Wächter der Macht 03 - Sturmfront
Alema erkannte, dass dies nicht bloß irgendein Jedi war, der Ben folgte. Es war Tresina Lobi, eine der Meisterinnen, die während es Krieges gegen die Yuuzhan Vong in Cal Omas’ Hohem Rat gedient hatte.
Alema ließ ihre Hand auf ihr Lichtschwert fallen, während sie gleichzeitig hoffte, dass Lobi nicht den Fehler machen würde, die Parabolantenne über ihr Versteck schweifen zu lassen. Auf diese Distanz war die Antenne empfindlich genug, Geräusche aufzufangen, die so schwach wie Herzschläge waren, und das Letzte, was Alema wollte, war, dass ihre Anwesenheit entdeckt wurde.
Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Lobi war noch zwei Meter entfernt, als auf der anderen Seite der Hecke Lumiyas schneidende Stimme aufklang. »Jacen, ich bin beeindruckt.«
Alema riskierte es, den Blick von Lobi abzuwenden, und sah, wie Lumiya auf den nebligen Gehsteig hinaustrat. Ihre langen Gewänder schienen aus der Hecke herauszufließen, als wären sie nichts weiter als Schatten.
»Ihr habt ihn sehr gut unter Kontrolle.«
»Das ist keine Frage der Kontrolle.« In Jacens Stimme lag ein unmerklicher Anflug von Feindseligkeit. »Ben ist mein Cousin. Er liegt mir sehr am Herzen.«
Lumiya musterte Jacen hinter ihrem Schleier hervor, dann sagte sie: »Sich etwas zu Herzen zu nehmen ist gut – solange Ihr nicht zulasst, dass es Euch im Weg steht.«
»Es ist ein Unterschied zuzulassen, dass einem etwas im Weg steht, und es sinnlos zu zerstören«, konterte Jacen. »Ich fange an zu glauben, dass ich ihn womöglich zu seinem Vater zurückschicken sollte.«
Lumiyas Stimme klang auf einmal so alarmiert wie missbilligend. »Warum solltet Ihr etwas so Törichtes tun?«
»Um seine Ausbildung abzuschließen«, sagte Jacen. »Es fällt mir schwer, die Zeit zu finden, es selbst zu tun, und das macht ihn verwundbar. Du hast gesehen, wie er versucht hat, mich dazu zu bringen, sein Ego zu streicheln.«
»Das habe ich, und diese Art von Schwäche wird ihn zu einem Diener seiner Emotionen machen«, sagte Lumiya. »Auch wird sie ihn zu Eurem Diener machen, wenn Ihr sie geschickt nutzt.«
»Das ist nicht das, was ich mir für meinen Cousin wünsche«, sagte Jacen; er klang leicht abgestoßen.
»Was Ihr Euch wünscht, spielt keine Rolle!«, erwiderte Lumiya. »Was Ihr braucht, schon – und Ihr braucht einen Schüler.«
»Ich brauche einen Helfer «, konterte Jacen. »Da gibt es Jedi-Ritter, die mir besser dienen und weniger meiner Zeit in Anspruch nehmen würden – zum Beispiel Tahira Veila.«
»Tahira ist kein Nachfahre von Anakin Skywalker«, sagte Lumiya. »Sie hat nicht Bens Potential, und auf lange Sicht wird Sie Euch nicht so gut dienen wie er.«
Jacen schwieg einen langen Moment, ehe er schließlich fragte: »Meinst du nicht eher, dass sie dir nicht so gut dienen wird?«
»Das ist dasselbe«, erwiderte Lumiya rasch. »Wir dienen einem Zweck – obgleich ich da bei Euch meine Zweifel habe, Jacen. Ihr scheint Euch Euren Freunden und Eurer Familie mehr verpflichtet zu fühlen als Eurer Mission.«
»Wenn das bedeutet, sie vor unnützem Schaden zu bewahren, dann ja, das tue ich«, entgegnete Jacen. »Angeblich tun wir dies hier zum Wohle der Galaxis – und zur Galaxis gehören auch meine Freund und meine Familie.«
»Natürlich tun sie das. Ich hatte nicht die Absicht anzudeuten, dass es nicht so wäre.« Obwohl Lumiyas Worte versöhnlich waren, blieb ihre Stimme ernst und fordernd. »Aber die Galaxis ist größer als Eure Familie. Ihr müsst bereit sein, das, was Euch am Herzen liegt, einem größeren Zweck zu opfern.«
»Ich habe bereits bewiesen, dass ich dazu bereit bin«, sagte Jacen kühl. »Ich beweise es jeden Tag.«
»Das tut Ihr in der Tat.« Lumiyas Stimme wurde sanfter, und sie berührte mit der Hand Jacens Ellbogen. »Alles, was ich sage, ist, dass wir Ben in der Nähe behalten müssen. Ich weiß momentan noch nicht, inwiefern, aber ich habe das Gefühl, dass er sich als Schlüssel für unseren Erfolg erweisen wird.«
Jacen dachte einen Moment lang darüber nach, dann ließ er seinen Atem entweichen und nickte. »In Ordnung – fürs Erste. Aber in dem Moment, in dem ich den Verdacht kriege, dass du ihn bloß benutzt, um dich an Onkel Luke zu rächen …«
»Das werdet Ihr nicht, denn das tue ich nicht«, sagte Lumiya. »Alles, was ich tue, tue ich, um der Galaxis Frieden und Gerechtigkeit zu bringen.«
Alemas Bewunderung für die Frau wuchs von Sekunde zu Sekunde. Jacen Solo war nicht leicht zu täuschen.
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