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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Schatten gesehen, der entfernt wie der Umriss eines Menschen aussah. Lahmer Hirsch ging näher heran. Es war ein Mann, der vor dem Baum stand, den Kopf gesenkt, als schämte er sich. »Rufender Falke?«, rief Lahmer Hirsch die Gestalt an. »Was machst du hier? Ich sollte dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen!«
    Der Mann rührte sich nicht. Lahmer Hirsch hob seinen Bogen, legte einen Pfeil ein und ging weiter auf den Mann zu, bis er im fahlen Licht, das sich an einer Wolke vorbeistahl, den Pfeil erkennen konnte, der den Körper von Rufender Falke an den Stamm der Platane genagelt hatte. Eine Steinaxt hatte ihm den Schädel gespalten. Sein Umhang und die Leggins waren blutbesudelt. In Lahmer Hirschs Kehle breitete sich der metallene Geschmack des Entsetzens aus.
    Er wich stolpernd zurück.
    Geistern gleich, lösten sich im nächsten Augenblick feindliche Krieger aus den Schatten der Bäume. Lahmer Hirsch stand da wie versteinert. Nein. Das konnte nicht sein. Das Falschgesicht-Kind hat doch gesagt, dass uns keine Gefahr droht. Er sagte, wir brauchten keine Späher auszusenden. Er … »Aufwachen!« schrie er so laut er konnte. »Schnell, steht auf! Alle! Wir müssen …« Kriegsgeschrei zerriss die Nacht. Hunde kamen aus den Hütten gekrochen, bellten und rannten auf die Eindringlinge zu. Rote Pfeife stakste mit steifen Gliedern aus seiner Hütte, den runzeligen Mund weit offen, als er losrannte. Eine feindliche Kriegerin schoss ihm einen Pfeil in den Rücken, der den alten Mann mit dem Gesicht voraus auf den aufgeweichten Boden warf. Überall flohen Menschen aus ihren Hütten und rannten in wilder Panik über den Dorfplatz. Mütter hielten ihre Säuglinge schützend an die Brust gepresst. Männer stürzten sich auf die Angreifer. Alte Frauen, Greise und Kinder suchten verzweifelt irgendwo Deckung.
    Ohrenbetäubende Schreie wurden laut, die sich wie Blitze in Lahmer Hirschs Eingeweide bohrten. Er stürzte sich mitten in das Schlachtgetümmel und schoss einen Pfeil nach dem anderen ab. Um ihn herum stießen Menschen gellende Schreie aus, ehe sie getroffen zu Boden sanken. Dann sah er zwei Männer, die unter dem Türfell von Wilde Roses Hütte hindurch ins Freie stürzten. Einer von ihnen hatte den strampelnden Polterer im Arm. »Nein! Bitte, nicht!«, schrie Wilde Rose mit der Verzweiflung einer Mutter. Ihre Stimme übertönte selbst das gellende Gebrüll um sie herum. Es mussten an die hundert Krieger sein. Gegen eine solche Übermacht hatten sie keine Chance! Ein winziger Funke entzündete Lahmer Hirschs Herz und setzte eine tosende Feuersbrunst in Gang. »Folgt mir!«, schrie er mit heiserer Stimme. »Versucht nicht zu kämpfen! Folgt mir, bevor sie uns alle umbringen!«
    Elchgeweih ließ ihren Bogen sinken. Eine halbe Hand Zeit war verstrichen, seit sie ihren Fuß auf den Dorfplatz gesetzt hatten. Im flackernden Schein der brennenden Hütten erkannte sie, dass es in dieser Nacht keine weiteren Kämpfe geben würde. Der gefrorene Boden war übersät mit Leichen, deren aufgerissene Münder in einem stummen Schrei erstarrten. Die große, schlanke Frau mit dem schulterlangen Haar hatte schon achtunddreißig Winter erlebt… aber so etwas wie hier hatten ihre Augen noch nie geschaut. Wie die Männer die Toten behandelten, bereitete ihr Übelkeit. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und holte durch ihre breite, flache Nase tief Luft. Rauch und der Gestank nach verbranntem Fleisch waberten durch die dunkle Nacht, die von schwelenden Feuern in ein gespenstisches Rot getaucht wurde.
    Springender Dachs kam auf sie zustolziert, sein Bibermantel war mit Blut getränkt, das lange schwarze Haar von Asche und Staub verklebt. Den Bogen trug er lässig über der rechten Schulter. Mit seinen achtundzwanzig Wintern war er einer der jüngsten Kriegsführer in der Geschichte des Wanderer-Klans. Er war ein gut aussehender junger Mann mit fein geschnittenen Zügen und dunklen, unheimlichen Augen.
    Als er an ihr vorbeimarschierte, griff sie nach seinem Arm und funkelte ihn zornig an. »Du hast deinen Männern befohlen, die Toten zu schänden? Die ungeborenen Kinder aus den Leibern ihrer Mütter zu schneiden? Warum?«
    Er beugte sich näher zu ihr und zischte ihr ins Gesicht. »Weil ich es so wollte.« Dann schüttelte er ihre Hand ab. Seine Augen schimmerten im fahlen Schein der erlöschenden Feuer. »Bleib hier. Wache über die Männer, bis sie meine Anordnungen ausgeführt haben, dann bringst du sie her.« Elchgeweih

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