Voyeur
eines Einbruchs wollte ich nicht
dazwischengeraten. Doch die Angst, mich durch einen falschen Alarm lächerlich zu machen, hielt mich davon ab. Ich zögerte.
Dann, überrascht von meinem Mut, stieg ich die Treppe bis zum Ende hoch.
Die Bürotür war ein Stückchen geöffnet. Durch den Spalt |21| fiel Licht auf den dunklen Flur. Auf Zehenspitzen schlich ich langsam näher, sodass ich weiter ins Zimmer schauen konnte.
Und als ich nur noch wenige Schritte entfernt war, hörte ich Anna husten.
Ich entspannte mich. Erleichtert und etwas verärgert machte ich einen weiteren Schritt nach vorn, um mich bemerkbar zu machen,
blieb dann aber stehen.
Durch den Türspalt konnte ich jetzt den großen Spiegel mit dem vergoldeten Rahmen sehen, der an der gegenüberliegenden Wand
hängt. Darin erkannte ich den Teil des Büros, der hinter der Tür versteckt lag. Das Bücherregal, meinen Schreibtisch, die
Tischlampe, die einen goldenen Schimmer ins Zimmer warf. Und Anna.
Abgesehen von einem weißen BH und einem weißen Slip, war sie nackt. Sie hatte ihr Gewicht auf ein Bein verlagert und das
andere leicht angewinkelt, während sie mit beiden Händen auf ihren Rücken griff. Für einen Augenblick rührte sie sich nicht.
Im Rahmen des Spiegels an der leeren Wand wirkte die Szene so vollkommen wie ein Gemälde. Als der BH dann geöffnet war, bewegten
sich ihre Brüste plötzlich nach vorn. Anna schob ihre Schultern vor und streifte ihn ab. Während der BH außerhalb meines Sichtfeldes
zu Boden fiel, klemmte sie ihre Daumen unter den Bund des Slips und schob ihn hinunter. Als sie sich nach vorn beugte, schaukelten
ihre Brüste, und das dunkle Haar fiel ihr auf die Schulter. Dann drehte sie sich zum Spiegel um. Und zu mir.
Instinktiv schreckte ich zurück. Doch der Flur war dunkel: Ich war unsichtbar. Vorsichtig bewegte ich mich wieder nach vorn.
Jetzt war Annas Spiegelbild genau in meine Richtung gewandt. Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar und |22| band es mit einem schwarzen Gummi zu einem Pferdeschwanz. Ihr Kopf war leicht geneigt, ihre Brüste strafften sich und bebten.
Sie hatte einen flachen Bauch, der unten leicht gewölbt war und einen wohlgeformten, tiefen Nabel hatte. Das dichte, dunkle
Schamhaar darunter war von der Unterwäsche noch platt gedrückt.
Dann drehte sie sich um und bückte sich nach etwas auf dem Boden, sodass ich ihren vorgebeugten Rücken sehen konnte. Dort,
wo das Licht ihn traf, schimmerte er, während ihre Wirbelsäule sich als dunkle Furche abzeichnete. Sie bückte sich tiefer,
Hände und Schulter tauchten hinab, bis ihr Hintern beinahe herzförmig wurde. Zwischen ihren Oberschenkeln bildete sich eine
kleine, dunkle Raute. Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, streifte sie sich einen neuen, dieses Mal schwarzen Slip
über und nahm eine Strumpfhose. Sie zog sie über die Beine und den Bauch bis zum Nabel, sodass der untere Teil ihres Körpers
ganz schwarz und der obere noch nackt und weiß war.
Als sie sich plötzlich vom Spiegel entfernte, konnte ich sie nicht mehr sehen. Panik kam in mir auf. Doch fast augenblicklich
kehrte ihr Spiegelbild zurück, ein schwarzes Kleid in den Händen. Mit Bedauern beobachtete ich, wie ihr Körper darin verschwand,
und erhaschte einen letzten Blick auf ihre Brüste, die sie behutsam ins Oberteil schob. Dann machte sie das Kleid auf dem
Rücken zu und war wieder verhüllt.
Ich blieb im Flur stehen und konnte mich nicht damit abfinden, dass es vorbei war. Erst als Anna Lippenstift auftrug, wurde
mir bewusst, wo ich war und was ich tat. Ich schlich von der Tür weg und ging zitternd und schwindlig die Treppe hinab. Unten
lehnte ich mich gegen die kühle Wand |23| und schloss die Augen. Als mir sofort das Bild der nackten Anna im Spiegel erschien, machte ich sie schnell wieder auf. Ich
wartete, bis der Druck auf meine Brust und der Kloß in meiner Kehle verschwunden waren, und stieg dann die Treppe wieder
hoch.
«Anna? Sind Sie das?», rief ich.
«Mr. Ramsey?» Aus dem Büro waren hektische Geräusche zu hören. Dann kam Anna an die Tür. Sie sah verlegen aus. «Entschuldigen Sie,
ich habe mich gerade umgezogen. Ich habe Sie nicht zurückerwartet.»
«Schon in Ordnung. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. Ich habe ein paar Papiere vergessen.» Ich konnte mich nicht
mehr genau erinnern, warum ich eigentlich zurückgefahren war.
«Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich das Büro als
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