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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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«Das mit dir soll ja nur eine Zwischenlösung sein. Und die würde zum Bruch zwischen den beiden führen. Das ist die Hauptsache.»
    Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber es war ein Motiv, das Zeppo leicht glauben konnte. Er schien es hinzunehmen.
     «Du hast es echt auf den armen Kerl abgesehen, oder? Was hast du denn gegen ihn?»
    «Es ist nichts Persönliches. Er ist einfach nicht die Sorte Mensch, die meiner Meinung nach geeignet für Anna ist, das ist
     alles.»
    «Wieso? Was stimmt denn nicht mit ihm?»
    «Er ist   …» Ich suchte nach einer Erklärung. «Gewöhnlich.»
    «Inwiefern? Gesellschaftlich? Intellektuell? Oder was?»
    Ich faltete meine Serviette. «Äußerlich.»
    Ein verständnisvoller Blick bemächtigte sich Zeppos Miene. «Und wenn sie schon nicht mit dir, sondern mit einem anderen zusammen
     ist, möchtest du wenigstens, dass es ein gutaussehender Typ ist. Ist das der Grund?»
    «Ganz so hätte ich es nicht ausgedrückt, aber ja.»
    Er lächelte steif. Ich trank einen Schluck Wein und war überrascht, dass mein Glas fast leer war. Ich füllte es nach. «Und
     wie eng ist die Beziehung zu ihrem Freund?», fragte Zeppo.
    «Sehr eng, befürchte ich. Sie kennen sich noch nicht lange. |16| Noch kein ganzes Jahr jedenfalls. Aber sie wohnen zusammen, und soweit ich das beurteilen kann, sind die beiden sehr ineinander
     verliebt.» Ich hielt inne. «Könnte das ein Problem sein?»
    Er zuckte mit den Achseln. «Keine Ahnung. Um das zu wissen, müsste ich die beiden erst mal kennenlernen, oder?» Er schaute
     mich an. «Und noch habe ich nicht zugestimmt.»
    «Nein, natürlich nicht», sagte ich schnell.
    Er schwenkte sein Weinglas. «Aber warum fragst du ausgerechnet mich? Wir haben erst ein paarmal auf Partys miteinander gesprochen.
     Wie kommst du darauf, dass ich interessiert sein könnte?» Seine Stimme hatte einen misstrauischen Unterton. Aber darauf war
     ich vorbereitet.
    «Du arbeitest als Dressman. Du lebst von deinem Aussehen. Und hier geht es im Grunde um etwas Ähnliches. Außerdem warst du
     der Einzige, der mir eingefallen ist. Ich kenne nicht viele Menschen, die für so etwas geeignet sind. Ich bin nur ein Kunsthändler.
     Ich bewege mich nicht in solchen Kreisen.»
    Es gab noch einen anderen Grund. Aber den behielt ich für mich. Vorerst.
    Er beobachtete, wie der Wein in seinem Glas einen Strudel bildete. «Und wenn ich nein sage?»
    «Dann muss ich wohl einen anderen finden.» Ich hoffte, dass ich unbekümmert klang. «Ich habe dir gesagt, was ich zu zahlen
     bereit bin. Und der Job ist ja nicht gerade grauenvoll. Es wird bestimmt nicht besonders schwer sein, jemand anderen dafür
     zu finden. Aber es wäre einfacher, wenn du es tun würdest.»
    Zeppo nahm das kommentarlos hin. Ich versuchte, seine |17| Miene einzuschätzen, allerdings erfolglos. «Wie schnell kannst du mir eine Antwort geben?», fragte ich.
    «Ist es so eilig?»
    «Nein», log ich. «Aber wenn du kein Interesse hast, muss ich mich nach einem anderen umsehen. Je schneller ich weiß, wo
     wir stehen, desto besser.»
    Er betrachtete wieder sein Glas. Als ich den in der Nähe lauernden Kellner bemerkte, winkte ich ihn weg. «Wo sind die Toiletten?»,
     fragte Zeppo mit einem Mal.
    «Äh   … ich glaube, durch die Tür dort hinten.»
    Er schob seinen Stuhl zurück und ging davon. Ich nahm die Speisekarte und las sie mechanisch, ohne ein einziges Wort zu erkennen.
     Ich legte sie wieder hin und nahm einen Schluck Wein. Zeppo schien eine Ewigkeit weg zu sein. Als er wieder durch die Tür
     kam, war ich froh. Dieses Mal sah er sich unverblümt um, als er das Restaurant durchquerte.
    «Wie alt ist die Kleine überhaupt?», fragte er, sobald er sich hingesetzt hatte. «Anna, richtig?»
    «Ja, Anna. Sie ist Anfang zwanzig.»
    «Und du sagst, sie sieht gut aus.»
    «O ja. Sehr gut. Jedenfalls meiner Meinung nach.»
    Zeppo nickte. Seine rechte Hand lag auf dem Tisch, die Finger trommelten einen unregelmäßigen Rhythmus. Er wirkte ein wenig
     verändert, entschlossener als zuvor. Aber ich versuchte, mir nicht zu große Hoffnungen zu machen.
    «Und du bezahlst in bar?»
    «Bar, Scheck, wie du willst.»
    Er verfiel wieder in Schweigen und trommelte weiter unruhig mit den Fingern. Ich wartete. Plötzlich grinste er.
    «Okay. Warum nicht?»
    |18| «Das heißt, du wirst es tun?»
    «Darum ging es doch, oder?»
    Ich hoffte, dass man mir nicht ansah, wie erleichtert ich war. «Gut», sagte ich und atmete langsam aus. Ich

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