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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Jaulen begrüßten.
    Zwei Frauen schritten zielstrebig zwischen den Kisten umher. Zwei Damen, um genau zu sein. Sie waren viel zu schmutzig, um gewöhnliche Frauen zu sein. Keine gewöhnliche Frau hätte davon geträumt, so verwahrlost zu wirken. Solche Kleidung trug man nur mit jener Art von unerschütterlicher Selbstsicherheit, die sich auf das Wissen um eine lange Ahnenreihe gründet. Trotzdem: Es schien Kleidung von erstaunlich guter Qualität zu sein. Zumindest früher einmal. Es handelte sich um Kleidung, die man von den Eltern geschenkt bekommen hatte und so teuer und erstklassig gewesen war, daß sie sich nie abnutzte und vererbt wurde, wie Porzellangeschirr, Silberbesteck und Gicht.
    Drachenzüchterinnen,
dachte Mumm.
Man kann sie auf den ersten Blick erkennen. Sie haben irgend etwas an sich. Vielleicht liegt es daran, wie sie ihre Seidenschale tragen, ihre Tweedmäntel und Großvaters Reitstiefel. Hinzu kommt natürlich der Geruch.
    Eine kleine drahtige Frau – ihr Gesicht schien aus Sattelleder zu bestehen – bemerkte den Wächter.
    »Ah«, sagte sie, »du bist bestimmt der kühne Hauptmann.« Sie schob widerspenstiges weißes Haar unter das Kopftuch zurück und streckte eine sehnige braune Hand aus. »Brenda Rodley. Das ist Rosie Devant-Molei. Sie leitet das Sonnenscheinheim.« Die andere Frau – sie war wie jemand gebaut, der Zugpferde in einer Hand halten konnte, während er sie mit der anderen beschlug – lächelte freundlich.
    »Samuel Mumm«, sagte Mumm unsicher.
    »Mein Vater hieß ebenfalls Sam«, plauderte Brenda. »Er meinte, einem Sam kann man immer vertrauen.« Sie scheuchte einen Sumpfdrachen in seine Kiste zurück. »Wir sind Freundinnen von Sybil und helfen ihr. Mit ihrer Sammlung steht es wirklich schlimm. Sind überall in der Stadt, die kleinen Biester. Aber ich schätze, sie kehren hierher zurück, wenn sie Hunger bekommen. Eine bemerkenswerte Blutlinie, nicht wahr?«
    »Bitte?«
    »Sybil meint, er sei eine Art Mutation, aber ich bin sicher, wir können innerhalb von drei oder vier Generationen in die eigentliche Stammlinie zurückzüchten. Weißt du, ich bin berühmt für mein Gestüt«, fügte Brenda hinzu. »Wäre sicher sehr interessant. Eine ganz neue Drachenspezies.«
    Mumm stellte sich Überschall-Kondensstreifen vor, die Zickzack-Muster am Himmel bildeten.
    »Äh«, sagte er. »Ja.«
    »Nun, wir haben noch viel zu tun.«
    »Äh, ist Lady Käsedick in der Nähe?« fragte Mumm. »Sie ließ mir mitteilen, es sei dringend erforderlich, daß ich hierherkomme.«
    »Ich nehme an, sie befindet sich irgendwo im Haus«, antwortete Brenda. »Angeblich muß sie sich dort um eine wichtige Angelegenheit kümmern. Oh, sei vorsichtig mit dem kleinen Kerl, Rosie, dummes Ding!«
    »Gibt es etwas für sie, das noch wichtiger ist als
Drachen?«
erkundigte sich Mumm.
    »Ja, das habe ich mich auch gefragt.« Brenda Rodley griff in die Tasche einer viel zu großen Weste. »War nett, dich kennenzulernen, Hauptmann. Es freut mich immer, mit jemandem zu sprechen, der sich ebenfalls für die Drachenzucht interessiert. Bitte besuch mich bei Gelegenheit. Dann zeige ich dir meine Ställe.« Sie holte eine schmutzige Karte hervor und drückte sie Mumm in die Hand. »Jetzt muß ich mich sputen. Wir haben gehört, daß einige von Sybils Lieblingen versuchen, im Universitätsturm Nester zu bauen. Das bringt gewisse Gefahren mit sich. Wir wollen sie herunterholen, bevor es dunkel wird.«
    Mumm blickte auf die Karte, als Brenda, mit Netzen und Seilen bewaffnet, über den Pfad stapfte.
    Die Aufschrift lautete:
Brenda, Lady Rodley, Wittum-Haus, Schloß Quirm, Quirm.
Mumm sah der Gestalt nach, die über den Weg hinwegknirschte und wie ein lebendiger Krämerladen wirkte. Allmählich begann er zu verstehen, was die gelesenen Worte bedeuteten. Brenda war die Herzoginwitwe von Quirm und besaß mehr Land, als man an einem sehr klaren Tag von einem sehr hohen Berg aus sehen konnte. Nobby hätte so etwas sicher zu schätzen gewußt. Offenbar gab es eine besondere Art von Armut, die sich nur die wirklich Reichen leisten konnten…
    Auf diese Weise gelangt man zu Macht,
dachte Mumm.
Man schere sich nie darum, was andere Leute denken. Und man zeige nie auch nur eine Spur von Unsicherheit.
    Er kehrte zum Haus zurück und fand dort eine offene Tür, die in einen dunklen muffigen Flur führte. In der Düsternis hingen die Köpfe erlegter Tiere an den Wänden. Die Käsedicks schienen mehr Spezies in Gefahr gebracht zu haben als

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