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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ich bedaure es wirklich«, sagte die besorgte Gestalt. »Offenbar bin ich hier in der falschen Geheimgesellschaft. Muß mich in der Tür geirrt haben. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet…«
    »Und sein Wabbel wird an einer Lanze aufgespießt«, wiederholte der Oberste Größte Meister grimmig. Im Hintergrund knarrte etwas, als Bruder Pförtner versuchte, das klemmende Portal zu öffnen. »Sind wir jetzt soweit? Befinden sich vielleicht noch andere Unwissende unter uns, die sich verirrt haben?« fügte er mit ätzendem Sarkasmus hinzu. »Gut. Wunderbar. Ich bin ja so froh. Vermutlich brauche ich gar nicht zu fragen, ob die vier Wachtürme geschlossen sind, oder? Oh, ausgezeichnet. Hat sich jemand die Mühe gemacht, der Heiligen Hose die Beichte abzunehmen? Ach, tatsächlich? Auf die richtige Art und Weise? Und wenn ich nachsehe? Na schön. Sind vor den Fenstern die Roten Kordeln des Intellekts gespannt worden, so wie es die uralten Überlieferungen verlangen? Gut. Nun, dann können wir jetzt vielleicht beginnen.«
    Der Oberste Größte Meister schien ein wenig enttäuscht zu sein, wie jemand, der mit dem Finger übers oberste Regal der Schwiegertochter streicht und zu seiner großen Überraschung feststellt, daß alles blitzblank ist.
    Was für Blödmänner!
dachte er.
Ein Haufen von Nieten. Andere Geheimgesellschaften würden sie nicht einmal mit einem drei Meter langen Zepter der Autorität berühren. Schon bei einem geheimen Händedruck verrenken sie sich die Finger.
    Aber gleichzeitig handelte es sich um Stümper mit gewissen Möglichkeiten. Sollten die anderen Gesellschaften ruhig die Hoffnungsvollen, Ehrgeizigen und Zuversichtlichen aufnehmen. Der Oberste Größte Meister wählte die Verärgerten, jene Leute, die über einen unerschöpflichen Vorrat an bitterer Galle verfügten, die glaubten, Großartiges leisten zu können, wenn sie nur eine Chance bekamen. Er brauchte diejenigen, in denen sich Fluten aus Gift und Rachsucht hinter den Dämmen der Unfähigkeit und latenten Paranoia stauten.
    Hinzu kam Dummheit.
Sie alle haben den Eid geschworen, aber kein einziger von ihnen hat gefragt, was ein Wabbel ist.
    »Brüder«, begann der Oberste Größte Meister, »heute abend müssen wir außerordentlich wichtige Dinge erörtern. Das Schicksal dieser Stadt – mehr noch: die Zukunft von Ankh-Morpork – liegt in unseren Händen.«
    Die Zuhörer blickten interessierter, und der Oberste Größte Meister spürte wieder das überaus angenehme Prickeln der Macht. Die Männer hingen an seinen Lippen. Dieses Gefühl war es wert, dafür diese dämlichen Umhänge zu tragen.
    »Wissen wir nicht, daß die Stadt im Banne von Korrupten steht, die sich auf ihrem Sündengeld ausruhen und unrechtmäßig erworbenen Reichtum genießen, während bessere Männer um den Lohn ihrer Arbeit betrogen und in die Knechtschaft gezwungen werden?«
    »O ja, das stimmt!« bestätigte Bruder Pförtner heftig, nachdem er Gelegenheit gefunden hatte, die gerade gehörten Worte gedanklich zu übersetzen. »Erst letzte Woche habe ich Meister Puderzucker von der Bäckergilde zu erklären versucht…«
    Der Oberste Größte Meister war gar nicht in der Lage, einen Blickkontakt herzustellen – er hatte dafür gesorgt, daß die Gesichter der Brüder unter den Kapuzen in mystischer Dunkelheit verborgen blieben. Aber es gelang ihm allein mit empörter Stille, Bruder Pförtner zum Schweigen zu bringen.
    »Doch es herrschte nicht immer Verdorbenheit«, fuhr der Oberste Größte Meister fort. »Einst gab es ein Goldenes Zeitalter, das den Würdigen Befehlsgewalt und Respekt bescherte. Ich meine eine Epoche, in der Ankh-Morpork nicht nur eine große, sondern auch eine großartige Stadt war. Ein Zeitalter der Ritterlichkeit. Eine Ära, in der… Ja, Bruder Wachturm?«
    Eine massige Gestalt ließ die Hand sinken. »Meinst du die Zeit, als wir Könige hatten?«
    »Sehr scharfsinnig, Bruder«, erwiderte der Oberste Größte Meister und spürte einen Anflug von Ärger angesichts dieser überraschend intelligenten Frage. »Und…«
    »Aber das wurde doch schon vor vielen Jahrhunderten geklärt«, sagte Bruder Wachturm. »Kam es nicht zu einer großen Schlacht oder so? Seitdem herrschen Lords, wie zum Beispiel der Patrizier.«
    »Ja, sehr gut, Bruder Wachturm.«
    »Ich wollte nur darauf hinweisen, daß es keine Könige mehr gibt«, fügte Bruder Wachturm hilfreich hinzu.
    »Wie Bruder Wachturm gerade zum Ausdruck brachte…«
    »Das Stichwort

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