Wächter der Macht 07 - Zorn
suchte Koyans Blick. »Noch fünf Minuten.«
Koyan nickte und tupfte sich mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn und den Wangen. »Gut.«
STERNENSYSTEM MZX32905, NAHE BIMMIEL
Alema grübelte darüber nach, dass sie Anhänger brauchte. Jetzt, wo sie eine Göttin war, sollte sie eigentlich welche haben.
Natürlich wirkte sie im Augenblick nicht besonders göttlich. Sie saß in einem lächerlich bequemen Polstersessel in der obersten Kammer von Lumiyas ehemaligem Habitat, der mit den gewölbten Wänden voller Bücherregale und der Transparistahlkuppel... mit ihrem alten, verkrüppelten Körper. In wenigen Sekunden würde sie diesen Leib jedoch abermals ablegen, um frei durch die Galaxis zu schweben, das Gleichgewicht im Universum wiederherzustellen und ihre neu gewonnene Macht zu genießen.
Wie närrisch Lumiya doch gewesen war, diese Gabe dazu zu verschwenden, irgendein uraltes Sith-Komplott zu verfolgen.
Was die Sith betraf, so würde sie sich bald mit ihnen auseinandersetzen müssen. Sobald Sie Leia in ein weinerliches, nutzloses Wrack verwandelt hatte - genau, wie sie sich Luke jetzt vorstellte -, würde sie ihre Aufmerksamkeit Korriban zuwenden und damit beginnen, die gefährliche Pestkolonie auszurotten, die die dortige Sith-Enklave darstellte.
Das würde eine Weile dauern. Ihre letzte Projektion auf Kashyyyk hatte sie ungeheuer geschwächt. Anschließend hatte sie tagelang geschlafen. Vermutlich würde das dieses Mal wieder so sein, doch Lumiyas Notizen machten deutlich, dass man mit zunehmender Übung mehr Durchhaltevermögen entwickelte.
Alema entspannte sich, schloss die Augen und ermutigte das gewaltige Reservoir dunkler Macht, das Hunderte Meter unter ihr im eigentlichen Asteroiden dräute, zu ihr emporzusteigen, sie zu durchströmen. Sie versteifte sich, als sie spürte, wie sich die Macht blind ihren Weg zu ihr hinaufbahnte. Als sie über Alema hinwegspülte, fühlte es sich zur einen Hälfte nach einem heißen Wasserfall und zur anderen nach einer galvanisierenden elektrischen Strömung an. jedoch zu sehr von bösartigen Emotionen erfüllt, um reinigend oder erfrischend zu wirken. Es verlieh ihr ein Gefühl von größerer Macht und Bestimmung, ja, aber darüber hinaus war es auch ein Eindringen in ihr innerstes Selbst, und an diesem Teil des Prozesses fand sie beim besten Willen keinen Gefällen.
Jetzt vollends von der dunklen Energie durchdrungen, ließ sie ihren Verstand treiben, suchte nach vertrauten Präsenzen in der Macht. Sie wusste, wo sie mit ihrer Suche beginnen musste: bei einer Ansammlung von Präsenzen, bei denen lebenslange Geduld im Widerstreit mit animalischer Kraft und Wut stand - auf dem Planeten der Wookiees.
Han und Leia waren jedoch nicht unter diesen Präsenzen. Verärgert dehnte Alema ihre Suche weiter aus.
Minuten vergingen, von denen jede einzelne ihre persönliche Energie weiter strapazierte, und dann fand sie sie: nicht zusammen. aber dicht beieinander, mit Tausenden von Leben um sich herum - aber bloß Tausenden, nicht Millionen oder Milliarden. Das wies daraufhin, dass sie sich auf einem Raumschiff irgendwo zwischen den Welten befanden. Sie ließ sich in ihre Nähe treiben, bevor sie die übrigen Präsenzen näher in Augenschein nahm, die in der Macht glühten, um eine zu finden, die zweckmäßig war.
Einige strahlten zu hell und waren zu stark, als dass es ihr möglich gewesen wäre, sich mit ihnen zu vereinen. Andere waren zu matt und würden ihr nicht den Anker verschaffen, den sie für ihr Vorhaben brauchte.
Eine Präsenz stach hervor. Sie strahlte vor Kraft, war jedoch sehr rein, unbefleckt von Zorn oder Erfahrung. Sie umkreiste die Präsenz, fasziniert von ihrer Naivität, ihrer Unschuld.
Als sie sie berührte, gelangte sie zu dem Schluss, dass es sich um ein Kind handelte - um ein schlafendes Mädchen. Das Kind regte sich, als Alema sich nach ihr ausstreckte, erwachte beinahe, doch Alema ließ beruhigende Gedanken durch die Macht strömen - Gefühle von Sicherheit und Geborgenheit, Eindrücke davon, in einem Nest zu sein, umgeben von Tausenden anderer, die wie sie waren und auf ihren vielen Beinen klickerten und umherschwirrten, alle fast identisch miteinander.
Ihre Emotionen ließen das Kind mehr erstarren, als es zu besänftigen, aber das genügte. Alema umschlang das Mädchen mit ihrem Selbst.
Jetzt war sie an diesem Ort verankert. Sie hatte eine Basis, von der aus sie auf die Jagd gehen konnte.
Sie machte sich auf die Suche nach Han
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