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Während die Welt schlief

Während die Welt schlief

Titel: Während die Welt schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Abulhawa
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Oberschenkel, alles hängt nach unten. Aber das Geheimnis heißt Olivenöl.« Basimas Augen verengten sich und funkelten verschwörerisch, als sie sich zu Dalia beugte und ihr die Schönheitsrezepte erklärte, die sie einst selbst entdeckt hatte. »Das sind Frauengeheimnisse, die ich nur an dich und, insha’allah, Darwishs Ehefrau weitergeben werde, da Allah mich nicht dazu ausersehen hat, Töchter zu bekommen.«
    Basima führte Dalia durch ihren Kräutergarten und zeigte ihr, wofür die einzelnen Pflanzen gut waren. Sie war übermütig, weil sie so glücklich darüber war, ihr magisches Kräuterreich einem weiblichen Erben überlassen zu können. Sie hatte Dalia schon erklärt, wie sie Hasans Brustsalbe herstellen musste. »Für die Schönheit aber ist Olivenöl am wichtigsten«, flüsterte sie. »Du musst Pfefferminze und Basilikum im Öl zerstoßen und das Ganze auf deinem Körper verreiben, dann bleibt deine Haut straff. Wenn du die Mischung auf die Kopfhaut aufträgst, glänzt dein Haar schön.«

    Während dieser Augenblicke lernten Basima und Dalia einander lieben, und allmählich bildete sich ein Band der Mutterschaft und der Zuneigung zwischen ihnen, wie es zuvor keine von beiden gekannt hatte.
    Zehn Monate nachdem Yussuf auf die Welt gekommen war, hatte Dalia eine Totgeburt. Sie fiel in tiefe Trauer, sprach nicht mehr und kapselte sich ab. Eine hartherzige Frau aus dem Dorf, die sich bei Basima beliebt machen wollte, nutzte die Tragödie, um Dalia als unwürdig hinzustellen. »Das überrascht mich nicht. Die Beduinen sind bekannt dafür, mit der schwarzen Magie im Bund zu stehen. Wie hätte ein Mädchen wie Dalia auch sonst einen Mann wie Hasan für sich gewinnen können?«
    »Raus aus meinem Haus!« Basima stieß die Frau fort und ging zu Dalia. »Schluss mit dem Kummer, meine liebe Dalia. Lass uns eine neue Rose züchten, für einen neuen Anfang.« Damit holte sie ihre Schwiegertochter aus dem Tal der Tränen und beendete die Trauerphase.
    Drei Jahre später, als die Olivenbäume gerade ihre silbriggrüne Farbe verloren, explodierte eine Bombe in der Nachbarschaft. »Verdammte Zionisten! Was um alles in der Welt wollen die denn von uns?«, schrie Basima dem aufsteigenden Rauch entgegen. Die Ängste ihres Mannes waren jetzt auch ihre eigenen. Ihr Herz krampfte sich zusammen, in ihrem Kopf drehte sich alles, und ihre Beine gaben unter ihrem Körper nach, als sie in ihr Rosenbeet stürzte. Sie war noch am Leben, als Dalia auf sie zugerannt kam und ihre letzten Worte mitbekam: »Binti, binti!« Meine Tochter, meine Tochter.
    Nach Basimas Tod wurde Dalia zur Hüterin der Rosen. Sie kreuzte sie, um bestimmte Farben oder einen besonderen Duft
zu bekommen, so, wie Basima es ihr beigebracht hatte. Sie vergrößerte den Garten und pflanzte einen Busch der weiß gestreiften roten Rosen, Basimas Lieblingssorte, auf ihr Grab. Jede Woche ging sie zusammen mit Yussuf zum Friedhof, um die Rosen zu pflegen. Einige Monate später, als Dalias zweiter Sohn Ismael auf der Welt war, nahm sie auch ihn mit, in einer Trageschlinge auf dem Rücken.
    Doch als die Gefahr von Zionistenangriffen immer größer wurde, ging sie allein zum Friedhof und ließ ihre Jungen derweil im Schutze des Dorfes zurück, in der Obhut von Verwandten. Bei einer dieser Gelegenheiten kam es zu einem Unfall, der Ismaels Gesicht für den Rest seines Lebens zeichnen sollte.
    Jeder in der Familie hatte hinterher seine eigene groteske Version des Unfallhergangs. Yussuf, der einzige Augenzeuge, sprach nie darüber, auch nicht, wenn er danach gefragt wurde.
    Damals war Yussuf vier, und der Staat Israel war noch nicht geboren. Ismael war knapp sechs Monate alt. Er war unruhig gewesen an diesem Tag, hatte viel geweint, in derselben Wiege, in der schon sein Vater gelegen hatte. Sie war alt und abgenutzt, aber Basima hatte darauf bestanden, dass Dalia ihre Kinder hineinlegte, denn sie war von einem syrischen Sheikh gesegnet worden, dem man nachsagte, er könne die Kranken heilen und Wunder bewirken.
    Als Dalia schwanger mit Ismael war, hatte Basima persönlich das Seitengitter der Wiege mit Zedernholz verstärkt. Außerdem hatte sie einen neuen Bezug und ein Polster gekauft, das sie ebenfalls mit eigenen Händen festnagelte. Als Ismael in der Wiege lag und weinte, während Dalia auf dem Heimweg vom Friedhof war, nahm Yussuf das Baby aus den weichen, bestickten weißen Deckchen, die Basima genäht, aber vor ihrem Tod nicht mehr ganz fertiggestellt hatte, hoch. Weil

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