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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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daran gewöhnt, wie ein Wiesel über Land zu rennen und sein Kanu über Seen zu rudern. Du und ich, wir können von Glück sagen, wenn wir es schaffen, zwanzig Schritte zurückzulegen, bevor wir mit dem Gesicht voraus in den Dreck fallen.«
    Aschenmond warf ihm einen leicht amüsierten Blick zu und schlug die Decken zurück. Wie er hatte sie in ihren Kleidern geschlafen. Langsam streckte sie ein Bein aus und massierte ihre Wadenmuskeln. Ihr Stöhnen bestätigte Sperlings Ansicht über ihre alternden Körper.
    »Die schmerzen, wie?«
    »Auch nicht schlimmer als der Rest von mir.« Sie stand auf und tappte steifbeinig zum Feuer. Die Knitterfalten in ihrem Lederumhang würden sich beim Laufen wieder glätten, doch im Augenblick sahen sie aus wie ein dichtes Spinnennetz. Aschenmond kniete sich nieder und langte nach ihrem Bündel, das auf einem der Randsteine lag. Sie schnürte es auf, kramte ihren Holzkamm hervor und begann ihn durch ihr langes Haar zu ziehen. Der Schein des Feuers warf einen rotgoldenen Schimmer über die welligen Strähnen des gelösten Zopfes.
    Sperling merkte jetzt, dass er dieses morgendliche Ritual mehr vermisst hatte, als ihm bewusst war. Sie jetzt wieder dabei beobachten zu können, bescherte ihm einen süßen Schmerz. Als sie noch verheiratet waren, hatte er ihr jeden Abend, bevor sie sich zur Ruhe legten, das Haar gekämmt. Unter seinen Händen hatte sich diese füllige Pracht im Lauf der Jahre von einem satten Blauschwarz in ein seidiges Grau verwandelt, und er hatte diese Veränderung mit jedem Kammstrich liebevoll begrüßt. »In sechs Tagen sollten wir das Wandererdorf erreicht haben, meinst du nicht?«, bemerkte sie. »Ja, wenn wir unseren alten, gebrechlichen Knochen das Äußerste abverlangen, sollten wir es bis zum Abend des mittleren Tages zwischen Neumond und Vollmond schaffen.«
    »Ah, das trifft sich gut. Dann befreien wir Polterer und können noch im Schutz der Dunkelheit mit ihm fliehen. Und zum Vollmond sind wir wieder zu Hause.«
    Sperling schwenkte den Tee in seiner Kürbisschale herum. »Ich hoffe es.«
    Aschenmond ließ den Kamm auf halbem Wege stecken. »Wie meinst du das? Du hast doch nicht etwa wieder etwas geträumt?«
    »Nein, das nicht. Aber ich spüre diesen vertrauten Knoten im Magen. Ich mache mir Sorgen, dass Springender Dachs irgendetwas Unerwartetes unternehmen könnte.«
    »Uns mit fünfzig Kriegern empfangen?«
    Er nickte. »Ja, zum Beispiel.«
    Aschenmond zog ihren Kamm weiter durchs Haar. »Dann müsstest du eben eine deiner berühmten Reden vom Stapel lassen.«
    »Berühmt? Meine Reden?«
    »Das hat Maishülse wenigstens behauptet.«
    Sperling schlürfte geräuschvoll seinen Tee. »In diesem besonderen Fall bezweifle ich, dass irgendeine meiner Reden, berühmt oder nicht, eine große Wirkung zeigen würde. Ich kenne Springender Dachs doch kaum. Ich bin ihm einmal, vor zehn Wintern, begegnet, als wir noch mit dem Bärenvolk Handel trieben. Damals war er noch kein Kriegsführer, sondern ein mürrischer, ungeschlachteter Junge. Ich weilte damals im Wandererdorf, um mit ihrem Anführer, Blauer Rabe, zu sprechen. Seine Mutter, Frost-auf-den-Weiden, war dabei, und Springender Dachs stolzierte wichtigtuerisch in dem Langhaus herum.«
    »Nun, zumindest hat er Angst vor dir. Das reicht schon.«
    Sperling trank seinen Tee aus und schüttete den Bodensatz, der zischend auf den glühenden Scheiten zerstob, ins Feuer. »Für den Fall, dass es doch nicht reicht, werde ich mir vorsorglich eine Rede überlegen.«
    Aschenmond raffte ihr Haar über einer Schulter zusammen und begann es zu einem Zopf zu flechten. »Und, was gibt es zu essen?«
    »Ich dachte, wir laben uns an einem der Vorratspäckchen aus deinem Bündel.«
    »Du warst schon immer ein fauler Kerl, Sperling. Du hast nichts vorbereitet? Überhaupt nichts?« »Ich habe Tee gekocht.«
    Sperling nahm eine zweite Schale, füllte sie und reichte sie ihr.
    Aschenmond stellte die Schale neben sich auf den Boden und flocht ihren Zopf zu ende. Nachdem sie ihn mit einer Lederschnur festgebunden hatte, steckte sie den Kamm in ihr Reisebündel und zog zwei in Birkenrinde gewickelte Päckchen heraus, das eine blau, das andere rot bemalt. »Hier«, rief sie und warf ihm das blaue zu. »Nachdem es zu spät ist, um noch etwas Heißes zuzubereiten, werden wir uns wohl damit begnügen müssen.«
    Sperling wickelte sein Päckchen aus und fand eine dicke Scheibe getrocknetes Biberfleisch. »Was ist in dem roten

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