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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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die Krieger in Zweiergruppen aussenden. Damit hätten wir sechs Gruppen, die das Dorf einkreisen, und eine größere Gruppe, die es von diesem Pfad aus angreift.«
    Eichel zupfte an dem Lederriemen an seinem Gürtel, und Kleiner Zaunkönig blickte zu ihm empor. Kummer und Erschöpfung standen deutlich in dem kleinen, schmutzigen Gesicht geschrieben. »Und was sollen wir mit dem Mädchen machen, Kriegsführer?«
    Die unbequeme Gefangene biss sich auf die Lippen und erwartete mit ängstlichem Blick ihr Todesurteil.
    »Elchgeweih wird auf sie aufpassen«, befand Springender Dachs.
    Elchgeweih blitzte ihn aus dunklen Augen an. Sie wusste so gut wie er, dass sie mit dem Mädchen am Hals und ohne einen anderen Krieger an ihrer Seite kaum Chancen hatte, dieses Gefecht zu überleben. Springender Dachs erwiderte ihren Blick mit einem selbstgefälligen Grinsen.
    Da mischte sich Eichel ein. »Warum fesseln wir das Mädchen nicht einfach an irgendeinen Baum und holen es nach der Schlacht wieder ab? Elchgeweihs kriegerische Fertigkeiten zu verschwenden wäre …«
    »Nein.« Elchgeweih nickte Eichel zu. »Binde das Mädchen los. Ich übernehme sie.« Eichel musterte seine Kameradin mit einem forschenden Blick, tat aber, wie ihm geheißen, zog sein Messer und schnitt den Lederriemen am Gürtel ab. Dann reichte er Elchgeweih das lose Ende. Sie nahm es wortlos entgegen und band es an ihrem Gürtel fest.
    »Der auf dem Bären reitet«, rief Springender Dachs im Befehlston, »teile die Krieger in Zweiergruppen ein. Sobald das geschehen ist, werden wir drei Gruppen nach Süden schicken.« Zur Veranschaulichung beschrieb er mit der linken Hand einen weiten Bogen. »Eine Gruppe, sowie du und Schildmacher, ihr kommt mit mir. Die restlichen Gruppen schwärmen in nördliche Richtung aus.« Wieder beschrieb er einen Bogen. »Auf mein erstes Signal hin werden die südlichen Gruppen sich an das Dorf heranpirschen. Mein zweites Signal richtet sich an die Gruppen im Norden, die daraufhin ebenfalls vordringen. Wenn wir…«
    Gelächter. Leises, heimtückisches Gelächter.
    Springender Dachs wirbelte zu Lahmer Hirsch herum. »Warum lachst du!« Er packte den Pfahl und schüttelte ihn hin und her. Dabei rutschte die Maske herunter, enthüllte den verwesten, haarlosen Schädel und ein eingetrocknetes Auge. Das starrte Springender Dachs niederträchtig an. »Antworte mir! Geht hinter meinem Rücken etwas vor, von dem ich nichts weiß?« Das unmenschliche Gelächter verhallte langsam zu geisterhafter Stille.
    Die Krieger hinter Springender Dachs begannen nervös mit den Füßen im Sand zu scharren. Unruhiges Gemurmel wurde laut.
    Springender Dachs fuhr herum und taxierte sie aus wilden Augen. Erschrocken wichen sie zurück. Die meisten schienen plötzlich etwas Interessantes an den Spitzen ihrer Mokassins entdeckt zu haben, das ihre Aufmerksamkeit fesselte.
    Der auf dem Bären reitet hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sein Blick flog zwischen seinem Kriegsführer und dem Totenkopf hin und her.
    »Hast du mich nicht verstanden?«, brüllte Springender Dachs ihn an. »Ich habe dir befohlen, die Gruppen einzuteilen!«
    »Jawohl, Kriegsführer«, murmelte Der auf dem Bären reitet und machte sich eilig davon. Springender Dachs hörte, wie er seinen Leuten mit Flüsterstimme Befehle erteilte.
    Seine davoneilende Gestalt hatte den Nebel aufgewirbelt, weiße Spiralen schraubten sich in die Höhe, um gleich darauf wieder zu einem glitzernden Grau zu verschmelzen. Großvater Tagbringer musste bereits hinter dem westlichen Horizont verschwunden sein. Ein grauer Dunstmantel hatte sich über die Ufergestade gelegt. Die Wellen schwappten jetzt beinahe geräuschlos ans Ufer. Auch Windmutter hatte sich schon zur Ruhe begeben. Elchgeweih, Pfauenauge und Eichel standen, einer verschworenen Gruppe gleich, dicht zusammengedrängt zur Linken von Springender Dachs und betrachteten ihren Kriegsführer mit kalten Blicken. Zaunkönig hockte auf dem Boden, den Kopf gesenkt, doch Springender Dachs spürte genau, dass dieses jämmerliche Häufchen Elend ihn nicht aus den Augen ließ. Aus jeder Pore dieses kleinen Körpers troff der blanke Hass. Kleiner Zaunkönig würde niemals vergessen, dass er ihren Onkel vor ihren Augen getötet hatte. Wenn sie älter war, musste Springender Dachs sie sorgfältig im Auge behalten, wenn er nicht eines Morgens mit einem Pfeil in der Brust aufwachen wollte. Der auf dem Bären reitet kam ohne große Eile zurückgeschlendert. »Wir sind

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