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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Tochter. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte: Trau ihm nicht
    Aschenmond spähte kurz zum Hügel hinauf. Dort sah sie Sperling vor seiner Hütte stehen, eine eindrucksvolle Erscheinung mit dem hüftlangen schneeweißen Haar und den breiten Schultern, die durch die Form der Elchlederjacke, die sie einst für ihn genäht hatte, noch betont wurden. Die Reste ihrer alten Liebe und neue Verletzungen fochten in ihrer Brust einen schmerzhaften Kampf aus. Sie hatte ihm ihr Leben und das ihrer Kinder anvertraut… und er hatte dieses Vertrauen zerstört. Ach, ehrwürdige Ahnen, wenn er das doch nicht getan hätte! Sie wünschte, sie könnte ihm verzeihen. Aber ihre Seele war immer noch wund vor Ärger und Kummer. Sie fixierte Maishülse mit einem finsteren Blick.
    »Und welche Art von ›Handel‹ schlägt er mir vor?« »Oh, das ist der beste Teil der Geschichte. Die Anführerinnen des Wandererklans haben dem Jungen noch sieben Nächte zugestanden, dann wird er auf den Lost Hill verbannt. Das ist der Hügel, wo die Wanderer während einer Hungersnot ihre Säuglinge aussetzen. Wenn es nicht zu kalt wird, kann der Junge sechs oder sieben Nächte überleben. Vielleicht auch acht, wenn es Schnee gibt, den er essen kann. Du weißt ja, wie robust Kinder sind. Springender Dachs will dir dabei helfen, das Kind zu befreien, ehe es stirbt.« Maishülse rieb sich scheinbar entzückt die Hände. »Was sagst du dazu?«
    »Wozu? Du hast mir beinahe nichts erzählt! Wie gedenkt er den Jungen zu befreien, und was verlangt er dafür als Gegenleistung von mir?«
    Sperling kniete sich oben auf dem Hügel vor seine Feuerstelle und legte neue Holzscheite nach, doch Aschenmond spürte, dass er sie weiterhin beobachtete. Sie konzentrierte sich wieder auf den Händler. »Ach«, sagte Maishülse und wedelte nachlässig mit der Hand, »der Plan von Springender Dachs ist ganz einfach. Der Wächter der Wanderer muss ein sehr striktes Ritual befolgen. Er ist erst dann befugt, Lost Hill zu verlassen, wenn das Kind tot ist. Andererseits ist es niemandem gestattet, den Hügel zu besuchen, abgesehen von einer ausgewählten Person, die dem Wächter zweimal täglich etwas zu essen und zu trinken bringt.«
    »Dann ist Polterer ganz allein mit dem Wächter?«
    »Richtig. Und wenn ihr, du und Sperling, ins Wandererdorf kommt, verspricht Springender Dachs, den Mann, der auf Lost Hill Wache hält, zu töten. Danach kannst du den Jungen nehmen und mit ihm fliehen. Wenn du damit einverstanden bist, werde ich am Fuße von Lost Hill, am Seeufer, auf dich warten und dich dann zu Springender Dachs führen.«
    »Was verlangt er als Gegenleistung?«
    »Eine Gefälligkeit.« Maishülse legte Daumen und Zeigefinger aneinander, um ihr zu demonstrieren, wie klein diese war. »Eine klitzekleine Gefälligkeit, Anführerin. Springender Dachs möchte, dass Sperling ihn wieder von dem Ruch befreit! Er stellt aber die Bedingung, dass Sperling persönlich zu ihm kommt, damit er spüren kann, dass der Fluch tatsächlich von ihm genommen wurde. Das ist doch wirklich ein Leichtes für ihn, oder?« Maishülse klatschte mit kindlichem Vergnügen in die Hände. »Sperling verflucht meine Feinde, dann nimmt er den Fluch von Springender Dachs, und du kannst das Falschgesicht-Kind haben!«
    Falls Polterer lange genug am Leben blieb. Wenn ihm die Anführerinnen vor seinem Gang auf den Lost Hill noch sieben Nächte zugebilligt hatten, dann war er jetzt bereits dort oben angepflockt, der eisigen Kälte und dem schneidenden Wind ausgesetzt, der um den Pipe Stern Lake wütete… Und für den Weg nach Lost Hill würden sie mindestens sieben Tage brauchen, wenn sie sich eilten. Aschenmond erhob sich. »Warte hier«, sagte sie. »Ich werde mich mit Sperling besprechen. Narzisse, sorge bitte dafür, dass unser Gast zu essen bekommt, während ich weg bin.«
    »Ja, Mutter.«
    Als sie die Anhöhe hinaufstieg, bohrten sich die warmen Sonnenstrahlen wie goldene Lanzen durch den Nebel. Und wo diese auftrafen, begann die feuchte Erde zu glänzen. Aschenmond bemühte sich zwar, den Pfützen auszuweichen, doch das half ihr auch nicht viel. Schon nach wenigen Schritten klebten ihr die durchweichten Mokassins wie nasse Fetzen an den Füßen.
    Sperling warf ein Stück Holz ins Feuer und trat an die Kante des Abhangs, um Aschenmonds Kommen zu beobachten. Eine seiner buschigen weißen Augenbrauen hob sich misstrauisch. Er hielt beide Hände vor den Mund und rief ihr entgegen: »Nein, er ist noch nicht tot! Und

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