Voyeur
schweifte beim Sprechen durch den Raum. Er checkt sein Publikum,
dachte ich.
«Arbeit oder Vergnügen?»
«Ein bisschen von beidem. Ich war wegen Aufnahmen dort, aber ich habe nebenbei ein bisschen Zeit zum Skifahren gefunden.»
Er grinste. «Man muss das Beste draus machen, oder?»
«Dann läuft das Modeln also gut?»
«Für die Miete reicht’s. Und es ist besser, als zu arbeiten. Was macht das Kunstgeschäft?»
«Ach, hektisch wie immer.»
Der Kellner erschien und reichte ihm eine Speisekarte. Ich bestellte einen Wein, den ich für teuer genug hielt, um ihn zu
beeindrucken. «Na schön. Du sagtest, du hättest ein Geschäftsangebot», sagte Zeppo, sobald der Kellner weg war.
Ich hatte gehofft, es würde etwas länger dauern, ehe wir zum Thema kamen. «Warum sprechen wir nicht beim Essen darüber?
Es besteht keine Eile, oder?»
Er zuckte mit den Achseln. «Ich bin nur neugierig, um was es geht, das ist alles.»
Ich schlug meine Speisekarte auf. «Wollen wir nicht wenigstens erst bestellen?»
«Mir wäre es lieber, du sagst es mir gleich, wenn du nichts dagegen hast. Nimmt die Spannung weg.» Er schenkte mir |13| ein ziemlich lustloses Lächeln. Widerwillig schlug ich die Karte zu.
«Wie du willst.» Ich korrigierte die Position meines Bestecks ein wenig. «Die Sache ist die, dass ich … äh, deine Dienste in Anspruch nehmen möchte.» Bei seinem Gesichtsausdruck wurde mir klar, dass er die falschen Schlüsse
zog. «Es betrifft eine Frau», fügte ich schnell hinzu.
«Eine Frau?» Meine Verlegenheit schien ihn zu amüsieren.
«Ja.» Ich spürte ein Kratzen im Hals und hustete. «Meine Assistentin. In der Galerie. Es ist, äh … also, es ist eine ziemlich heikle Situation.» Ich räusperte mich erneut und war mir Zeppos leicht herablassenden Lächelns
bewusst. Die Sache war schwer zu erklären. Ich kam gleich auf den Punkt.
«Ich möchte, dass du sie verführst.»
Ich weiß nicht, was er erwartet hatte, das jedenfalls nicht. Sein Lächeln verblasste. «Was?»
«Ich möchte, dass du sie verführst.» Ich spürte, wie mein Gesicht glühte. Dabei hatte ich nach allem, was ich über Zeppo
wusste, keinen Grund, verlegen zu sein.
Er wollte gerade etwas sagen, als der Kellner kam. Ich probierte den Wein und erklärte ihn für akzeptabel, ohne ihn zu schmecken.
Zeppo wartete, bis der Kellner verschwand, und beugte sich dann vor.
«Soll das ein Witz sein? Hat dich jemand auf mich angesetzt?»
«Aber nein.» Ich schüttelte vehement den Kopf, um ihn zu überzeugen. «Nein, ich meine es ernst.»
Er starrte mich an. «Verstehe ich dich richtig? Das ist das ‹Geschäftsangebot›, von dem du gesprochen hast? Du willst mich
engagieren, um mit jemandem zu schlafen?»
|14| Ich vergewisserte mich, dass uns niemand hören konnte. «Äh … ja, das ist richtig.»
«Mein Gott!»
«Ich bin bereit, gut dafür zu bezahlen.»
«Wie gut?» Ich sagte es ihm. Er sah überrascht aus. «Du willst so viel Geld ausgeben, nur damit ich mit dieser Frau ins Bett
gehe?» Ich nickte. «Wieso?»
Ich versuchte ein Achselzucken. «Sagen wir einfach, ich lehne ihren gegenwärtigen Freund ab.»
«Das ist alles?»
«Äh … ja.»
Er lachte überrascht auf. «Ich glaube es nicht. Wir kennen uns kaum, und du bittest mich seelenruhig, mit einer Frau zu
schlafen, nur weil dir ihr Freund nicht passt?»
«Mir ist klar, dass es eine ungewöhnliche Bitte ist. Deshalb biete ich ja eine so hohe Summe.»
«Das ist doch …» Er schüttelte schweigend den Kopf. «Warum interessiert es dich überhaupt, mit wem sie zusammen ist?»
Ich versuchte, gleichgültig zu klingen. «Anna ist eine schöne und intelligente junge Frau. Sie hat etwas Besseres verdient.»
Er schnaubte. «Ach, hör auf. Du machst das doch nicht aus reiner Herzensgüte. Was steckt wirklich dahinter?»
Ich zögerte und spürte, wie ich wieder errötete. «Ich finde Anna … sehr attraktiv. Aber mir ist klar, dass sich eine junge Frau wie sie kaum für einen Mann mittleren Alters wie mich interessieren
wird. Ich akzeptiere das. Was ich nicht akzeptiere, ist, dass sie sich für jemanden vergeudet, der sie nicht verdient.
Das kann ich nicht hinnehmen.»
|15| Zeppo runzelte die Stirn. «Aber du bittest mich, mit ihr ins Bett zu gehen. Wird dich das nicht stören, wenn du selbst auf
die Kleine stehst?»
«Nicht so sehr wie der Gedanke, dass sie mit ihm zusammen ist.» Da seine Miene noch immer skeptisch war, fügte ich hinzu:
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