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Wärst du doch hier

Wärst du doch hier

Titel: Wärst du doch hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Swift
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worden. Die Eiche auf dem Barton Field war vielleicht damals schon alt. Und wer hätte gedacht   – seine Mutter bestimmt nicht   –, dass er, Jack Luxton, der erste Luxton sein würde (so wie er auch der letzte war), der dieses lange dicke Seil, an dem seine eigenen Hände sich schwielig gerieben hatten, durchschnitt und das Bauernhaus auf der Jebb Farm und alles Land dazu verkaufte und, zusammen mit Ellie, Besitzer eines Wohnwagenparks mit einem bequemen Leben geworden war?
    Er konnte Ellie die Schuld geben, wenn er wollte. Er war der einzige Mann, der übrig war, wer sonst sollte die Entscheidungen treffen? Aber Ellie wusste mit Gewissheit, welchen schwachen Punkt sie in ihm traf (so wie seine Mutter auch), als sie ihm ihren Plan unterbreitete.Und welchen anderen Plan hatte er parat, welche Lösung?
    »Ich habe es genau durchdacht, Jack, vertrau mir.«
    Eigentümer zu werden von etwas, das das genaue Gegenteil war von einem tief im Boden verwurzelten Bauernhaus. Ferienhäuser, noch dazu auf Rädern. Oder »Einheiten«, wie sie dazu sagten. Aber sie hatten sich klug angestellt, er und Ellie, sie hatten was draus gemacht   – mit beträchtlicher Anschubhilfe, zugegeben, von »Onkel Tony«. Und sie verdienten damit mehr, als sie je mit den beiden dem Untergang geweihten Farmen erwirtschaftet hätten. Es konnte sogar Spaß machen, lieber Himmel. Schließlich war Spaß das, was sie verkauften. »Spaß, Jacko, meinst du nicht, es ist Zeit, dass wir auch ein bisschen Spaß haben?« Und damit nicht genug, flogen sie jeden Winter in die Karibik.
    Aber nicht diesen Winter. Klar. Ihm jedenfalls war es mehr als klar gewesen. Aber Ellie offenbar nicht. Und das war der Anfang von dem hier gewesen.
     
    Er blickt zu den regennassen Wohnwagen hinunter. Sie zerren immer noch an ihm. Lookout Cottage hier oben, da unten die Wohnwagen, aus dieser Entfernung kaum mehr als kleine weiße längliche Vierecke. Sie erinnern ihn an etwas, er weiß aber nicht genau, woran. Der Witz war, dass er die ganze Zeit ein Fernrohr auf den Platz gerichtet hatte, er war nicht nur der Farmer Jack, manchmal war er auch der Kommandant. Jeden Tag fuhr er runter oder ging zu Fuß und überzeugte sich davon, dass alles in Ordnung war. Bei gutem Wetter war er entsprechend angezogen: Shorts und ein Bermuda-Hemd (XL)und eine von den Baseball-Mützen, die sie hatten machen lassen und gratis an die Gäste verteilten, mit dem LOOKOU T-Schriftzug und dem Leuchtturmmotiv   – Gold auf Schwarz   – oberhalb des Schilds.
    Zweiunddreißig Einheiten. Alle »die besten ihrer Klasse«, konnte er wahrheitsgemäß sagen, auch wenn die Klasse nicht die allerbeste war. Über die Melkanlage auf der Jebb Farm hätte er das niemals sagen können.
    Mit dem Zerren hätte er nie gerechnet. Die Hälfte des Jahres standen sie leer, aber manchmal, merkwürdigerweise, so wie jetzt, war das Zerren dann umso stärker. Und in der anderen Hälfte waren sie von einer wechselnden Bevölkerung auf Zeit bewohnt   – von Wandervolk, Umherziehenden, Fliehenden im eigenen Land.
    Eigentlich war es nichts weiter als ein Feldlager da unten, so fühlte es sich an, wie die Station einer zerlumpten Truppe auf Expedition. Am Morgen könnte alles verschwunden sein   – an jedem Morgen   –, und nichts bliebe zurück als die Reifenspuren auf der Wiese. Das war das Zerren. Nicht Rinder, auch nicht Wohnwagen, sondern Menschen.

5
    Ellie sitzt in dem von Wind und Regen gepeitschten Cherokee, in einer Haltebucht an der Küstenstraße bei Holn Head, in Gedanken bei ihrer Mutter.
    Der Wagen steht in Richtung Holn, was sie bisher immer die Richtung nach Hause genannt hätte. Und an einem klaren Tag konnte man von hier, wo sie steht, ohne weiteres nicht nur die feine Linie der Küste sehen, sondern auch, wenn man das Auge von dem Landvorsprung nach oben wandern ließ, den sehr fernen weißen Fleck von Lookout Cottage. Es war ja an dieser Stelle, zusammen mit einem inzwischen abgerissenen Leuchtturm, wegen der gut sichtbaren Position gebaut worden. Und an einem klaren Tag, sagen wir an einem feinen Sommertag, wäre es von Lookout Cottage gleichermaßen möglich, das ferne Glitzern und Gleißen von Autos zu sehen   – mit ein, zwei Eiswagen dazwischen   –, die in der Haltebucht von Holn Cliffs standen, während die Passagiere die Aussicht bewunderten.
    Heute gibt es keine Aussicht. Auch Holn Head ist nichts als eine vage, vorstehende Masse dunkleren Graus inmitten des allgemeinen Graus, und

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