Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
bloß fünf Minuten.“
Etwa zehn Minuten liefen wir durch den nassen Schnee, der sich auf den Straßen breitmachte, bis wir zur Unterführung kamen. Gerade als wir die Treppe abwärts liefen, fuhr die Bahn nach Brooklyn ein.
„Komm schon, Sara.“
Lachend rannten wir die letzten Stufen runter, darauf bedacht, uns auf den nassen Stufen nicht das Genick zu brechen.
Eilig kramte ich in meiner Brieftasche nach Kleingeld, um die Tickets zu bezahlen.
Die Leute strömten aus den Waggons. Ich hörte meine eigene Stimme kaum vor lauter Lärm, den die Menschen machten, die an mir vorbei zum Ausgang eilten.
Auf den letzten Drücker sprangen wir noch hinein, die Tür schloss sich hinter uns. Wir setzten uns neben ein älteres Ehepaar, das so süß aussah — als wären sie immer noch verliebt; er hielt ihre Hand und strich mit dem Daumen darüber.
„Hast du das Englischreferat schon fertig?“, fragte Keira.
„Ja, hab`s am Sonntag fertiggestellt. Du?“
„Ich mach es heute Abend, wenn wir zurückkommen.“
„Du warst wohl mit etwas anderem beschäftigt. Zum Beispiel deinen spanischen Prinzen anzuhimmeln.“
„Vielleicht“, antwortete sie mit breitem Grinsen.
Nach dreißig Minuten waren wir schon an unserem Ziel. Wir stiegen aus der überfüllten U-Bahn aus und machten uns auf, die anderen zu treffen.
Hillary und Maria warteten vor dem Café.
„Hallo, die Damen“, sagte Maria.
„Warum wartet ihr hier draußen? Es ist eiskalt“, sagte ich.
„Weil wir dachten, du schaffst es ausnahmsweise mal pünktlich zu sein“, antwortete Hillary.
„Macht nicht so einen Aufstand wegen der fünf Minuten, Mädels. Ich lade euch auf einen Kaffee ein. In Ordnung?“
„Na gut.“
Lachend betraten wir das Joe`s . Allen voran Maria. Ich hoffte, dass noch ein Tisch frei war und wir hatten auf Anhieb Glück. Der süße Kellner kam sofort auf uns zu, sobald er Maria erblickt hatte. Ich stupste sie leicht mit dem Ellbogen.
„Was?“, flüsterte sie mir zu.
Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.
„Hallo, Maria“, begrüßte er sie strahlend. „Hallo, die Damen.“
„Hey, Lukas, wie wäre es mit einem Tisch für mich und meine Freundinnen?“, fragte Maria.
„Gerne doch, wir sind heute ein wenig voll, aber da drüben ist noch einer. Ihr solltet euch setzen, bevor euch den einer wegschnappt.“
Keira zog sie von ihm weg. Dabei hatte Maria ein breites Lächeln auf ihren Lippen.
„Du flirtest ganz schön auffällig, Maria“, sagte Hillary, während wir uns setzten.
„Na und? Ich hab damit bis jetzt immer bekommen, was ich wollte. Und er ist so süß.“
„Ja und vier Jahre älter als du. Ich glaube kaum, dass ein Collegestudent mit einer Highschoolschülerin ausgeht.“
„Warten wir`s ab“, antwortete sie selbstsicher.
In einem Punkt hatte sie recht: Maria bekam immer, was sie wollte. Erstens war sie von sich überzeugt, zweitens sah sie hervorragend aus, drittens wusste sie, wie sie die Männer um den Finger wickeln konnte.
„Du solltest in die Politik gehen, anstatt Musik zu studieren, Maria. Du würdest es schaffen den Präsidenten davon zu überzeugen, dir zuliebe abzudanken“, sagte ich lachend.
„Bring mich nicht auf dumme Gedanken.“
Lukas trat an unseren Tisch. „Was darf ich euch bringen?“
„Für mich einen Kamillentee“, sagte ich.
„Für mich dasselbe“, bat Hillary.
Maria und Keira bestellten sich einen Kaffee.
Nachdem wir uns aus unseren Sachen geschält hatten, konnte ich die Frage, die mir im Kopf schwirrte, nicht mehr unterdrücken. Auch wenn sie unangenehm war und wir einen lustigen Abend wollten, musste ich wissen, wie es Michael ging. Schließlich hatte er mich seit der Kindheit begleitet. Hillarys Mutter und meine waren Freundinnen gewesen. Sie arbeiteten bei derselben Zeitung, wo sie sich auch kennengelernt hatten. Michael konnte die besten Witze erzählen.
„Habt ihr etwas von deinem Bruder gehört, Hillary?“ Ich hoffte meine Frage war nicht zu unpassend, aber er war schon so lange im Irak. Sofort sah ich die Traurigkeit in den Augen und bereute es, gefragt zu haben. „Tut mir leid, ich wollte nicht … “
„Schon gut Sara. Ich denke oft an ihn, ich vermisse meinen Bruder und hoffe jeden Tag, dass er nach Hause kommt. Wir haben vor ein paar Tagen einen Brief von ihm bekommen. Einer seiner Kameraden wurde erschossen und er ist nur knapp einem Bombenanschlag entgangen. Ich verstehe nicht, warum er als Arzt bei der Patrouille sein musste.“
Ich legte
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