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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jemand.
    Der von den Regalen ausgehende Glanz brachte nicht etwa Licht in die Dunkelheit, sondern verdichtete die Finsternis. Aber wer aufmerksam genug Ausschau hielt, konnte in dem violetten Flackern einen zerkratzten alten Tisch erkennen, der genau unter dem zentralen Gewölbe stand.
    Dort hatte das Schnarchen seinen Ursprung. Eine fransige und fleckige Decke lag auf einem Gebilde, das wie ein Sandsackhaufen aussah, sich jedoch bei genauerem Hinsehen als erwachsener Orang-Utan entpuppte.
    Es handelte sich um den Bibliothekar.
    Seit einiger Zeit wies kaum mehr jemand darauf hin, daß er ein Affe war. Ein magischer Zwischenfall hatte zu der Verwandlung geführt – in unmittelbarer Nähe so vieler mächtiger Bücher mußte man ständig mit derartigen Ereignissen rechnen –, und man vertrat die Ansicht, er sei glimpflich davongekommen. Immerhin hatte sich an seiner Gestalt im Grunde genommen nichts geändert. Es war ihm erlaubt, weiterhin seiner Arbeit nachzugehen, an der es nichts auszusetzen gab – obwohl hier anstelle von ›erlaubt‹ ein anderes Wort verwendet werden sollte. Der Bibliothekar bewies bemerkenswertes Talent, wenn es darum ging, die Oberlippe zu wölben und konkurrenzlos gelbe Zähne zu zeigen; aus diesem Grund verzichteten die Mitglieder des Universitätsrats darauf, ihm einen neuen Aufgabenbereich nahezulegen.
    Jetzt ertönte ein anderes Geräusch, das leise Knarren einer sich öffnenden Tür. Jemand eilte durchs Zimmer und verschwand zwischen den langen Regalen. Die Bücher raschelten empört, und einige der dickeren Grimoires ließen ihre Ketten rasseln.
    Der Bibliothekar schlief weiter, eingelullt vom Flüstern des Regens.
    Eine halbe Meile entfernt lag Hauptmann Mumm noch immer im Rinnstein, öffnete den Mund und begann zu singen.

    E ine in Schwarz gekleidete Gestalt eilte durch die nächtlichen Straßen, trat von Haus zu Haus und erreichte schließlich ein finsteres, unheilvolles Portal. Man gewann sofort den Eindruck, daß keine normale Tür so düster wirken konnte. Sie sah aus, als habe man den Architekten gerufen und ihm spezielle Anweisungen gegeben: Wir möchten etwas Unheimliches in dunkler Eiche, und bitte füg über dem Torbogen eine abscheuliche Steinfigur hinzu; außerdem soll es wie der Schritt eines Riesen klingen, wenn die Tür ins Schloß fällt. Es muß auf den ersten Blick klar werden, daß
hier
niemand mit einem mehr oder auch weniger melodischen
Ding-Dong
rechnen kann, wenn er den Klingelknopf drückt.
    Die Gestalt pochte einen komplizierten Code ans dunkle Holz, woraufhin sich eine kleine vergitterte Luke öffnete. Ein mißtrauisches Auge starrte nach draußen.
    »›Die bedeutungsvolle Eule schreit in der Nacht‹«, sagte der Besucher und versuchte, Regenwasser aus seinem Umhang zu wringen.
    »›Doch viele graue Herren gehen traurig zu herrenlosen Männern‹«, intonierte eine Stimme auf der anderen Seite des Gitters.
    »›Gepriesen sei die Tochter der Jungfernschwester‹«, entgegnete die tropfnasse Gestalt.
    »›Für den Mann mit der Axt sind alle Flehenden gleich groß.‹«
    »›Doch wahrlich, die Rose verbirgt sich im Dorn.‹«
    »›Die gute Mutter kocht Bohnensuppe für den irrigen Knaben‹«, verkündete die Stimme hinter der Tür.
    Stille folgte, nur unterbrochen vom Prasseln des Regens. Dann fragte der Besucher: »Wie bitte?«
    »›Die gute Mutter kocht Bohnensuppe für den irrigen Knaben.‹«
    Eine etwas längere Pause schloß sich an. »Bist du sicher, daß der schlecht gebaute Turm nicht sehr wackelt, wenn ein Schmetterling vorbeifliegt?« erkundigte sich die nasse Gestalt.
    »Ne-neh. Bohnensuppe ist gemeint. Tut mir leid.«
    Der Regeln zischte erbarmungslos im verlegenen Schweigen.
    »Und der eingesperrte Wal?« fragte der Besucher und preßte sich an die schreckliche Tür, um dem herabströmenden Wasser zu entgehen.
    »Was soll damit sein?«
    »Er sollte nichts von den mächtigen Tiefen wissen, wenn du’s unbedingt wissen willst.«
    »Oh,
der eingesperrte
Wal.
Du möchtest zu den
Aufgeklärten
Brüdern der Völlig Schwarzen Nacht. Drei Türen weiter.«
    »Und wer seid ihr?«
    »Wir sind die Erleuchteten und Uralten Brüder von Iieeh.«
    »Ich dachte, ihr trefft euch drüben in der Sirupstraße«, sagte der durchnäßte Mann nach einigen Sekunden.
    »Äh, du weißt ja, wie das ist. Dienstags hat der Laubsäge-Klub das Zimmer. Da muß irgend etwas schiefgelaufen sein.«
    »Ach? Nun, trotzdem vielen Dank.«
    »Gern geschehen.« Die kleine Luke

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