Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
Vom Netzwerk:
könnten.
    Über der Vorstellung, die Badewanne zu meinem Lebensmittelpunkt zu machen, musste ich dann wohl eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte, war das Wasser kalt und meine Haut schrumpelig. Das genügte, um mich von diesem Plan abzubringen und widerwillig aus der Wanne zu steigen. Nachdem ich wieder trocken und meine Haut zu ihrer ursprünglichen Form zurückgekehrt war, fing mein Magen an zu knurren. War dieser Körper eigentlich nie mit mir zufrieden? Ich machte einen Rundgang durch meine neue Wohnung, aber mir war klar, dass ich in meiner Küche jetzt nicht mehr Essbares finden würde als heute Morgen. Die Küche, oder besser der Raum, der dafür vorgesehen war, war eindeutig der Haken an dieser Wohnung. Was vor allem daran lag, dass sie nicht vorhanden war. Chris hatte vor seiner Abreise netterweise alle Küchengeräte entsorgt, weil sie ohnehin kaum noch funktionstüchtig waren. Obwohl die Küche statistisch gesehen der Raum war, den ich am wenigsten benutzte, war die komplette Abwesenheit einer Küche auch für einen Fastfood-Junkie wie mich mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Wie sollte ich so meine Tiefkühlpizzen aufbacken, wenn das einzige Küchengerät, das noch vorhanden war, eine verrostete alte Spüle war?
    Auf der vergeblichen Suche nach einer geheimen Notration Chips wühlte ich in meinen Umzugskartons. Wenigstens kam unter dem Geschirr noch eine Flasche Bordeaux zum Vorschein, die ich mir als Wegzehrung eingesteckt hatte. Und da ich mich wohl oder übel bei meinem neuen Nachbarn für seine Hilfsbereitschaft bedanken musste, war es vielleicht jetzt ein günstiger Moment dafür. Wenn ich mir Mühe gäbe, könnte dabei sogar ein Abendessen rausspringen, er hatte ja gesehen, wie spärlich meine Küche eingerichtet war. Ich versuchte, die Weinflasche ein wenig feierlich herzurichten, indem ich eine Schleife aus einem Streifen Zeitungspapier um den Flaschenhals band.
    Aber als ich die Wohnungstür öffnete, war ich von der Genialität meines Plans nicht mehr so überzeugt. Aus der gegenüberliegenden Wohnung schallte mir lautes Geschrei entgegen. Gerade als ich mich dazu entschlossen hatte, das gemeinsame Abendessen auf einen anderen Tag zu verschieben, wurde die Tür aufgerissen, und eine wütende Blondine stürmte auf mich zu. Sie sah so aufgebracht aus, dass ich nicht wagte, mich zu bewegen.
    »Training, immer nur Training«, fauchte sie. »Ich habe langsam echt die Nase voll. Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich auch mal Zeit mit dir verbringen will, und zwar nicht nur auf dem Scheiß-Fußballplatz? Ich hasse Fußball!«
    Jetzt hatte sie mich bemerkt und starrte mich ärgerlich an. Ich hatte dieser Feststellung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Deswegen nickte ich nur vorsichtig und versuchte, die Weinflasche unauffällig hinter meinem Rücken verschwinden zu lassen. Ich wollte ihr nicht noch mehr Gründe geben, wütend auf ihren Freund zu sein. Die Blondine schnappte sich eine große Reisetasche und ging die Treppe hinunter. Meiner Ansicht nach war ihr Abgang einen Tick zu theatralisch, um überzeugend zu sein, aber auf meinen Nachbarn zeigte er Wirkung. Er lief ihr ein paar Stufen hinterher.
    »Sabrina, jetzt bleib doch hier. Verdammt, Fußball ist halt mein Job.«
    Ich war zwar auch nicht gerade die Einfühlsamste, wenn es ums Zwischenmenschliche ging, aber dass das nicht die Antwort war, die sie zurückbringen würde, war selbst mir klar. Mein Nachbar hielt das jedoch für ein überzeugendes Argument und wurde noch deutlicher: »Das ist eben nicht so wie bei dir, wo man nach sieben Stunden nach Hause geht und sagt, so das war es für heute, jetzt kann ich mich amüsieren. Das ist echt ein knallharter Job.«
    Dafür werdet ihr Blödmänner ja auch viel zu gut bezahlt, dachte ich mir meinen Teil, aber ich versuchte, mich aus der Diskussion herauszuhalten. Schließlich gab Tim es auf und kam die Treppe wieder hoch. Erst jetzt bemerkte er mich und zuckte mit den Schultern. Ich wusste auch nicht recht, was ich zu diesem Thema beisteuern konnte, und überlegte stattdessen, wie ich unauffällig zurück in die Wohnung gelangen könnte. Unten fiel die Haustür mit lautem Krachen ins Schloss, und ich war noch keinen Schritt weiter. Es herrschte eine peinliche Stille, und jedem von uns beiden war klar, dass wir nicht wieder in unsere Wohnungen zurückkehren konnten, ohne etwas gesagt zu haben. Sonst würde diesem Streit viel zu viel Bedeutung beigemessen, und außerdem hatte ich

Weitere Kostenlose Bücher