Wächter der Macht 01 - Intrigen
Laserkanonen ihres Abfangjägers befand. Doch mit einem Mal schoss der Kampfjäger nach oben, zur Seite, nach Backbord und Steuerbord. Sie hatte das unheimliche Gefühl, dass der Pilot genau wusste, wenn sie ihn ins Visier nahm.
Sie wusste nicht, ob sie fluchen oder noch breiter lächeln sollte. Dieser Pilot war gut. Er tanzte einmal, zweimal, dreimal in ihrem Fadenkreuz, bei jeder Gelegenheit gerade lange genug in Reichweite, dass sie den Abzug der Laserkanone ziehen konnte, aber niemals lange genug, dass die Lasersalven seinen Rumpf erwischten. Sie schoss jedes Mal daneben, manchmal bloß um wenige Meter.
Lind unversehens drehte er den Spieß um.
Sie jagte über ihn hinweg. Adrenalin schoss durch sie hindurch. Es war ein klassisches X-Flügler-Flugmanöver, das man gegen einen schnelleren Verfolger einsetzte, und es war exakt in dem Moment ausgeführt worden, in dem sie am wenigsten damit gerechnet hatte.
Sie drückte ihren Steuerknüppel nach unten, gerade lange genug, um ihren Widersacher glauben zu lassen, dass sie abtauchen und einen Looping vollführen würde, um hinter ihn zu gelangen, dann riss sie den Knüppel zurück, kam wieder hoch und zog den Jäger in eine seitliche Rolle nach Backbord.
Ein unerfahrener Pilot würde auf das erste Täuschungsmanöver hereinfallen und zum Sturzflug übergehen, um die Verfolgung aufzunehmen. Dann könnte sie ihren Kurs andern und ihm nachstellen. Einem achtsameren und erfahreneren Piloten würde es gelingen, ihr auf den Fersen zu bleiben, und ihm würden ein paar Sekunden der Verfolgung bleiben, um sein Ziel zu erfassen und seine Laser oder sogar einen Protonentorpedo auf ihren Raumjäger abzufeuern, der so viel weniger widerstandsfähig war als der X-Flügler.
Sie vernahm kein Kreischen des Zielerfassungsalarms. Sie überprüfte ihre Sensortafel. Ihr Widersacher war nicht abgetaucht, hatte nicht die Verfolgung aufgenommen. Offensichtlich hatte er seinen ursprünglichen Kurs in dem Moment wieder aufgenommen, in dem sie ihr Ausweichmanöver ausgeführt hatte.
Lysa saß da, und einen Moment lang war sie fassungslos. Er hatte nicht einmal einen Schuss auf sie abgegeben.
Ihre Kommkonsole knisterte, und der Scanner zeigte an, dass die Übertragung über eine allgemeine GA-Militärfrequenz reinkam - wenn auch mit geringer Leistung, so schwach, dass wahrscheinlich nur sie allein sie empfing.
»Hübsche Abfangrolle«, sagte ihr Gegner. »Ich könnte schwören, das hast du von Tycho Celchu gelernt.«
Lysa war erneut verblüfft. Sie hatte dieses Manöver von General Celchu gelernt, jenem gefeierten Offizier, der vor mehr als dreißig Jahren mit einem A-Flügler in den zweiten Todesstern und wieder herausgeflogen war.
Und sie kannte die Stimme ihres Widersachers, ungeachtet dessen, wie verzerrt sie durch die leistungsschwache Übertragung und die üblichen Kommstörungen auch klang. »Daddy?«, sagte sie.
»Hallo, Liebes.«
Sie vollführte eine weitere Rolle, die sie in einem steilen Sturzflug auf den X-Flügler zujagen ließ. Allerdings würde ihr Kurs sie nicht in echter Luftkampfmanier hinter das andere Schiff bringen. Stattdessen entschied sie sich für einen Abfangkurs, während sie den X-Flügler beobachtete - und schaltete ihren Zielcomputer komplett aus.
Ihr Flugvektor brachte sie zur Oberseite des X-Flüglers. Sie korrigierte ihren Kurs so, dass sie parallel zueinander flogen, ihr Eta-5-Abfangjäger unmittelbar über dem X-Flügler. Dann rollte sie mit ihrem Raumjäger herum, sodass sie Kanzel an Kanzel dahinglitten, bloß vier Meter voneinander getrennt.
Und sie blickte in das Gesicht ihres Vaters Wedge Antilles.
Corellias zweitberühmtester Pilot schenkte ihr ein Lächeln, das seine Zähne sehen ließ, und hielt die Daumen hoch. Er trug einen normalen X-Flügler-Pilotenhelm - nicht seinen eigenen ramponierten Helm mit den charakteristischen Keilen darauf, sondern einen anderen, der entlang der Kante mit einer Reihe von Dreiecken verziert war.
»Daddy, du hast dich zur Ruhe gesetzt. Verschwinde von hier!« Mit einem Mal wurde sich Lysa über das halbwüchsige Jammern in ihrer Stimme bewusst, und das machte sie verlegen. Doch die Erkenntnis, dass sie auf ihren eigenen Vater gefeuert hatte, sorgte dafür, dass sie sich wie ausgepumpt fühlte, schwindelig.
»Das mache ich, Liebes.« Wedge winkte ihr mit einem mahnenden Finger zu. »Lass dich nicht abschießen.«
»Das habe ich nicht vor, Daddy.«
Wedge passte seinen Kurs an und tauchte mit einem Mal noch
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