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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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Sonnenstrahl durch die Wolken gebrochen. Ich kam mit meinen Gefühlen nicht klar. Diese schwindelerregenden, stürmischen, widerstreitenden Empfindungen hatte ich gegenüber Xavier nicht gekannt. Meine Zuneigung zu ihm war klar und unerschütterlich gewesen, ein Anker. Xavier hatte die einzige echte Konstante in meinem Leben dargestellt, und nun, da er nicht mehr da war, fühlte ich mich heimatlos. Wenn Bren nicht mehr da wäre, würde meine Welt nicht völlig zusammenbrechen, aber es wurde geradezu zur Sucht für mich, ihn zu betrachten. Was ich für ihn empfand, hatte Ähnlichkeit mit meinen Gefühlen für Xavier, deckte sich jedoch nicht mit ihnen, und das war verwirrend.
    Ich lud Bren häufig ein, mit mir in meinem Solarskiff nach Hause zu fahren, und er nahm öfter an, als er ablehnte, was ich für ein gutes Zeichen hielt. Er erzählte mir dann von bevorstehenden Tenniswettkämpfen oder den Vorgängen in UniCorp, über die er so einiges hörte. Auch Klatsch über seine Freunde war dabei – wie es anfangs aufgenommen wurde, als Otto und
Nabiki sich zusammentaten, dass Anastasia heftig in Wilhelm verknallt war, der seinerseits eine Oberstufenschülerin in seinem Aufbaukurs Astrophysik anschwärmte. Es machte Spaß, sich mit ihm zu unterhalten.
    Ich hätte gern gesagt, dass Bren und seine Freunde meine Rettung waren, aber es lag auf der Hand, dass seine Freunde, außer Otto, der nicht sprach, mich nur duldeten, weil Bren mich offenbar mochte. Es war nicht so, dass sie mich nicht leiden konnten, allerdings hegten sie auch keine erkennbare Sympathie für mich. Was mich nicht wunderte. Die meisten waren anscheinend schon seit der Unterstufe miteinander befreundet. Bei all ihrer Verschiedenheit — sie stammten aus allen Ecken des Globus und den Kolonien – hatte sie die Stellung ihrer Eltern in UniCorp zusammengeschweißt, fast als wären sie so etwas wie der Jungadel von UniCorp, und Bren der Kronprinz. Die einzigen Neuzugänge waren vor drei Jahren hinzugekommen, am Anfang der Highschool, als Anastasias Eltern sie von Neurussland auf Io hergeschickt hatten und Molly und Otto ihre Stipendien erhalten hatten. Auch wenn Otto mich bei unserem ersten Kontakt »Prinzessin« genannt hatte, entsprach ich offenbar nicht ihrer Vorstellung vom UniCorp-Königshaus. Eigentlich hätte ich in der Rangordnung über Bren stehen müssen, doch bis vor ein paar Monaten hatte noch keiner von mir gehört. Sie wussten nicht, was sie von mir halten sollten.
    Bren dagegen schien überhaupt nichts von ihrer Distanziertheit zu bemerken. Er bemühte sich immer ernsthaft, mich in die Gruppengespräche beim Mittagessen miteinzubeziehen, und dafür war ich ihm sehr dankbar.
    Und ein klein wenig besessen war ich auch. Wenn ich nicht gerade an Albträumen litt, versuchte ich, meine Träume mit Bren zu füllen. Die Erinnerung an Xavier war zu schmerzlich, und sonst konnte mich nichts gleichermaßen fesseln. Ich
zeichnete ein Porträt nach dem anderen von ihm, verwendete verschiedene Perspektiven und Mimiken, und versuchte zu verstehen, was hinter diesen Augen vorging. Meine größte Angst war es, dass er mein Skizzenbuch zu sehen bekommen und erfahren könnte, wie oft ich an ihn dachte.
    Bis ich begriff, dass diese Heimlichtuerei albern war. Schließlich wollte ich ja, dass er erfuhr, was ich für ihn empfand.
     
    OTTO?
    Es dauerte keine zehn Sekunden, bevor der Glockenton die Antwort ankündigte. Wir kontaktierten uns jetzt fast jeden Abend um zehn.
    HIER! HALLO MAL WIEDER!
    HI. KANN ICH DICH WAS FRAGEN?
    DU FRAGST MICH DAUERND ETWAS. JETZT BIN ICH DRAN.
    VERDAMMT, tippte ich. GLAUB MIR EINFACH: ICH BIN NICHT BESONDERS INTERESSANT.
    KOMM SCHON, MIR ZULIEBE. AUSSERDEM BIST DU MEINER FRAGE NEULICH AUSGEWICHEN: WIE WAR ES, AUS DER STASIS HERAUSZUKOMMEN?
    SEHR SCHMERZHAFT. VIEL BESSER KANN ICH ES NICHT BESCHREIBEN. DURCH DEN SCHOCK UND DIE LANGE STASIS HABE ICH DIE ERSTE WOCHE NUR VÖLLIG VERSCHWOMMEN ERLEBT. UND VON DA AN GING ES WEITER BERGAB. ICH WUSSTE NICHT, WIE DER HERD FUNKTIONIERTE, ALLE COMPUTER WAREN EIN BUCH MIT SIEBEN SIEGELN, ICH VERSTAND KAUM DIE HÄLFTE VON DEM, WAS DIE LEUTE SAGTEN. OBENDREIN KONNTE ICH NICHT MAL LOSGEHEN UND MIR UNTERWÄSCHE KAUFEN, OHNE DASS EIN HEER VON REPORTERN HINTER MIR HER WAR. BEVOR ICH ZUR SCHULE GING, FÜHLTE ICH MICH WIE EINE GESTRANDETE QUALLE, DER DAS WASSER GENOMMEN WURDE – IRGENDWIE FORMLOS UND UNTER STROM.
PATTY UND BARRY HÄTTEN GENAUSO GUT NICHT DA SEIN KÖNNEN. ALLE, DIE ICH KANNTE, WAREN

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