Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
Matriarchin höchstpersönlich hat mir ihr Wort gegeben.«
»Sie benutzt dich, Matthew, genau wie sie mich benutzt hat.« Ich fühlte mich plötzlich müde, ausgebrannt. »Sie legt uns beide rein. Kannst du das denn nicht erkennen? Sie ist dazu bereit, dich über Bord zu werfen, nur um mich langsamer zu machen, bis erfahrenere Agenten hierherkommen können. Wir können der Matriarchin nicht mehr trauen, Matthew; sie hat jetzt ihre eigenen Absichten.«
Matthew sah mich an, als redete ich plötzlich in Zungen. »Sie ist ... die Matriarchin! Ihr Wort ist Gesetz! Wir leben und sterben nach ihrem Ermessen. So ist es immer gewesen. Und du bist nur ein dreckiger kleiner Verräter!«
Ich blickte um mich. Es war immer noch nichts von irgendwelcher Unterstützung für Matthew zu sehen. Möglicherweise war er wirklich der Einzige gewesen, der nahe genug gewesen war ...
»Ich brauche keine Hilfe, um einem Verräter wie dir einen Dämpfer zu versetzen!«, giftete Matthew.
»Ich bin kein Verräter«, sagte ich und machte einen Schritt auf ihn zu. Er wich nicht von der Stelle.
»Du bist schon immer ein Verräter gewesen«, sagte er, und sein Lächeln war jetzt kalt und unfreundlich. »Ein Verräter am Geist dessen, was wir tun. An der Aufgabe und den Traditionen der Familie. Man hätte dir nie so viel Freiheit einräumen dürfen; schau dich doch an, was das aus dir gemacht hat! Einen tollwütigen Hund, der frei herumläuft, der zum Wohle aller eingeschläfert werden muss!«
Ich sah ihn einen Moment lang prüfend an. Da lag eindeutig etwas in seiner Stimme und in seinem Lächeln ... »Das hier ist nichts Offizielles, nicht wahr?«, sagte ich schließlich. »Das ist der Grund, weshalb du ohne Rückendeckung hier bist: Die Familie weiß nichts hiervon. Du repräsentierst die Matriarchin, und sonst niemanden. Du bist nicht hier, um mich lebend zurückzubringen, stimmt's, Matthew?«
Sein Lächeln wurde breiter. »Wozu sollte das auch gut sein?«
»Ich habe dich noch nie leiden können«, sagte ich. »Du warst immer der Liebling des Lehrers.«
Wir rüsteten beide hoch, und das lebende Metall sprang um uns herum an seinen Platz. Es war unheimlich, Matthew in seiner Rüstung anzusehen, wie ein Spiegelbild. Ich wusste nicht, welche Waffen er haben mochte, aber ich glaubte nicht, dass er sie benutzen würde, aus Angst, dass ich sonst meine benutzen würde. Waffen würden die Situation zu unvorhersagbar gestalten. Und außerdem waren wir beide neugierig. Wir wollten das hier auf die harte Tour erledigen, Auge in Auge und Mann gegen Mann, einfach weil es schon Jahrhunderte her war, dass jemand das versucht hatte. Es kam sehr selten vor, dass zwei Droods im Gold kämpften. Außerhalb der Trainingseinheiten war es uns streng verboten, denn es war undenkbar, dass Drood gegen Drood kämpfen sollte. Es existierten zwar Aufzeichnungen solcher feindlicher Zusammenstöße in der Bibliothek, sehr alte Aufzeichnungen, aber sie bestanden aus vielen blumigen Worten und so gut wie keinen Einzelheiten.
Ich wollte das hier machen, und bei ihm war es nicht anders.
Und falls wir beide es aus den falschen Gründen machten, so war doch niemand hier, um uns aufzuhalten.
Die goldenen Hände ausgestreckt, sprangen wir vor. Gleich motiviert, gleich grimmig, gleich entschlossen. Wir krachten zusammen, und der Anprall von Rüstung gegen Rüstung klang wie eine große Glocke, die in den Tiefen der Hölle läutete. Wir schlugen hart aufeinander ein, ließen Hieb um Hieb mit all unserer verstärkten Kraft aufeinander niederprasseln und machten uns dabei nicht einmal die Mühe, uns selbst zu verteidigen. Die schrecklichen Klänge hallten in der leeren Straße wider, doch keiner von uns nahm irgendwelchen Schaden. Unsere Rüstung schützte uns. Ich spürte das Auftreffen seiner Fäuste kaum, und ich bin sicher, dass es ihm nicht anders ging. Alles, was wir machten, war, einander zu ermüden. Eine Zeit lang rangen wir unbeholfen miteinander, Brust an Brust, keiner von uns in der Lage, einen Vorteil zu erlangen.
Endlich brachte ich ihn zu Fall, und als er am Boden lag, trat ich ihm so fest in die Rippen, dass er mehrere Meter über die Straße schlitterte. Ich lief ihm hinterher, und während er sich noch aufrappelte, packte ich ihn mit beiden Händen, hob ihn hoch und schleuderte ihn gegen das nächste Gebäude. Die Wucht des Aufpralls trieb ihn halb durch die Mauer und er steckte einen Moment lang fest, während Backsteine, die sich gelöst hatten, auf seine
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