Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
dann manipulierte ich ihn und die Drood-Verräter und endlich den Elbenlord, damit dieser einen Pfeil von mir in dich schießen würde, Eddie. Damit du mich hierherbringen konntest, in die Gegenwart des Herzens. Ins Innere all seiner Schutzvorkehrungen. Ich hatte nie vor, dir solche Schmerzen zu verursachen, Eddie. Das ganze Leiden und die Schwäche wurden von meiner fremden Materie verursacht, die mit dem Halsreif des Herzens kollidierte. Du würdest es vermutlich einen Kurzschluss nennen. Der menschliche Körper war nie dazu gedacht, solche diametral im Gegensatz stehenden andersdimensionalen Substanzen aufzunehmen.«
»Wieso bin ich nicht gestorben, als Molly mir den Torques abgeschnitten hat?«, fragte ich.
»Droods sterben nur, wenn sie von ihren Torques getrennt werden, weil das Herz es so wollte«, sagte die Stimme. »Es durfte nicht riskieren, dass von seinen Spielzeugen welche loskommen. Aber das ist jetzt alles vorbei. Das Herz kann dir nicht mehr wehtun, Eddie; nicht, solange ich hier bin, um dich zu beschützen. Und deiner Familie wird es auch nicht mehr wehtun, wenn es erst einmal zerstört ist. Und obwohl ich das Herz so außerordentlich lange gejagt habe ... finde ich, dass es dein Vorrecht ist, ihm ein Ende zu bereiten, Eddie. Wenn du es willst.«
»Ich will«, sagte ich und zog den Eidbrecher aus meinem Gürtel und drehte mich um, um dem Herzen gegenüberzutreten.
»Das kannst du nicht machen!«, kreischte es. »Ich habe dich zu dem gemacht, was du bist! Ich habe deine Familie mächtig gemacht! Ich habe euch die Leitung über diese dämliche kleine Welt übertragen! Wag dich nicht, mir Schaden zuzufügen! Ich bin dein Gott!«
»Schlechter Gott«, sagte ich.
Ich hob den Eidbrecher hoch über meinen Kopf und ließ ihn krachend auf den riesigen Diamanten niederfahren. Die uralte Waffe nahm ihren schlichten, brutalen Aspekt an und trennte alle Kräfte auf, die das andersdimensionale Wesen zusammenhielten. Das Herz schrie gellend, sein Licht flackerte in großartigen Stakkatoimpulsen, und dann explodierte der mächtige Diamant ohne einen Laut. Er zersprang in Millionen von leblosen Bruchstücken, die wie Sand zu Boden fielen, bis vom Herzen nichts mehr übrig war. Es war ohnehin nicht viel an ihm dran gewesen; das Herz war die ganze Zeit über leer gewesen.
Und als das Herz endlich zerstört war, waren sämtliche Seelen, die so lange in ihm eingesperrt gewesen waren, endlich befreit. Sie manifestierten sich kurz in der ruhigen Luft des Sanktums, eine nach der andern, leuchteten auf und erloschen, zahllose schimmernde Formen, die in einer letzten Zurschaustellung der Freude über ihre Freiheit explodierten wie eine Unmenge von lautlosen Feuerwerkskörpern, ehe sie endgültig übergingen in das, was immer als Nächstes kommt. Molly schrie entzückt auf und klatschte in die Hände.
Und ganz am Schluss kam eine kleine Seele zu mir. Mein Zwilling. Mein Bruder. Er hing in der Luft vor mir, noch ein Baby, erst ein paar Tage alt, und dann entwickelte er sich plötzlich zur Erwachsenenform, zu meinem Alter, meiner Größe. Er sah aus ... wie das Gesicht, das ich jeden Tag im Spiegel sehe, bloß ohne die ganzen Falten, die Schmerz, Verlust und Pflicht darin hinterlassen haben. Mein Bruder betrachtete mich für einen langen Moment, und dann lächelte er mir zu, zwinkerte und war fort.
Und das war's.
Epilog
Jetzt, wo das Herz weg war, fühlte sich das Sanktum nicht mehr wie das Sanktum an. Es fühlte sich an wie die Stille nach der Explosion, die Ruhe nach dem Sturm, der unglaubliche Frieden, wenn man aufwacht und der Albtraum endlich vorbei ist. Das Sanktum war jetzt bloß ein leerer Raum, weitläufig und hallend, mit einer Schicht Sand auf dem Boden. Der Drache war tot, aber ich fühlte mich nicht wie ein Drachentöter.
»Wie fühlst du dich, Eddie?«, fragte Molly.
»Ziemlich gut«, antwortete ich. »Die Schmerzen sind weg, die Schwäche ist weg, und ich bin wieder ganz der Alte.«
»Nein, Eddie«, sagte sie sanft. »Wie fühlst du dich?«
»Ich weiß es nicht«, gestand ich. »Wie betäubt. Verloren ... Früher wusste ich immer, was ich war, worum es in meinem Leben ging. Dann wurde mir das weggenommen. Früher hatte ich immer eine Familie, und die ist auch weg. Alles weg ...«
»Du hast immer noch mich«, sagte Molly.
»Hab ich das?«
Sie legte mir die Hände auf die Schultern, zog mich dicht an sich heran und küsste mich. »Versuch mich loszuwerden, Dummkopf!«
»So«, sagte ich nach
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