Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
ihr meine Hand aufs Bein, eine tröstende Geste — zumindest hoffte ich, dass es so war.
„Meine Mom ist in Tränen ausgebrochen, Dad konnte sie kaum noch beruhigen. Ich weiß nicht, wie lange sie das noch aushält.“
„Wie geht`s Viktoria damit?“, fragte Keira.
„Wie schon? Scheiße natürlich. Mit der Ungewissheit zu leben, ob der Mann, den man liebt, lebend oder in einem Sarg aus dem Flugzeug rauskommt, das ihn nach Hause bringt, ist nicht gerade super.“
Schweigen legte sich auf unsere kleine Runde. Bedrückt sahen wir zu unserer Freundin, die so viel Leid durchlebte.
„Das Baby kommt in einem Monat“, sagte sie traurig. Eine Träne lief ihr über die sommersprossige Wange.
Ich konnte mir gut vorstellen, was sie gerade dachte. Wahrscheinlich fragte sich Hillary, ob ihr Bruder sein Kind je zu Gesicht bekäme, ob er es je würde im Arm halten können oder erleben, wie es anfing zu laufen. Mir schossen die Tränen in die Augen, die ich mit aller Macht versuchte zu unterdrücken, ich wollte es ihr nicht unnötig schwer machen.
„Ich hab ihm gesagt, er solle aus dem Militärdienst aussteigen und sich einen anderen Job suchen. Er hat als Jahrgangsbester abgeschlossen, jedes Krankenhaus hätte ihn genommen. Michael hätte nicht Arzt beim Militär werden müssen.“
„Hillary, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was können wir tun, um dich wenigstens ein bisschen davon abzulenken?“, fragte ich.
„Ich bin euch dankbar, dass ihr mir immer zuhört, aber ein anderes Thema wäre hilfreich.“
Die Stille schien nicht enden zu wollen. Keiner wusste so richtig, was er sagen sollte.
„Na, dann erzähl ich einfach mal was“, sagte Keira lächelnd, um die bedrückte Stimmung aufzuhellen. „Es ist ein völlig anderes Thema. Es ist jetzt vielleicht ein bisschen unpassend, aber Miguel und ich haben uns heute fast geküsst“, platzte es aus ihr heraus. „Sorry, Mädels, ich musste es jetzt einfach loswerden.“
Ich war froh, dass Keira das Wort ergriffen hatte.
„Warum nur fast?“, fragte Maria neugierig.
Ich sah Hillary an, wie ihr förmlich die Anspannung von den Schultern fiel.
„Ein Lehrer spazierte gerade vorbei, na ja, dann wurde er irgendwie nervös und musste ganz plötzlich schnell weg. Ich werde echt nicht schlau aus ihm.“
„Ich kenne da noch jemanden, der heute Nachmittag ganz starkes Herzklopfen hatte. Der Unterricht von Mr. Travis war äußerst interessant.“
„Darf ich raten, Maria? Ich wette es war Sara, nicht wahr?“, fragte Keira lachend.
„Und wie, du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als Dante in den Raum kam. Sie konnte keine einzige Note mehr spielen.“
Bevor ich irgendetwas sagen konnte, brachte der Kellner unsere Getränke.
„Danke, Süßer“, sagte Maria mit einem verführerischen Augenzwinkern.
„Maria, du erzählst nur Unsinn“, wehrte ich mich. Ich lief vor meinen Freundinnen rot an.
„Gib es schon zu.“
„Na gut, er ist süß. Herr im Himmel, wie könnte man den nicht sexy finden. Aber ich kenne ihn doch gar nicht, vielleicht ist er ein Verrückter.“
„Das glaube ich nicht“, sagte Maria, während sie einen Schluck Kaffee trank.
„Woher willst du das wissen?“
„Ach bitte, mit so einem Hintern kann man kein Verrückter sein.“
Wir sahen uns alle gegenseitig an und konnten nicht anders als zu lachen. Ich liebte es, Zeit mit ihnen zu verbringen, nichts war lustiger.
„Wie läuft es mit dir und Paul?“, fragte ich Hillary, um von mir abzulenken.
„Gut, besser denn je, muss ich zugeben. Ich muss euch was erzählen.“ Nervös spielte sie mit dem Löffel in ihrer Teetasse.
Gespannt darauf, was sie uns zu berichten hatte, sahen wir sie mit großen Augen an.
„Ich hab mit ihm geschlafen.“
„Und wie war`s?“ Typisch Maria, gleich mit der Tür ins Haus fallen.
„Maria, reiß dich mal zusammen“, sagte ich.
„Ihr seid meine besten Freundinnen, wem sollte ich es sonst sagen? Und da Maria uns fortlaufend über ihr Sexualleben informiert, dachte ich über ein wenig Abwechslung nach.“ Sie lachte fröhlich.
Da saßen wir nun, lachten, scherzten, hatten Spaß. Es war leichter ein Teenager zu sein, als erwachsen zu werden, Verantwortung zu übernehmen, sich Problemen zu stellen oder der Liebe.
„Ach du meine Güte“, stieß Maria heraus.
„Was ist?“, fragte Keira.
„Da draußen steht ein Gott und er ist nicht allein.“
Neugierig, was Maria da schon wieder entdeckt hatte, sahen wir durch das große Fenster des
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