Wächter der Macht 07 - Zorn
auch anderen Leuten Kraft gegeben. Sie angetrieben. Sie begeistert. Das war mal. Seit Mom umgebracht wurde, bist du wie jemand, dem ein Landgleiter auf dem Rücken steht. Völlig plattgedrückt, vor Schmerz kaum imstande, sich zu rühren. Ich meine, mir ging's nicht anders. Aber von mir ist dieser Landgleiter im Laufe der Zeit größtenteils wieder runtergerutscht. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass er auch von deinem Rücken verschwinden würde, sobald wir erfahren würden, dass diejenige, die Mom ermordet hat, gefangen genommen oder getötet wurde. Dass du dann wieder imstande wärst, dich zu rühren.«
Luke runzelte verwirrt die Stirn. »Ich kann mich rühren.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Und ich versuche, dahinterzukommen, warum das so ist.«
»Lass uns ein bisschen mit dem Lichtschwert trainieren.
Dann wirst du sehen, dass ich mich schneller bewege, als dir lieb ist.«
Ben schüttelte den Kopf. »Du bist immer noch nicht wieder du selbst. Die Leute stellen Fragen. So etwas wie: Wann wird Luke Skywalker endlich seine Mitte finden und die Dinge wieder besser machen? Keiner weiß, was er ihnen sagen soll.«
»Die Dinge besser machen?« Luke versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie sich dennoch in seine Stimme schlich. »Du meinst, wann ich mit den Fingern schnipse, diesen Krieg beende und dafür sorge, dass Blumenblätter auf alle zivilisierten Planeten herabregnen?«
»Ja, genau so.« Ben grinste, dann seufzte er. »Nein, ich denke, sie meinen bloß, wann du endlich wieder anfängst, richtig das Kommando zu übernehmen. Über die Jedi, um unserer Rolle in diesem Krieg gerecht zu werden? Um zu führen und nicht bloß zu dirigieren? Denn das ist ein Unterschied.«
Luke spürte, wie seine Stimmung sogar noch weiter sank. »Oh, Ben. Sie stellen diese Frage aus einem fehlgeleiteten Gefühl dessen heraus, was ich vollbringen kann. Ihre Erwartungen, wozu ich imstande bin, basieren auf Dingen, die passiert sind, als ich noch ein junger Mann war, mit blindem Glück und endloser Energie gesegnet ... und als man noch alle bekannten Machtnutzer der Galaxis an einer Hand abzählen konnte. Auch andere Jedi können, was ich kann.«
»Nein, können sie nicht. Sie sind nicht Luke Skywalker.«
Luke musterte für einen Moment die Oberfläche der Landezone. Sie diente zwar immer noch ihrem ursprünglichen Zweck, war aber abgewetzt, verwittert und rissiger als damals, als man sie gebaut hatte. Irgendwie schien ihm das die perfekte Metapher für seine Situation zu sein. »Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Auf meinem Rücken lastet kein Landgleiter, sondern das Gewicht von Jahren und Ereignissen. Das kann ich nicht abschütteln, und selbst, wenn ich es könnte, würde ich damit alles zunichtemachen, was ich daraus gelernt habe. Heut zutage bin ich als Lehrmeister von größerem Nutzen als Ressourcenlieferant. Das ist meine Rolle. Ich sollte wirklich langsam darüber nachdenken, mir einen vernünftigen Kandidaten zu suchen, der der nächste Großmeister wird.«
Ben schwieg lange Sekunden, und Luke fühlte, wie ein zunehmendes Gefühl von Verwirrung und Besorgnis von dem Jungen ausstrahlte.
Dann spürte er, wie Ben eine noch stärkere Emotion durchzuckte: Furcht. Luke schaute auf. um zu sehen, dass Ben mit einem Mal auf den Beinen war und ein Ausdruck schierer Beunruhigung in seinen Zügen lag.
Luke warf ihm einen fragenden Blick zu. »Was ist los?«
»Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Wie sind die richtigen Worte dafür?« Ben wandte sich von seinem Vater ab, sah sich um, als würde er auf Gesichtern, die nicht da waren, nach einer Bestätigung suchen, und drehte sich dann wieder um. Mit einem Mal war er so verzweifelt wie jemand an der Kreuzung eines Labyrinths, dem Sturmtruppen im Nacken saßen - welcher der verschiedenen Wege war der beste? Welcher Weg führte zu Gefangennahme oder Tod?
Und dann marschierte er hin und her, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und wühlte darin herum, als würde das plötzliche Durcheinander seinen Gedanken dabei helfen, aus seinem Kopf zu entfliehen. »Du willst bei Mom sein.«
»Natürlich will ich das. Du nicht?«
»Ja, aber für mich ist es etwas anderes. Ich will, dass sie hier ist, bei uns.« Ben blieb mitten im Schritt stehen und wirbelte herum, um seinen Vater anzusehen, eine anmutige Bewegung, die der Jedi- Meister Teil seines Verstandes durchaus zu würdigen wusste. »Aber du willst
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