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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Polterer die Tränen in Strömen über das runde Gesicht. »Nein. Nein, es sind Großvater Tagbringers Kinder. Sie verfolgen uns«
    »Was sagst du da? Großvater Tagbringers Kinder?« Lahmer Hirsch spähte hinaus auf den westlichen Horizont. Die lautlos dahinsegelnden Wolken hatten sich rosa verfärbt. »Warum sollte die Sonne…« Polterer rannte davon, über den Dorfplatz, und duckte sich unter den ledernen Türvorhang in die Hütte seiner Mutter.
    Steinmantel trabte pflichtbewusst hinterdrein.
    Rote Pfeife packte Wilde Rose am Arm. »Finde heraus, was er damit gemeint hat, Kusine«, sagte er. »Wir müssen es wissen.«
    »Ja, das - das werde ich.« Wilde Rose drehte sich um und ließ Rote Pfeife und Lahmer Hirsch allein auf dem Dorfplatz zurück.
    Die Falten um Rote Pfeifes Augen wurden tiefer. »Was hältst du davon?«
    Lahmer Hirsch schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht. Der Junge sieht und hört oft Dinge, die uns verborgen bleiben. Möglich, dass es nur eine Botschaft war, die allein ihm oder Wilder Rose galt und nichts mit uns zu tun hat.«
    Der Ledervorhang schwang zur Seite, als Wilde Rose in ihre Hütte ging, und gab einen kurzen Blick auf sie und ihren Sohn frei, die bunten Körbe an den Wänden und einen Topf, der über der rot glühenden Feuerstelle hing. Polterer stand mit dem Rücken zum Eingang. Ein seltsames Geräusch, wie das Heulen eines Wolfes in der Ferne, wurde vom Wind herangetragen.
    Silberner Sperling stolperte den Abhang hinunter, der zu beiden Seiten von einem uralten Bergahornwald gesäumt wurde. Sein Ziel waren die graublauen Rauchwolken, die aus dem Tal aufstiegen und über den rasch dunkler werdenden Abendhimmel zogen. Sperling begann zu laufen; immer wieder rutschten seine Mokassins auf dem nassen Laub aus.
    Bald erblickte er die riesigen Eichen, die ihre Arme schützend über dem Buntfelsen-Dorf ausbreiteten. Er rannte über den ausgetretenen Pfad auf den Dorfplatz zu, angezogen von dem köstlichen Duft gebratenen Biberfleischs. Schon konnte er das süße, fette Heisch förmlich auf der Zunge schmecken. Sein Magen begann laut zu knurren. Er hatte seit fünf Tagen nichts mehr gegessen. »Ehrwürdige Ahnen, gebt mir die Kraft, weiterzulaufen. Nur noch ein Stückchen.«
    Der Pfad schien kein Ende zu nehmen, schlängelte sich um Felsen und umgestürzte Bäume. Die Augen einer Eule, die hoch oben in einem Baumwipfel saß, blinzelten ihm zu, und er hörte ein leises Hu-huu.
    Panik wallte in seinen Adern auf. Bestimmt waren das wirkliche Eulenrufe, beruhigte er sich. Aber es konnten ebenso gut feindliche Krieger sein, die sich in der Dunkelheit miteinander verständigten. Er war auch einmal ein Krieger gewesen. Vor vielen Wintern. Und er kannte die Tricks, die auf dem Kriegspfad angewandt wurden, um miteinander in Verbindung zu bleiben, während man sich an die Opfer heranschlich. Die Nacht schritt voran. Immer mehr Wolkenriesen versammelten sich am Himmel und verdeckten die weißen, gefiederten Wohnstätten der Ahnen in der Welt-über-dem-Himmel. Sperling beschlich das unangenehme Gefühl, dass sie nur gekommen waren, um ihn zu beobachten, zu sehen, ob er den Mut aufbrachte, in ein verfluchtes Dorf zu laufen - ein Dorf, das ihn und seine Träume verachtete - weil er den Bewohnern mitteilen wollte, was er gesehen hatte.
    Beinahe wäre er über den Wächter gestolpert. Der stämmige Mann hockte auf einem kleinen Hügel, von dem aus er das Dorf überblicken konnte, den Rücken an den wuchtigen Stamm einer Eiche gelehnt. Als er Sperling kommen sah, stieß er einen Schrei aus und sprang auf die Füße, den Bogen schussbereit gespannt.
    »Warte! Nicht schießen! Ich bin Silberner Sperling vom Erdendonner-Dorf. Zwei Tage und Nächte bin ich gelaufen, um mit Kriegsführer Lahmer Hirsch zu sprechen.«
    Gemächlich ließ der Mann den Bogen sinken und kniff die Augen zusammen, um das Gesicht des Fremden im schwindenden Licht zu erkennen. »Komm her! Zeig dich!«
    Sperling schritt auf den Mann zu. Er schien an die fünfunddreißig Winter gesehen zu haben. Ein geflochtenes Lederband hielt ihm das schwarze, schulterlange Haar aus der Stirn; er war einen Kopf kleiner als Sperling.
    »Ich bin Rufender Falke«, stellte sich der Mann vor. »Was führt den berüchtigten Irren vom Erdendonner-Dorf zu unserem Kriegsführer Lahmer Hirsch?«
    »Meine Worte gelten allein Lahmer Hirsch. Ich muss ihn sprechen. Jetzt. Sofort.«
    Rufender Falke lockerte die gespannte Sehne seines Bogens, nahm aber den

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