vielleicht war es nicht sehr weise, uns heute Abend zusammenzusetzen«, räumte sie ein. »Wir sind alle müde und unsere Herzen von Trauer erfüllt. Lasst uns die Versammlung beenden. Wir setzen sie morgen Früh fort, wenn wir alle ausgeschlafen sind.«
    »Ich danke dir«, murmelte Perlenfarn. Ihre Augen waren feucht. »Ich möchte Weißer Reiher noch einmal sehen und ihr Lebewohl sagen.«
    Frost-auf-den-Weiden nickte. Der kummervolle Ausdruck ihres Gesichts tat Blauer Rabe in der Seele weh. »Ich ebenfalls. Auch will ich ihr noch ein paar Geschenke auf ihren Weg mitgeben.« Springender Dachs erhob sich. »Wenn ich entlassen bin, werde ich mir meine Decken suchen und ein Lager bereiten. Mir tut jeder Knochen im Leib weh.«
    »Selbstverständlich, Kriegsführer«, erwiderte Siebenstern milde. »Ruh dich aus.«
    Blauer Rabe sah seinem Vetter hinterher, wie er steifbeinig zu seinem Lager ging, das sich am nördlichen Ende des Langhauses befand, dann legte er seiner Mutter sacht eine Hand auf die Schulter. »Wenn du mich brauchst, Mutter, ich …«
    Ein schriller Schrei jagte durch das Haus und Blauer Rabe war schon aufgesprungen, noch ehe er seinen Namen hörte: »Onkel Blauer Raaa-be!«
    Kleiner Zaunkönig kam durch den Türvorhang geschossen und rannte wie eine Verrückte durch das Langhaus, das hübsche Gesicht zu einer ängstlichen Fratze verzerrt. »Onkel« keuchte sie und schlang so ungestüm ihre Arme um seine Hüften, dass sie ihn beinahe rückwärts ins Feuer geschubst hätte. »Zaunkönig!« rief Blauer Rabe entsetzt. »Was ist denn los? Was ist passiert?«
    »Er - er hat versucht mich m-m-mitzunehmen!« stotterte sie. »Ein b-b-blutverschmierter Junge! Mit irren Augen, Onkel. Ja, irre! Er sagte, ich müsse mit ihm gehen, und als ich mich weigerte, sagte er, die Macht hätte mich ausgewählt!« Sie hob den Kopf und starrte ihn mit gehetztem Blick an. »Onkel, du musst mich verstecken! Sonst holt er mich! Ich will nicht weg, ich will bei dir bleiben!« »Schh, Kleines«, flüsterte Blauer Rabe. »Keine Angst, niemand wird dich mir wegnehmen.« Er streichelte ihr sanft übers Haar, um sie zu beruhigen, dann fragte er: »Wer war der Junge? Ich werde mit seiner Mutter darüber reden. Er hat kein Recht, dich so zu erschrecken. Sag mir seinen Namen.« Zaunkönig öffnete den Mund zum Sprechen, doch es kam kein Ton heraus. »Onkel. Das war kein Mensch« stieß sie dann hervor. »Das war eines von den Falschgesichtern des Waldes! Das weiß ich! Kein Menschenkind hätte so laut und schrill lachen können, und das mit einem völlig zerschnittenen Körper! Er muss ein Waldgeist gewesen sein! Bitte, Onkel! Er darf mich nicht mitnehmen!« Verzweifelt vergrub sie das Gesicht in seinem Lederhemd, während Blauer Rabe Hilfe suchend zu den alten Frauen hinüber schielte, die noch ums Feuer herum saßen.

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