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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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bebender Stimme und umklammerte seine Faust. »Ich schwöre, dass ich nichts weiß!«
    »Wo ist das Falschgesicht-Kind? Hast du ihm zur Frucht verholfen? Wo ist der Bursche?« Springender Dachs schüttelte Zaunkönig brutal, bis sie zusammenbrach und schluchzte wie ein Kleinkind.
    Ohne seine bohrenden Blick von ihr zu nehmen, rief er: »Der auf dem Bären reitet! Schildmacher! Zündet die Hütten an. Ich brauche Licht.«
    »Jawohl, Kriegsführer.«
    Die beiden Männer rannten zu der Feuerstelle am nördlichen Dorfrand, zerrten lange Äste aus dem Holzhaufen und hielten die Enden in die Glut. Als sie Feuer gefangen hatten, gingen sie zur ersten Hütte, schlugen den Vorhang zur Seite und warfen einen brennenden Ast hinein, der die trockenen Rindenwände im Nu in Flammen setzte. Und weiter zur nächsten, bis sie in allen sieben Hütten Feuer gelegt hatten.
    Zunächst dampften die Dächer, dann rauchten sie, und schließlich schössen aus den Rauchabzügen orangerote Flammen in die Höhe. Gleich darauf brannten die Hütten lichterloh, und ein glühender Funkenregen ergoss sich über den Dorfplatz.
    Als sie züngelnden Flammen zu einer tosenden Feuersbrunst herangewachsen waren, breitete sich ein fluoreszierender Lichthof über dem Dorf aus. Er färbte den Nebel blutrot und tanzte über die versteinerten Gesichter der Gefangenen des Nebelschleierdorfs.
    Springender Dachs riss Zaunkönig auf die Füße und verkündete lauthals: »Heute Nacht werden selbst die Nachtwanderer oben in den Himmeln die Schreie dieses Mädchens hören! Sie wird mir die Wahrheit sagen, sonst steche ich ihr die Augen aus, und dann …«, er nickte zufrieden und lächelte, »dann wird sie erst erfahren, was richtige Schmerzen sind. Deinen Onkel habe ich nicht um Gnade flehen hören. Aber du, Mädchen, du wirst mich auf Knien um Gnade anbetteln.«
    Er packte Zaunkönig an den gefesselten Handgelenken und schleuderte sie über den Boden, wo sie am Fuße des Pfahls liegen blieb. Die eingetrockneten, verkrusteten Augen, die hinter der verrutschten Maske hervorstarrten, hatten etwas Teuflisches an sich.
    Springender Dachs zog sein Messer aus dem Gürtel, richtete sich zu voller Größe auf und lächelten den Leuten zu, die sein Treiben mit angehaltenem Atem verfolgten. »So, jetzt werdet ihr Zeugen des Zornes des Wanderer-Klans!«
    Blitzschnell fuhr er herum und stürzte sich mit einem Satz auf Zaunkönig. Er stieß sie zu Boden, legte ihr seinen linken Arm schwer über die Brust, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, und zielte mit der Spitze seines Messers auf ihr Auge.
    Zaunkönig zitterte wie ein welkes Farnblatt im Wind. »Springender - Dachs … bitte. Du bist doch …verwandt mit mir. Tu mir …«
    »Hör auf damit!«-, ertönte Elchgeweihs Stimme. »Lass sie zufrieden!«
    Er blickte über die Schulter und sah Elchgeweih hinter sich stehen, den gespannten Bogen auf seinen Rücken gerichtet. Die Pfeilspitze aus rotem Flinstein glühte im Schein der Feuer.
    »Wir töten unsere eigenen Leute nicht, Springender Dachs«, erklärte Elchgeweih mit harter Stimme. »Ihr alle hier - seht her! Wollt ihr tatenlos mit ansehen, wie ein kleines Mädchen gefoltert wird? Ein Mitglied eures eigenen Klans? Was ist aus uns geworden, dass wir auch nur daran denken …« Mit der Lautlosigkeit eines Nachtvogels schwang die Kriegskeule von Der auf dem Bären reitet durch die nächtliche Stille. Sie traf Elchgeweih am Hinterkopf, und sie stürzte zu Boden. Springender Dachs warf dem hässlichen Krieger einen anerkennenden Blick zu. »Gute Arbeit. Wir kümmern uns später um sie. Pass auf die beiden auf!«, fügte er hinzu und deutete mit dem Kinn auf Aschenmond und Silberner Sperling.
    Silberner Sperling war es gelungen, sich Hochzurappeln, und jetzt stand er aufrecht und mit gegrätschten Beinen da. Blut sickerte aus dem Verband um seinen Hals und rann über seine Brust. Seine Augen hatten einen wild entschlossenen Glanz.
    Springender Dachs wandte seine Aufmerksamkeit wieder Zaunkönig zu. Er hob sein Messer und drehte die schwarze Obsidianklinge vor ihren Augen hin und her, um ihr die Schärfe der hauchdünnen Schliffkanten zu demonstrieren.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass die Schmerzen schier unerträglich sind«, raunte er ihr zu. »Die Klinge dringt durch den Augapfel in den Schädel ein, und wenn sie langsam umgedreht wird, sieht man nur noch einen gleißenden Lichtblitz, und dann …«
    »Ich weiß doch nichts!« brüllte Zaunkönig halb besinnungslos vor

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