Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
nicht nötig, ich hab es begriffen“, sagte er stinkig.
Die anderen verkniffen sich ein Lachen.
Blair Hunter war wohl das größte Biest der ganzen Stadt. Was Intrigen und Beleidigungen anging, konnte ihr keiner das Wasser reichen. Zu meinem Glück machte sie letztes Jahr ihren Abschluss und studiert jetzt in Boston. Auch wenn sie nicht an der Kennedy zur Schule gegangen war, hatte ich Blair viel zu oft gesehen. Sie hatte mich noch nie gemocht, nicht einmal, als wir noch Kinder waren. Vielleicht lag es auch nur daran, dass Sam seine Zeit lieber mit mir verbrachte. Ihre feurerroten Haare, dazu dieser kühle Gesichtsausdruck, ließen sie kalt und unnahbar wirken — ausnahmsweise stimmten Äußeres und Charakter überein.
Die ganze Stunde über war ich mit meinen Gedanken bei diesem faszinierenden Jungen und seinen wundervollen Augen gewesen. Vielleicht sah er einfach nur für mich so gut aus. Ich konnte nicht sagen, was es war. Ich sah verstohlen zu ihm rüber, gleichzeitig schaute auch er hoch. Sein Blick ließ mich nicht mehr klar denken. Mein Herz flatterte unruhig. Dante dachte nicht daran wegzuschauen, nein, er machte es noch schlimmer, indem er ein Lächeln aufsetzte, das wahrscheinlich jedem Mädchen den Atem geraubt hätte.
„Sara! Sara!“, rief Keira nach mir.
Erst jetzt konnte ich meinen Blick von ihm abwenden.
„Hallooo … was ist denn los mit dir? Wir müssen zum Unterricht.“
„Ja … ich komme schon“, murmelte ich.
Ich hatte keine Lust auf eine Standpauke von Dad, weil ich wieder mal zu spät im Unterricht erschienen war. Deswegen packte ich schnell zusammen und folgte Keira. Wer dachte, als Tochter des Rektors hätte man irgendwelche Privilegien, irrte sich gewaltig. Er behandelte mich strenger als jeden anderen, eben weil ich seine Tochter war.
Ich hakte mich breit grinsend bei Keira ein.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Sam.
„Nichts, warum?“
„Du siehst aus, als hättest du was gewonnen.“
Ich zuckte nur leicht mit den Schultern, ohne näher darauf einzugehen.
„Hey, Süße“, begrüßte Maria mich und nahm Keiras Platz an meinem Arm ein, nachdem diese in ihrem Klassenzimmer verschwunden war.
„Hey. Wo warst du denn in der Mittagspause?“
Wir gingen die breite Treppe in den zweiten Stock hoch. Die Schüler begaben sich in die Klassenzimmer.
„Ich hab mit Kevin gegessen.“ Sie lächelte mich unschuldig an.
„Hast du mit ihm gegessen oder war er das Essen?“
„Er war das Dessert.“
„Du brichst ihm noch das Herz, Maria.“
„Ach was, er ist ein großer Junge, er wird es schon verkraften.“
Sie band sich rasch ihre langen, schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz hoch.
„Wie wäre es mal wieder mit einem reinen Mädchenabend?“, fragte Maria, als wir vor dem Klassenzimmer ankamen.
„Na klar, warum nicht“, antwortete ich. „Was hast du geplant?“
„Wir könnten uns im Joe`s treffen. Da waren wir schon lange nicht mehr“, sagte sie beim Hineingehen.
Mir war schon klar, warum Maria ins Joe`s gehen wollte. Sie fand den Kellner so sexy, dass sie ihm jedes Mal schöne Augen machte.
Wir setzten uns auf unsere Plätze.
„Das ist eine super Idee“, sagte ich fröhlich, während ich meine Geige aus dem Koffer nahm.
„Vielleicht wollen Keira und Hillary mitkommen.“
„Sicher kommen sie mit. Du kennst doch Keira, sie lässt sich keinen Tratsch entgehen.“
Marias Lachen erfüllte den Raum.
„Miss Coks, Ruhe“, ermahnte sie Mr. Travis.
„Ja, schon gut“, gab sie zickig und mit rollenden Augen zurück.
„Diesen Ton kannst du dir sparen.“
Der Unterricht begann mit Beethovens fünfter Symphonie. In zwei Monaten gaben wir ein Konzert für die Eltern und den Schulrat. Mr. Travis war ein Perfektionist, deswegen kannte er keine Gnade.
„Sehr schön, sehr schön, sehr schön“, wiederholte er immer und immer wieder.
Am liebsten hätte ich ihm meine Geige auf den Kopf gehauen und ihm seine dämliche Brille zerschlagen.
„So … und Schluss.“
Als die Tür aufging, wurde ich nervös.
„Oh, da sind Sie ja, Mr. Craven. Nehmen Sie Platz!“, sagte der Lehrer und zeigte mit der Hand auf das Klavier. „Wie ihr wisst, steht bald das alljährliche Konzert an. Da ihr meine besten Schüler seid, bin ich davon überzeugt, dass es dieses Jahr einfach grandios wird. Mr. Craven wird uns am Klavier begleiten.“
Ich wagte kaum, ihn anzusehen.
„Dante dürfte auch mit mir spielen“, flüsterte Kendra Louise zu.
Ihr Lächeln verriet, dass
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