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Während die Welt schlief

Während die Welt schlief

Titel: Während die Welt schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Abulhawa
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Worte zu zerpflücken, die wie ein Treuebruch in der Luft hingen.
    »Genau, Ari. In Europa. Es waren nicht die Araber. Hier haben immer Juden gelebt. Deshalb sind auch so viele hierhergekommen, oder? Während wir geglaubt haben, es handle sich um arme Kerle, die bloß Zuflucht suchen und in Ruhe leben wollen, haben sie Waffen gehortet, um uns aus unseren Häusern zu jagen.« Hasan war nicht so wütend, wie er klang, denn er verstand Aris Schmerz. Er hatte von den Gaskammern, den Lagern, den Schrecken gelesen. Und es stimmte:
Frau Perlsteins Augen blickten, als ob das Leben schon lange aus ihnen gewichen wäre. Eins, zwei, drei … achtzehn hübsche Perlen.
    Hasan, der den bevorstehenden Konflikt vorausahnte, sagte: »Wenn die Araber in der Altstadt die Oberhand gewinnen, geht zum Haus meiner Tante Salma. Du weißt, wo sie wohnt. Sie hat ein großes Haus, ihr könnt euch dort verstecken.«
    Die Irgun, die Hagana und die Lechi. Die Briten bezeichneten sie als Terroristen. Die Araber nannten sie Yahud, Juden, Zionisten, Hunde, Hurensöhne, Dreck. Die neu eingewanderten Juden nannten sie Freiheitskämpfer, Gottessoldaten, Erlöser, Väter, Brüder. Wie immer sie genannt wurden – sie waren schwer bewaffnet, gut organisiert und bestens ausgebildet. Sie begannen sich die nichtjüdische Bevölkerung vom Hals zu schaffen – zuerst die Briten mit Lynchmorden und Bombenanschlägen, dann die Araber mit Massakern, Terror und Vertreibung. Es waren nicht viele, doch die Angst und der Schrecken, die sie verbreiteten, ließen das Jahr 1947 erbeben. Es waren Vorboten der Zukunft. 1947 und 1948, als Palästina noch unter britischem Mandat stand, kamen sie mindestens viermal nach Ein Hod.
    Der erste Angriff ereignete sich während des jüdischen Chanukkafestes am 12. Dezember 1947. Eine Explosion zerriss die Luft, und Dalia rannte schreiend vom Friedhof weg. Hasan eilte nach Hause, als er die Detonation hörte. Da er seine Frau dort nicht fand, raste er in Richtung Friedhof und traf Dalia unterwegs. Sie warf sich in seine Arme und schrie: »Die Juden kommen! Die Juden kommen!«
    Während aus dem Nachbardorf al-Tira Rauchschwaden aufstiegen, führte Hasan Dalia nach Hause, und die neugierigen und verängstigten Einwohner Ein Hods versammelten
sich auf dem Dorfplatz. Hasan ging ins Haus und legte seine Frau behutsam aufs Bett, wischte Blut von ihren Füßen.
    »Was ist passiert?«, fragte er und betrachtete ihr blutendes Bein.
    »Ich habe mich um die Rosen auf Basimas Grab gekümmert«, japste Dalia. »Dann hörte ich die Explosion, und aus der Hölle griff eine Hand nach meinem Bein. Aber ich bin immer weiter gerannt, und sie ließen von mir ab.«
    Den verängstigten kleinen Yussuf auf dem Arm, kam Yahya herein. »Sind alle da? Darwish schaut nach, ob mit den Pferden alles in Ordnung ist, und Ismael ist bei seiner Frau. Wo kommt dieses Blut her?«
    Es gab nur wenig, was den kleinen Yussuf mehr erschreckte als Blut. »Mama! Mama!«, begann er zu weinen.
    Dalia nahm ihren Sohn in den Arm und küsste seinen Kopf. »Es ist bloß ein kleiner Schnitt, mein Held.«
    »Ich gehe nachsehen, was zum Teufel da passiert ist«, brüllte Yahya auf dem Weg nach draußen.
    »Dein Fußkettchen ist weg!«, rief Yussuf an seine Mutter gewandt.
    »Ja, ich hab’s verloren.«
    »Jetzt klimperst du nicht mehr! Woher soll ich dann wissen, wann du kommst?«
    »Ich hab noch das andere« – Dalia wackelte mit dem Bein –, »siehst du?«
    Yahya stürmte wieder ins Haus. »Gott verfluche die Juden! Ein paar von denen haben eine Brandbombe auf ein Haus in al-Tira geworfen und sind in die Olivenhaine oberhalb des Friedhofs geflüchtet, wo ein Laster auf sie wartete. Sie müssen Dalia am Grab gesehen haben. Zum Glück haben sie sie nicht erwischt. Allah weiß, was sie getan hätten.«
    Yahya wurde immer zorniger und fassungsloser. Er ging im
Zimmer auf und ab, und seine gestikulierenden Hände ließen genauso wenig Zweifel an seiner Aufregung wie seine Stimme. »Wir brauchen ein paar verdammte Waffen! Wo sind die arabischen Armeen, während diese Hunde einen Ort nach dem anderen auslöschen? Was zur Hölle haben wir diesen Hurensöhnen getan? Was wollen sie von uns?« Er riss die Arme hoch, dann warf er sich in einen Sessel, lehnte sich zurück und richtete, zum Warten verurteilt, den Blick gen Himmel.
    »Wir legen unser Schicksal in die weisen Hände Allahs«, sagte Yahya und stand auf. Er eilte den Menschen in al-Tira nicht zu Hilfe. Wie die arabischen Länder,

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